Kultur:Was beim Münchner Filmfest geboten ist

Das verschlankte Programm verspricht Premieren im Freien und Ehrengäste aus aller Welt. Und doch ist zum Start an diesem Donnerstag vieles anders. Ein Überblick.

Von Bernhard Blöchl

Es ist eine schleichende Rückkehr zur Normalität, eine Art Aufblende in eine bessere Zukunft. Zur Erinnerung: Im ersten Pandemiesommer gab es als Trost für das ausgefallene Filmfest München zumindest den kleinen Ableger im Pop-up-Autokino, wo ein paar deutsche Filme Premiere unter dem Lichthupenapplaus filmhungriger Mobilisten hatten. Nun, im zweiten Pandemiesommer, kann das nach der Berlinale wohl bedeutendste Filmfestival Deutschlands wieder stattfinden - aber eben abermals anders.

Luftig und live, in vielen Teilen der Stadt, so könnte man umschreiben, was sich die Festival-Chefs Diana Iljine und Christoph Gröner für diese 38. Ausgabe vorgenommen haben. Schon der Termin ist außergewöhnlich. Zwar haben die Organisatoren nie versäumt, den Charakter der cineastischen Sommersause zu betonen. Aber dass die Filmschau komplett im Juli über die Bühne geht, ist ein Novum. Vom 1. bis zum 10. Juli werden 70 neue Filme aus 29 Ländern gezeigt, 33 Uraufführungen und 28 Deutschlandpremieren sind dabei.

Hauptspielstätten sind acht Open-Air-Locations, darunter etablierte wie das "Kino, Mond & Sterne" und das "Kino am Olympiasee" sowie neue wie das "Pop-up-Sommerkino" im Hof der Filmhochschule. Unter freiem Himmel laufen die Filme bei Einbruch der Dunkelheit von 21.15 Uhr an. Nachmittags zeigen sieben Kinos und andere Spielstätten - hygienekonform - ausgewählte Werke im Saal.

Franka Potente und Robin Wright zeigen in München ihre Regie-Debüts

Dass sich das Filmfest 2021 von den Festivalausgaben davor unterscheidet, ist auch am Eröffnungsfilm zu erkennen. Gefeiert wird die lang erwartete und mehrmals verschobene Aufführung des neuen Eberhofer-Krimis Kaiserschmarrndrama, des bereits siebten Teils der Reihe, basierend auf den Büchern von Rita Falk. Die bairische Komödie (Regie: Ed Herzog), besetzt mit den Publikumslieblingen Sebastian Bezzel und Simon Schwarz, wird am 1. Juli leicht zeitversetzt in drei Kinos und drei Open-Air-Stätten für heiter-lässige Stimmung sorgen, nachdem Iljine, Oberbürgermeister Dieter Reiter und Ministerpräsident Markus Söder das Filmfest im Mathäser eröffnet haben.

Ein Teil des Filmteams wird anwesend sein und von hier nach da eilen, um dem lange vermissten Publikum Hallo zu sagen. Die Eröffnung ist eine Kooperation mit der Firma Constantin. Die einen sehen in der Entscheidung für einen Mainstream-Hit "made in Bavaria" ein Zeichen des Aufbruchs für die deutsche Film- und Kinobranche (am 1. Juli nehmen viele Kinos den Spielbetrieb wieder auf). Andere vermissen den internationalen Glanz, den Eröffnungsfilme hier einst hatten.

Anders gestrickt ist auch die Agenda. Zwar gibt es weiterhin bekannte Reihen und Wettbewerbe wie die international ausgerichteten Programme "Cinemasters" und "Cinevision". Es gibt Preisverleihungen, außergewöhnliche Fernseh- und Genrefilme sowie ein eigenes Kinderfilmfest. Aber im Vergleich zu 2019 ist das Gesamtangebot von 180 Filmen aus 62 Ländern auf 70 aus 29 Ländern verschlankt worden. Diese Reduktion muss kein Nachteil sein, man denke nur an diejenigen, die all die Jahre über ein Überangebot klagten.

Gespannt sein darf man auf das Regiedebüt der Schauspielerin Franka Potente (Home) und das Langfilmdebüt der aus House Of Cards bekannten US-Kollegin Robin Wright (Abseits des Lebens); auf das neue Werk von François Ozon (Sommer 85) und Science-Fiction aus Deutschland (Tides von Tim Fehlbaum). Neugierig macht auch der Animationsfilm von Marcus H. Rosenmüller: Rotzbub ist eine Hommage an den Karikaturisten Manfred Deix und wird als einer von sechs Abschlussfilmen gezeigt.

Vorteil 2021: Der Filmfestbesuch lässt sich leichter planen, da es jeden Tag lediglich die Abendvorstellungen in den Open-Air-Kinos und die Filme in der Nachmittagsschiene der Partnerkinos gibt, darunter City, Rio, Filmtheater Sendlinger Tor, Gloria Palast und Astor Filmlounge im Arri. Als neue Spielstätten sind dabei: Amerikahaus, Institut français, Bahnwärter Thiel, Pasinger Fabrik, Fünf Höfe und Sugar Mountain.

Die schleichende Rückkehr zur Normalität ist nicht nur am Spielbetrieb in den Kinos zu erkennen, sondern auch bei den Ehrengästen und Präsenzveranstaltungen. Partys, Empfänge und Gedränge an den Roten Teppichen wird es nicht geben, das ist klar. Dennoch dürfen sich die Münchner auf Veranstaltungen mit prominenten Gästen freuen. Gespräche gibt es vor und nach den Premieren auf den Bühnen der Spielstätten oder bei der Reihe "Filmmakers Live" im Gasteig.

Zugesagt haben unter anderen die Cinemerit-Preisträgerin Senta Berger, die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska, der eine Hommage gewidmet wird, zudem die Schauspieler Axel Prahl, Corinna Harfouch, Bjarne Maedel und Jella Haase, außerdem zahlreiche Regisseure aus aller Welt, zum Beispiel Anders Thomas Jensen, Bruce LaBruce und Franka Potente.

Filmfest München, Do., 1., bis Sa., 10. Juli, div. Orte in der Stadt, Programm und Tickets unter www.filmfest-muenchen.de

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