Alles kommt wieder, in der Kunst, im Leben, in der Politik sowieso. Im Weißen Haus etwa macht man derzeit Deals, die „fair“ zu sein haben – wenngleich auch nur für eine Seite. Der erste Dealmaker im Oval Office ist der aktuelle US-Präsident aber nicht: Vor 90 Jahren initiierte Franklin D. Roosevelt den „New Deal“, ein Reformprogramm, das die kriselnde US-Wirtschaft beleben, die Menschen beschäftigen und den Kapitalismus regulieren sollte.
Zumindest kurzfristig hat das geklappt, zum Erfolg dieses Programms beigetragen hat auch Frank Capra: Der Regisseur war in den Dreißigerjahren auf der Höhe seines Erfolgs, mit seinen Filmen „Mr. Deeds goes to Town“, „It happened one Night“ oder „Mr. Smith goes to Washington“ erzählte er auch von Gemeinschaft und sozialer Gerechtigkeit. Sie spiegelten den Geist von Roosevelts „New Deal“. Der in Sizilien geborene und als Kind nach Amerika ausgewanderte Francesco Rosario Capra gewann im Laufe seiner Karriere drei Regie-Oscars, das Filmmuseum München startet mit einer Retrospektive seiner Filme in die neue Saison.
„Frank Capras Traum von Amerika“ lautet deren Titel, sie beginnt am 9. September mit einer Capra-Doku sowie seinem vor 100 Jahren entstandenen, noch stummen Spielfilmdebüt „The Strong Man“. Bis Februar 2026 werden jeden Dienstag Filme von Capra aufgeführt, unter anderem Evergreens wie „Arsenic and Old Lace“ oder „It’s a Wonderful Life“. Ausgerechnet letzterer war in seinem Entstehungsjahr 1946 ein kommerzieller Flop, der Zeitgeist (und die Politik) hatten sich geändert. Capras Hymne auf einen von James Stewart gespielten „kleinen Mann“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als realitätsfern und sentimental aufgenommen. Heute gilt der Film als Capras Bester und ewiger Weihnachtsfilmklassiker. Es wird spannend zu sehen sein, wie man seine anderen Filme und sein Amerika-Bild heute wahrnimmt.
Es geht aber nicht nur um Hollywood im aktuellen Herbst- und Winterprogramm des Filmmuseums: So startet am 10. September eine Hommage an den japanischen Regisseur Shinji Sōmai, der in den Achtziger- und Neunzigerjahren als wegweisend für das japanische Kino galt und prägend für eine Generation nachfolgender Filmemacher. Hierzulande kennt man sein Werk kaum, diese Filmreihe ist also auch etwas für ein entdeckungsfreudiges Publikum.

Sehr viel bekannter ist der Name Orson Welles, der vor 40 Jahren starb und dem das Filmmuseum im Herbst ebenfalls eine umfangreiche Retrospektive widmet. Los geht es am 10. September mit seinem Debütfilm aus dem Jahr 1941, der noch heute viele „Beste-Filme-aller-Zeiten“-Listen anführt. Die Medienmogul-Saga „Citizen Kane“ ist und war ein Meilenstein, ein Meisterwerk, an dem der Regisseur zeit seines Lebens gemessen wurde.
Dabei hat er noch viele andere und nicht minder aufregende Filme wie „The Magnificent Ambersons“, „The Lady from Shanghai“, „Touch of Evil“ oder „The Trial“ gemacht. Auch sein bekanntester Film „The Third Man“ (in dem er „nur“ mitspielte und am Drehbuch mitschrieb) steht auf dem Spielplan, ebenso wie David Finchers' „Citizen Kane“-Hommage „Mank“ (2020).

Im Oktober und November starten die Reihe „Filme der Perestrojka“ (mit sowjetischen Filmen aus den Achtzigerjahren), das Rumänische Filmfestival sowie die Fortsetzung der Retro „Iranische Klassiker“ mit Filmen von Abbas Kiarostami oder Jafar Panahi. Das Underdox-Festival und der Werner-Herzog-Filmpreis kehren ebenfalls zurück; der gerade erst beim Festival in Venedig für sein Lebenswerk geehrte Herzog wird zu diesem Anlass auch wieder nach München kommen. Zum Jahreswechsel starten Retrospektiven zu Ehren von Luchino Visconti, Werner Penzel und dem Filmkomponisten Oscar Straus. Und ab Ende November wird mit Christel Buschmann („Comeback“, „Auf immer und ewig“) auch eine Regisseurin geehrt.
Saisonstart im Filmmuseum, ab 9. September, Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1

