Süddeutsche Zeitung

Kino:Womit das Filmfest München in diesem Sommer überrascht

  • 1,6 Millionen Euro wurden dem Münchner Filmfest für 2019 vom Staat zusätzlich bewilligt.
  • Mit dem Geld wurde eine neue Wettbewerbsreihe für internationale Koproduktionen geschaffen. Neu und groß angelegt ist auch die Reihe "Virtual Worlds".
  • In diesem Jahr werden Stars wie Antonio Banderas oder Ralph Fiennes ihre Filme persönlich in München vorstellen.

Von Bernhard Blöchl

Das Filmfest verändert sich, schleichend, aber bestimmt. Seit Ministerpräsident Markus Söder im vergangenen Jahr eine satte Budget-Erhöhung versprochen hatte, wurde in der Branche wild spekuliert, von der virtuellen Erzählrevolution geträumt und immer wieder auf den Glanz der Berlinale geschielt. Nun, da die 37. Festivalausgabe festgezurrt ist (27. Juni bis 6. Juli), herrscht mehr Klarheit darüber, wie der Wandel des Großereignisses vollzogen werden soll.

Zunächst zum Geld. Dieser Punkt bestimmte die Pressekonferenz selbstverständlich stärker als in den Jahren zuvor. 1,6 Millionen Euro sind laut Veranstalter für 2019 vom Staat zusätzlich bewilligt; das von Söder in den Raum gestellte jährliche Plus von drei Millionen soll es von 2020 an geben. Das Gesamtbudget (inklusive Filmschoolfest) beträgt in diesem Jahr etwa sechs Millionen Euro; dazu zählen Sponsorengelder, Ticketerlöse und die (bisherigen) Förderungen von Stadt und Staat.

Sichtbar wird die neue Finanzkraft ganz konkret in zwei Projekten: "CineCoPro" heißt eine neue Wettbewerbsreihe für internationale Koproduktionen; sie ist mit 100 000 Euro sehr hoch dotiert und soll als Lockmittel zum Beispiel dafür dienen, Top-Filme vom Cannes-Festival nach München zu holen. Die Reihe ergänzt die bereits etablierten Wettbewerbe "CineMasters" und "CineVision". Neu und groß angelegt sind auch die "Virtual Worlds", eine dreitägige Reihe mit Ausstellung, Wettbewerb, Retrospektive, Konferenz und Party. Besucher können im Isarforum Virtual-Reality-Formate selbst ausprobieren - also sozusagen "in die Brille gehen", wie es die Kuratorin Astrid Kahmke vom Kooperationspartner Bayerisches Filmzentrum nannte.

Auch die Stars kosten Geld, keine Frage. Da gibt es in diesem Jahr eine Reihe renommierter Männer zu vermelden, die ihre Filme persönlich in München vorstellen (und für Gespräche zur Verfügung stehen): Antonio Banderas ("Leid und Herrlichkeit") und Ralph Fiennes ("Nurejew - The White Crow") erhalten den Cinemerit-Award, ihr französischer Kollege Louis Garrel ("L'homme fidèle") den neuen Margot-Hielscher-Preis. Bong Joon Ho und Mads Brügger werden mit Restrospektiven geehrt, und auch der US-Schauspieler Jesse Eisenberg (bekannt aus "The Social Network") wird auf dem roten Teppich erwartet. Seine Komödie "The Art of Self-Defense" (Regie: Riley Stearns) wird das Filmfest am Donnerstag, 27. Juni, eröffnen.

Insgesamt stehen an zehn Tagen 180 Filme aus 62 Ländern auf dem Programm, die in vielen Kinos der Stadt und an besonderen anderen Orten gezeigt werden. Gefeiert werden 48 Welt- und 118 Deutschland-Premieren, Frankreich ist stark vertreten, und auch auf Filmkunst aus Spanien und Brasilien darf man sich freuen. Es gibt, wie gehabt, eigene Reihen für das Neue Deutsche Kino, für außergewöhnliche TV-Produktionen und Serien aus aller Welt.

Ein Höhepunkt ist die Kooperation mit dem Museum Brandhorst. Der preisdekorierte Künstlers Arthur Jafa präsentiert Fotografien und das von ihm kuratierte Filmprogramm "Black Cinema: Eine eigene Perspektive". Kurios ist das argentinische Avantgarde-Projekt "La Flor". Aufgeführt an drei Tagen, ist der Film 14,5 Stunden lang. Programm und Tickets unter filmfest-muenchen.de.

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SZ vom 14.06.2019/amm
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