Kino:Von Dostojewski bis Bruce Willis

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Rarität auf großer Leinwand: "Der Mörder Dimitri Karamasoff" von 1930/31. (Foto: Filmmuseum München)

Im Filmmuseum München beginnt die neue Spielzeit. Gezeigt werden Literaturadaptionen, italienisches Kino und Weihnachtsfilme.

Von Josef Grübl

Dasselbe bitte, nur ein bisschen anders: Im Münchner Filmmuseum ist dieses Motto in den kommenden Wochen Program; man ehrt auf der Kinoleinwand das Werk von Fjodor Dostojewski, dessen Geburtstag sich dieser Tage zum 200. Mal jährt. Der russische Schriftsteller feierte bereits zu Lebzeiten große Erfolge, im Jahr 1909 wurde mit "Schuld und Sühne" erstmals einer seiner Romane verfilmt. Schon bald folgten Adaptionen von Meisterwerken wie "Die Dämonen", "Der Idiot" oder "Die Brüder Karamasow", es gab einen regelrechten Dostojewski-Boom, bis heute entstanden knapp 300 Verfilmungen seiner Bücher.

Mit seinem umfangreichsten Werk geht es auch los: Am Freitag, 19. November, wird "The Brothers Karamazov" aus dem Jahr 1958 in der englischen Originalfassung gezeigt. In dieser Hollywood-Variante der Geschichte rund um einen unmoralischen Vater und seine Söhne spielten Yul Brynner und Maria Schell die Hauptrollen. Das Lexikon des Internationalen Films war davon wenig angetan: "Anspruchsvoll angelegte, jedoch vordergründige Dostojewski-Verfilmung, die von der geistigen Substanz und metaphysischen Tiefe des Romans nur Spuren rettet." Ein Erfolg wurde der Film von Richard Brooks trotzdem, er war zum Festival in Cannes eingeladen, erhielt eine Oscar-Nominierung und erreichte die Nummer eins der US-Kinocharts.

Mit Regisseurinnen aus Italien startet das Filmmuseum ins neue Jahr

Dieselbe Geschichte, nur ein bisschen anders erzählt, wird in den Tagen darauf gezeigt: Dann stehen der tschechische Film "Karamazovi" aus dem Jahr 2008, der deutsche Stummfilm "Die Brüder Karamasoff" (1920) sowie der 1931 entstandene Tonfilm "Der Mörder Dimitri Karamasoff" auf dem Spielplan, in den beiden letztgenannten Produktionen spielte Fritz Kortner die Hauptrolle. Gerade die Gegenüberstellung der Filme aus verschiedenen Ländern und Epochen macht die Reihe spannend. Bis in den Januar hinein werden unterschiedliche Versionen von "Schuld und Sühne", "Der Spieler" oder "Weiße Nächte" aufgeführt, von Regisseuren wie Luchino Visconti, Robert Bresson oder Aki Kaurismäki.

Der Spielplan bleibt weiterhin eingeschränkt, an den meisten Tagen gibt es nur eine Vorstellung pro Abend, die inhaltliche Bandbreite ist aber enorm. Das Zuschauerkino findet im neuen Programm ebenso Platz wie Vorträge zum Thema "Film und Psychoanalyse"; am 2. Dezember sind zudem 3D-Western aus den Fünfzigerjahren eingeplant.

Besonders hübsch ist die Weihnachtsfilm-Reihe; vom 14. bis 22. Dezember werden neun Spielfilme aus Großbritannien, Frankreich, Schweden oder Deutschland aufgeführt. Natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit Hollywoodklassikern wie Frank Capras "It's a Wonderful Life" (1946) oder Michael Curtiz' "We're no Angels" aus dem Jahr 1955. Selbst der Achtzigerjahre-Actionhit "Die Hard" mit Bruce Willis gilt als Weihnachtsfilmklassiker, ohne den viele Menschen die Feiertage nicht überstehen würden.

Mit jungen Regisseurinnen aus Italien startet das Filmmuseum ins neue Jahr: Ab 11. Januar werden Filme von Laura Bispuri, Chiara Bellosi oder Letizia Lamartire gezeigt.

Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, Termine: www.muenchner-stadtmuseum.de/film

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