Erster Münchner FilmgipfelSorgen um die Kinokultur in München

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Es geht nur gemeinsam und mit ausreichend Budget: Darauf können sich Dorothee Erpenstein vom Film-Fernseh-Fonds Bayern (rechts) und die anderen Teilnehmer beim Filmgipfel im Amerikahaus verständigen.
Es geht nur gemeinsam und mit ausreichend Budget: Darauf können sich Dorothee Erpenstein vom Film-Fernseh-Fonds Bayern (rechts) und die anderen Teilnehmer beim Filmgipfel im Amerikahaus verständigen. (Foto: Kurt Krieger/Filmfest München)

Kinosterben, Bürokratie und weniger Budget. Und die wirklich großen Probleme kommen wohl erst noch.  Wie sich die Filmstadt München wappnen will.

Von Jürgen Moises

Wie halten wir die Filmkultur lebendig? Wie schaffen wir es, dass mehr Leute ins Kino gehen? Das sind Fragen, wie sie sich Produzenten oder Verleiher wohl jedes Jahr auf dem Münchner Filmfest stellen. Gemeint ist das aber oft sehr generell. Und wenn darüber geredet wird, passiert das meist auf irgendwelchen Empfängen oder Podien im Hintergrund. Beim ersten Münchner Filmgipfel im gut gefüllten Theatersaal des Amerikahauses sollte das nun anders sein. Da sollte es unter der Moderation von Christina Wolf (BR2) sehr konkret um die Filmkultur in München gehen und wie man diese zukunftsfähig hält. Und zum ersten Mal taten sich dafür das Filmfest, der Verein Filmstadt München und das Dok-Fest als Veranstalter zusammen.

Dieses „Novum“ zeige schon, so formulierte es der Münchner Kulturbürgermeister Dominik Krause im Video-Grußwort: „Es bewegt sich was in der Stadt.“ Wobei er zugleich auf die „angespannte Haushaltslage“ verwies. Einen gewissen Optimismus scheint es da also zu brauchen. Und in der zweistündigen Veranstaltung war der wiederholt zu spüren. Aber klar, es wurden auch Probleme benannt, die mit „Raum“ und „Geld“ in zwei Blöcke geteilt waren, mit jeweils verschiedenen Rednern auf der Bühne.

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Zum einen waren das der Kulturveranstalter Michi Kern, Claire Schleeger von der Theatiner Film und Georg Kloster von der Yorck Kinogruppe. Zum anderen Clemens Baumgärtner (CSU), Mona Fuchs (Die Grünen/Rosa Liste), Anne Hübner (SPD/Volt), Michael Ott vom Kulturreferat und Dorothee Erpenstein vom Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF).

Aber zunächst benannte die Film- und Sozialwissenschaftlerin Morticia Zschiesche in einem Impulsreferat „zehn gute Gründe für mehr öffentliche Investition in Film- und Kinokultur“. Da ging es um den Film als „Gesamkunstwerk“, das Kino als Ort „lebendiger Begegnung“ oder darum, dass Filmkultur die Psyche und Demokratie stärke. Was Zschiesche auch betonte, dabei war sie nicht alleine, das war die „Niederschwelligkeit“ der Kinos. Nur leider wurden, wie Georg Kloster erzählte, in München zuletzt viele geschlossen. Während die Stadt ansonsten boomt. Von daher gebe es einen „Bedarf an Kinos“. Aber, so meinte er: „Einzelne Häuser“ hätten keinen Sinn mehr. Schon wegen der „Masse an Filmen“ jeden Monat. „Unter drei oder vier Räumen geht es nicht.“

Da stellt sich natürlich die Frage, ob es in München solche Räume gibt. Die Antwort des Berufs-Optimisten Michi Kern: „Es gibt genug davon.“ Wobei der als Zwischennutzungs-Betreiber („Utopia“, „Sugar Mountain“) bekannte Kern „Leerstände“ meinte, dann aber auch einräumte: Ein Kino hätte er noch nicht betrieben. „Das scheiterte oft an der Technik“. Die Idee von Filmfest-Leiter Christoph Gröner dazu: Wie wäre es, wenn man ein oder zwei „mobile Kino-Ausrüstungen“ zusammenstellt, die Leute wie Michi Kern ausleihen könnten und mit denen man in kulturschwache Viertel geht? Denn das hätte sich gezeigt: Wenn man Filme an ungewohnte Orte bringe, wirke das positiv auf die Kinos zurück.

Michi Kern fand das jedenfalls „super“. Auch Claire Schleeger vom Theatiner nannte es eine gute Idee. Und sie fände es zudem gut, wenn man die eingeführten „Kulturgutscheine“ beibehalte. Was sie dagegen vermisse, sei die „Sichtbarkeit“ der Kinos. Unter anderem, weil die Presse, darunter auch die Süddeutsche Zeitung, die Film-Berichterstattung zurückgefahren habe. Und sie meinte, es bräuchte „eine Plattform für ein gesamtes Filmprogramm.“ Was wiederum laut Monika Haas von der Filmstadt München „schmerzlich“ fehle, sei der derzeit zwischengenutzte Gasteig als Film-Ort. In zwei Jahren mache auch noch das Filmmuseum zu. Kann es sein, dass die Probleme also erst noch kommen?

Beim Thema „Geld“ ist das wohl so. Denn während man laut Michael Ott bisher „am Budget eigentlich nicht gespart“ habe, werde das in „Zukunft schwieriger“ sein. Oder wie Anne Hübner meinte: „Da werden schwierige Diskussionen kommen.“ Bürokratie verringern könne da eine Lösung sein. Das gelte laut Clemens Baumgärtner ähnlich für die Filmproduktion. Da gebe es oft Beschwerden wegen „langer Genehmigungen“. Aber die Flüchtlingskrise habe gezeigt: „Man muss es nur wollen.“ Dann war noch die Rede von mehr Kooperation, mehr Vernetzung, damit man etwa bestehende Unterstützungsangebote bekannter macht. Und tatsächlich scheint auch sonst in der Kooperation eine Lösung zu liegen. Denn bei den vielen Schrauben, die es für eine zukünftige Filmstadt offenbar zu stellen gilt: Das schafft man wohl nur gemeinsam.

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