Wer sich die drei erfolgreichsten Kinofilme dieser Woche in Deutschland ansieht, begegnet vorwiegend Männern. Genauer gesagt: mit sich selbst beschäftigten Männern. Egal, ob sie mit Außerirdischen ringen („Venom: The Last Dance“), als Killerclowns durch die Stadt streifen („Terrifier 3“) oder als „Alter weißer Mann“ ebenjener nicht sein wollen, stehen sie symptomatisch für ein Geschlechter-Ungleichverhältnis – nicht nur im Kino.
Natürlich gibt es Filme mit Frauen, in denen diese keine Nebenfiguren oder gar schmückendes Beiwerk sind (wie es lange Zeit gang und gäbe war). Da hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vieles verbessert. Selbstverständlich ist weibliche Repräsentanz in Filmen oder Serien aber nach wie vor nicht. Auch deshalb gibt es Festivals wie „Bimovie – eine Frauenfilmreihe“: Im Münchner Maxim-Kino werden sieben Tage lang acht Filme aufgeführt (und jeweils einmal wiederholt), in jedem davon stehen Frauen im Mittelpunkt. Es sind Spiel- und Dokumentarfilme, in denen die Sichtbarkeit von Frauen nicht mehr infrage gestellt wird und die auch den berühmten Bechdel-Test mühelos bestehen würden: Kommen Frauen vor? Reden sie miteinander? Und sprechen sie über etwas anderes als Männer?
Eröffnet wird die dreißigste Bimovie-Ausgabe mit dem preisgekrönten Spielfilm „All Shall Be Well“: Darin geht es um ein älteres lesbisches Paar aus Hongkong, das seit 30 Jahren zusammenlebt, aber nie geheiratet hat – was in ihrer Heimat auch nicht erlaubt gewesen wäre. Als eine der beiden Frauen unerwartet stirbt, steht ihre überlebende Partnerin vor großen privaten und rechtlichen Problemen. Der Film feierte im Februar bei der Berlinale Weltpremiere und wurde mit dem Teddy Award für die beste LGBTQ-Produktion des Festivals ausgezeichnet.
Bimovie zeigt aber nicht nur Liebesfilme mit Frauen, das Programm ist vielfältig und reicht vom georgischen Sport-Thriller „Tatami“ (der vom Befreiungskampf einer iranischen Judoka erzählt) über eine Graffiti-Sprayerinnen-Doku („Girlpower“) bis hin zum Porträt der Achtzigerjahre-Pop-Ikone Cyndi Lauper („Let The Canary Sing“). Zurück in die jüngere Vergangenheit geht es auch in „Ihr Jahrhundert – Frauen erzählen Geschichte“: Dieser Dokumentarfilm von Uli Gaulke lässt fünf Frauen aus Ländern wie Indien, Israel, Kuba oder Österreich zu Wort kommen, die jüngste von ihnen ist 99 Jahre alt, die älteste zählt 108 Lebensjahre.
Eine bezaubernde Liebesgeschichte erzählt der britische Spielfilm „Chuck Chuck Baby“: Die Enddreißigerin Helen arbeitet in einer Hühnchenfabrik in Nordwales und pflegt die Mutter ihres Ex-Mannes, als ihr geheimer Schwarm aus Jugendtagen wieder auftaucht: Joanne bringt Hoffnung in Helens trostloses Leben, vielleicht sogar ein bisschen Liebe. Und da sich Gefühle nicht immer so leicht artikulieren lassen, wird in diesem Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Janis Pugh plötzlich gesungen und getanzt, sogar Hühnerfedern fliegen durch die Luft. Fast wie in einem Musical.
Bimovie 30 – Eine Frauenfilmreihe, Donnerstag, 7., bis Mittwoch, 13. November, Neues Maxim, Landshuter Allee 33