Filmkunst-Tipp:Pelikanblut

Im Drama von Katrin Gebbe steht ein adoptiertes Mädchen im Mittelpunkt, das für ihr Umfeld zur gewaltigen, ja übermenschlichen Herausforderung wird. Ihre Adoptivmutter versucht mit unkonventionellen Mitteln zu helfen.

Von Susanne Hermanski

Als Pelikanblut 2019 in Venedig Premiere hatte, drängte sich unweigerlich der Vergleich zum anderen deutschen Film der Stunde auf: Systemsprenger. Wie Nora Fingscheidt stellt auch Katrin Gebbe (Tore tanzt) ein Mädchen in den Mittelpunkt ihres Dramas, das für ihr Umfeld zur gewaltigen, ja übermenschlichen Herausforderung wird. Auch dieses Kind droht aus einem tiefen Trauma heraus mit seinen Ausbrüchen von Jähzorn und manipulativen Kräften alle Strukturen zu zerrütten - auch jene, die dem Kind von Herzen helfen wollen. Gebbe allerdings setzt einen anderen Akzent. Sie variiert das Sozialdrama um ein Adoptivkind im Verlauf des Films immer mehr in Richtung Psychothriller. Das Thema eignet sich: Weniger weil Gebbe es in quälenden, oft zermürbend langsamen Einstellungen erzählt. Sondern weil die Verzweiflung der Ersatzmutter (Nina Hoss als Pferdehofbesitzerin) zu unkonventionellen Schritten im Umgang mit dem äußerlich engelsgleichen Kind treibt: Sie versucht nicht nur über die Grenzen der Selbstaufgabe hinaus die Kleine doch zu retten, sie sucht gar Hilfe bei einer Teufelsaustreiberin. Ein Kniff, der manchen Zuschauer in Venedig verwirrt bis schockiert zurückließ, andere aber als mutig begeisterte.

Pelikanblut, D 2019, Regie: Katrin Gebbe

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