Süddeutsche Zeitung

Filmfestival:Keimzelle für Kreative

Die Leistungsschau der jungen Münchner Filmtalente "Flimmern & Rauschen" zeigt 80 Werke an drei Tagen. Im Gasteig HP8 wird es blutig, romantisch - und in jedem Fall vielversprechend.

Von Barbara Hordych

Was passiert, wenn das Corona-Virus Schüler und Schülerinnen in Zombies verwandelt? Die Pseudo-Dokumentation "Corombies" soll Klarheit bringen. Dreimal in der Woche müssen die Schüler zu einem speziellen Test vor die Klasse treten: Der Lehrer öffnet eine Brotdose, die ein blutiges Steak enthält. Während die einen sich naserümpfend abwenden, finden andere den Geruch verlockend - sie sind bereits zu Fleisch fressenden "Corombies" mutiert.

Als Benjamin sich einen Jux macht und vorgibt, den Steak-Geruch zu mögen, wird er vom Lehrer zu den anderen "Corombies" in die Turnhalle gesperrt, da helfen ihm keine Beteuerungen, dass er sich nur einen Spaß erlaubt habe. Dort warten bereits drei Gestalten mit blutverschmierten Gesichtern auf ihn.

Drehbuch, Regie, Kamera, Ton - beim elfminütigen Spielfilm "Corombies" haben die 13-jährigen Jugendlichen des Wahlfachs Film der Städtischen Fridtjof-Nansen-Realschule alle Aufgaben selbst übernommen. Er ist einer von 80 Filmen, die vom 30. März bis zum 1. April beim Nachwuchsfilmfestival "Flimmern & Rauschen" im Gasteig HP8 gezeigt werden.

Sind die jungen Filmschaffenden einige Jahre älter, rückt vor allem Zwischenmenschliches in den Mittelpunkt. Insbesondere romantische Gefühle werden mal ernsthaft und philosophisch, mal witzig reflektiert. So versucht in dem Spielfilm "Die Mehrweg Affäre" der junge Hobbydetektiv Milan die große Liebe seines Freundes aufzuspüren. Die hat Vitus ganz prosaisch im Supermarkt kennengelernt, beim Einwerfen von Pfandflaschen. Wohin der herrlich hilflos-schräge Dialog zwischen Vitus und seiner "mystischen Mätresse vom Pfandautomaten", inszeniert von Derik Rodrigues vom Filmkollektiv Drehmetrie, letztendlich führt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Es ist aber im weiteren Verlauf ausgesprochen amüsant mitzuverfolgen.

Wohingegen der Weg der jungen Talente, die jedes Jahr ihre Werke bei "Flimmern & Rauschen" zeigen, sich an einem anderen Film ablesen lässt. Auch "Die Telefonzelle" erzählt von einer in die Irre laufenden Annäherung, in diesem Fall will Tom für seine Traumfrau Anna eine Überraschungsparty organisieren. Doch die Gäste werden von der Barfrau aus vermeintlicher Raumnot (die Bar ist leer!) in eine Telefonzelle verwiesen. Und nein, die Mitnahme von Gläsern und Alkoholika in Flaschen ist dorthin nicht gestattet, lautet die strenge, kafkaesk anmutende Hausregel.

Das Drehbuch stammt von Lukas März - der auch gemeinsam mit Kilian Bohnensack Regie geführt hat - und man merkt dem Kurzfilm an, dass hier ein junger Filmprofi am Werk ist. Gerade hat März sein Drehbuch-Studium an der HFF beendet, sein Abschlussdrehbuch ist eine "historische Komödie, die im Zweiten Weltkrieg spielt", erzählt er. Und die habe er bereits an eine Münchner Filmproduktion verkauft. Weil er der Ansicht ist, dass ein gutes Drehbuch für einen ebensolchen Film unverzichtbar ist, will er am Samstag von 10 Uhr an im Austausch mit anderen Filmemachern und Interessierten analysieren, was eine gute Geschichte ausmacht. Um eine Anmeldung wird gebeten: jana.frisch@jff.de.

Flimmern & Rauschen, Do., 30. März, bis Sa., 1. April, Gasteig HP8, Saal X, Programm unter flimmernundrauschen.de

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