Süddeutsche Zeitung

Romantische Komödie:Deutsch-israelische Dreifaltigkeit

"Kiss me kosher" handelt von einem lesbischen Paar und seinen Familien. Die Dialoge sind witzig, die Figuren schräg.

Von Franziska Herrmann

Die 93-jährige Berta und ihre lebensfrohe Enkelin Shira sitzen Monopoly spielend im Garten und rauchen, bis der Aschenbecher voll ist. Dabei plaudern sie über das Alter und die Liebe. Zwei Ladys eben. Bei der Partnerwahl mögen sie es etwas kontroverser: So trifft Berta einen Palästinenser und Shira verknallt sich in Maria. Und die ist - oh Schreck! - eine Deutsche. Aus einem herunterkullernden Ring wird ein Heiratsantrag, wenig später ist Shiras deutsche Verlobte schon beim Schabbat-Essen dabei und lernt die ganze Familie kennen. Während Shiras Eltern über "die neue heilige Dreifaltigkeit" ("lesbisch, jüdisch, nicht deutsch") witzeln und ihr Bruder Liam das junge Frauenpaar gleich zum Thema seines Dokumentarfilms macht, kann die Holocaust-Überlebende Berta das Glück ihrer Enkelin mit einer Deutschen ganz und gar nicht hinnehmen.

Kiss me kosher ist eine romantische Komödie und erfrischt mit witzigen Dialogen und wunderbar schrägen Figuren. Mit lässigem Augenzwinkern lässt die Regisseurin und Drehbuchautorin Shirel Peleg in ihrem Spielfilmdebüt jüdische und deutsche Eigenarten aufeinander prallen. Sehr charmant spielen Moran Rosenblatt und Luise Wolfram das deutsch-israelische Pärchen. Sie sind so unkonventionell und heiß verliebt, dass sich die mondäne Großmutter (Rivka Michaeli) eigentlich nur beugen kann. Ob die alte Dame wohl bei ihrer starren Haltung bleibt oder die Chance auf einen Neuanfang (auch für sich selbst) erkennt?

Kiss me kosher, Regie: Shirel Peleg

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Quelle:
SZ vom 09.09.2020
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