Ab Mitte Juni rollt er wieder, der Ball, der die Menschen im Land begeistern, aufmuntern und einen soll. Nicht wenige träumen gar von einem neuen Sommermärchen. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, der Fußball-EM das Feld ganz überlassen will man dann aber doch nicht. Zu vielfältig ist das Kultur- und Freizeitangebot, allein in den Münchner Kinos wird in den Wochen vor Filmfest-Beginn noch einiges geboten.
Das Theatiner Kino etwa springt auf den Euro-Kicker-Zug auf und zeigt vom 12. bis 26. Juni Fußballfilme aus vier Jahrzehnten. Unter dem schönen Titel „Nach dem Film ist vor dem Film: Ein kleines Fußball-Programm“ werden cineastische Perlen wie Paolo Sorrentinos Spielfilmdebüt L’uomo in più - Der Mann im Abseits oder Wim Wenders’ Handke-Verfilmung Die Angst des Tormanns vorm Elfmeter aufgeführt, auch die aberwitzige Filmsatire Diamantino (mit einem beinahe echten Cristiano Ronaldo) steht auf dem Programm.
Ein Heimspiel erwartet die Macher des Dokumentarfilms Straight outta Giasing, der den Aufstieg des Münchner Bier-Underdogs Giesinger Bräu nachverfolgt. Die Premiere fand vor ein paar Wochen im Sechzger-Stadion statt, seitdem ist der Film auf Tour, unter anderem in Fürstenfeldbruck, Holzkirchen und München (im Mathäser, Leopold, den Museum Lichtspielen oder im Westpark bei „Kino, Mond und Sterne“). Der Giesinger-Bräu-Chef Steffen Marx wird bei einigen Vorstellungen zu Gast sein.
Gäste werden auch im Monopol Kino erwartet: Dort stellt am 12. Juni Joana Georgi ihren Film Niemals allein, immer zusammen vor. Die Dokumentarfilmerin aus Berlin begleitet fünf Aktivistinnen, die sich sozialen Kämpfen verschrieben haben: Sie demonstrieren bei „Fridays for Future“, setzen sich für die Aufarbeitung rassistisch motivierter Gewalt ein oder prangern die Pflegekrise an. Manchmal verrennen sie sich, mangelndes Engagement kann man diesen fünf jungen Menschen aber nicht vorwerfen.
Derzeit besonders engagiert ist auch die LGBTIQ-Community der Stadt, im Pride-Monat Juni stehen viele Veranstaltungen an, unter anderem der Christopher Street Day am 22. Juni. Gleich mehrere Kinos stimmen darauf ein: Im Werkstattkino sind am 8. und 9. Juni spanischsprachige Kurzfilme zu sehen (Fancine Queer: Infancias), das Arena Kino zeigt am 12. Juni das Drama Mutt (über das Leben eines jungen Transmanns in New York), und im City-Kino läuft am 10. Juni im Rahmen der Reihe „Mongay“ das exzellente britische Drama God’s Own Country, in dem sich ein Schafzüchter (Josh O’Connor) in einen rumänischen Wanderarbeiter verliebt.
Im Filmmuseum werden am 6. Juni Gäste erwartet: Anlässlich der Underdox-Halbzeit reisen die Schweizer Avantgarde-Filmer Pula Roy und Peider A. Defilla an, sie zeigen Filme aus den Jahren 1974 und 2001, die mit dem in München lebenden Kameramann Christoph Wirsing entstanden sind. Und dann gibt es noch ein Wiedersehen mit der französischen Filmlegende Jacques Tati, dessen Filme (fast) ohne Dialoge auskommen und voller visueller Gags stecken: Im Breitwand-Kino Schloss Seefeld werden vom 7. bis 9. Juni die Komödienklassiker Tatis Schützenfest (mit anschließendem Filmgespräch), Die Ferien des Monsieur Hulot und Playtime gezeigt.