Filmfest München:Welche Highlights auf Sie warten

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Wovon die schlafende Schöne wohl träumt? Klären wird sich das erst am Ende des Filmfests, denn sie entspringt dem diesjährigen Abschlussfilm Märchen der Märchen. (Foto: Concorde)

Auf dem Programm steht mehr als Kino: Öffentliche Partys, Fragestunden mit den Stars und Debatten - und am Ende küren die Zuschauer den besten Film. Ein Überblick über die kommenden Tage.

Von Josef Grübl

Allerorten muss sich der Konsument heute beteiligen, sei es an der Tankstelle, am Fahrkartenautomat oder in der Schlange beim Systemgastronomen. Auch das Filmfest setzt auf die aktive Beteiligung des Publikums, mit trister SB-Mentalität hat das zum Glück aber nichts zu tun. Die Zuschauer sollen mitmachen, dafür erhalten sie Einblicke, die ihnen für gewöhnlich verwehrt bleiben.

Auf dem Programm steht mehr als Kino, so sind in den kommenden anderthalb Wochen Begegnungen mit Persönlichkeiten möglich, deren Lächeln man sonst nur von der großen Leinwand kennt. Viele nationale und einige internationale Schauspielstars haben ihr Kommen zugesagt, ebenso bekannte Filmemacher wie Alexander Payne, Anders Thomas Jensen oder Andrea Di Stefano.

"Der Deutsche Film kann gar nicht besser sein"

Die meisten von ihnen sind nach den Vorstellungen anwesend, auch hier ist das Publikum gefragt: "Q&A" lautet die Parole, Fragen und Antworten (Questions and Answers) also. Nach solchen Fragerunden sieht man die Filme manchmal in einem völlig anderen Licht, allein dafür lohnt sich schon der Kauf einer Kinokarte.

Ein besonderes Erlebnis sind die Gala-Preisverleihungen, bei denen Jean-Jacques Annaud und Rupert Everett geehrt werden. Karten für diese Veranstaltungen sind im freien Verkauf erhältlich. Kostenlose Tickets gibt es für die Veranstaltungsreihe "Filmmakers Live" im Gasteig. Dabei erzählen Schauspieler und Regisseure von ihrer Arbeit - Fragen aus dem Publikum sind ausdrücklich erwünscht.

Am 29. Juni wird Fassbinder-Veteran Ulli Lommel in der Black Box von seiner Zusammenarbeit mit Andy Warhol erzählen, im Vortragsaal der Bibliothek (VSB) findet am 3. Juli um 16 Uhr ein Gespräch anlässlich des 30. Todestages des Journalisten und Filmhistorikers Joe Hembus statt. Der Titel dieser Veranstaltung bezieht sich auf seine bekannteste Veröffentlichung, über die man auch Jahrzehnte später noch vorzüglich streiten kann: "Der deutsche Film kann gar nicht besser sein."

Das Filmfest - ein Sommerfestival

Wie gut der deutsche Film im Jahr 2015 tatsächlich ist, lässt sich am 30. Juni um 19 Uhr im VSB verfolgen: Regisseur Daniel Harrich diskutiert mit Beteiligten und Gästen über die Entstehung seines Thrillers Meister des Todes. Der fürs Fernsehen gedrehte Film greift das Problem der Waffenlieferungen in Krisengebiete auf; eine heikles Thema, das im Bundestag für hitzige Kontroversen sorgt.

Hier erlebt ein Mitarbeiter einer deutschen Rüstungsfirma (Hanno Koffler), wie Waffen nach Mexiko eingeschleust und damit Staatsgewalt, Korruption und Drogenkrieg angeheizt werden. Die angeblich so strengen Kontrollmechanismen haben versagt; als er auspacken will, bringt er eine Lawine ins Rollen. Moderiert wird diese Podiumsdiskussion von Susanne Hermanski, Leiterin der Münchner Kulturredaktion der Süddeutschen Zeitung. (Der Film selbst wird am 30. Juni um 17 Uhr im Carl-Orff-Saal und am 2. Juli um 10 Uhr im City gezeigt.)

Das Filmfest ist ein Sommerfestival, eine Sonnenbrille auf dem Plakat zeugt davon. Um dabei zu sein, muss man also nicht zwingend ins Dunkel eines Kinosaals abtauchen. Wie jedes Jahr findet im Gasteig eine Open-Air-Filmreihe statt, der Eintritt ist frei. Das Motto lautet "Swing", entsprechend schwungvoll liest sich das Programm: Gezeigt werden Francis Ford Coppolas The Cotton Club (28. Juni), Anthony Manns Glenn Miller Story (1. Juli) oder Woody Allens Sweet and Lowdown (2. Juli).

Im Museum dreht sich die Discokugel

Auch nach den letzten Vorstellungen ist das Publikum gefragt: Partys nehmen beim Filmfest eine immer größere Rolle ein. Zu einigen kommt man nur mit persönlicher Einladung (Movie meets Media, Director's Cut, Shocking Shorts Award), viele Feste sind aber offen für alle. So wandelt das Museum Brandhorst am 27. Juni auf den Spuren des Studio 54: Während in den Filmfest-Kinos Andy Warhols Filme laufen und am Gasteig darüber diskutiert wird, dreht sich im Museum die Discokugel. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Nights Out", insgesamt wird sieben Nächte lang an so unterschiedlichen Orten wie dem Amerikahaus, dem Rationaltheater oder dem Milla Club gefeiert.

Natürlich kann man auch die Anderen aktiv sein lassen und sich selbst im Kinosessel zurücklehnen, die Wahl des Bayern 3 und SZ Publikumspreises sollte man sich aber nicht entgehen lassen: Wer für seinen Lieblingsfilm abstimmt, kann eine Reise für zwei Personen zum Filmfestival in Venedig gewinnen. Die Gewinner logieren im Hotel Danieli und können sich dort nach Herzenslust bedienen lassen. Ganz ohne Beteiligungsdruck.

Das ganze Programm zum Filmfest München finden Sie hier.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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