Bei der flirrenden Mittagsglut, die am Montag die Gässchen des Viktualienmarkts aufheizt, steigt man gerne nebenan in den kühlen Keller des indischen Restaurants "Madam Chutney" hinab. Der Film Fernseh Fonds (FFF) Bayern hat zum jährlichen Presse-Lunch geladen, um eine Auswahl an aktuell geförderten Projekten und deren Akteure vorzustellen. Rund 75 Gäste aus Film und Presse sind dieser Einladung gefolgt und verteilen sich in bunter Mischung auf die noch bunteren Samtstühle.
Doch zunächst geht es zum Chardonnay- und Saftempfang auf die Restaurant-Terrasse des Innenhofs, wo sich Hitze und Curryduft um die Wette stauen. In luftig-legerer Sommermontur schart sich die Gesellschaft eng um einen blütenwirbelnden Springbrunnen, ehe mit der Ankunft von Florian David Fitz Blitzlichtschauer einsetzt. Für den vom FFF geförderten Film "Oskars Kleid" (Regie Hüseyin Tabak) übernimmt Fitz nicht nur die Hauptrolle, sondern hat auch das Drehbuch geliefert. Während Fitz auf die Vorspeisenplatten aus Chili Chicken, Minzjoghurt und gebratenem Blumenkohl wartet, erinnert er sich an den Anstoß zur Drehbuchidee: Alice Schwarzer habe ihm ein "Alice Schwarzer Care Paket" geschickt, darin eine Ausgabe ihrer Zeitschrift "Emma". Beim Durchblättern blieb Fitz' Auge an einem Foto hängen, dessen Geschichte er habe erzählen wollen - das jetzige Filmplakat zu "Oskars Kleid".
Am anderen Ende des Gastraums nimmt Regisseurin Doris Dörrie gegenüber von Schauspielerin Andrea Sawatzki Platz, die in Dörries aktuellem Film "Freibad" die Rolle der "Uschi Obermaier von Giesing", so die Begrüßungsrunde, übernimmt. "Freibad", abgedreht im Freibad Ainhofen nördlich von München, feierte vergangenes Wochenende Weltpremiere auf dem Filmfest München. Dörrie empfindet die bayerische Landeshauptstadt als den "idealen Arbeitsort", der Schönheit des Stadtbildes und der überschaubaren Konzentriertheit wegen: "Man schafft hier mehr und es funktioniert einfach alles", so das gebürtige Nordlicht.
Fast alle Gäste sitzen, Zeit für Lars Eidingers großen Auftritt. Nach halbstündiger Verspätung erst einmal Foto und Pläuschchen mit Dörrie im sonnigen Innenhof, wo der Schauspieler in seinem bis in die schwarz lackierten Fingerspitzen schwarzen Ensemble aus Seidenhemd und Schlaghose noch vampirhafter anmutet als im dunklen Keller-Gastraum. Den Mangel an Zuspruch aus den sozialen Medien (Eidinger hat vor Kurzem seine Instagram-Seite gelöscht, um Bildschirmzeit und Abhängigkeit zu reduzieren) wolle er mit diesem filmreifen Auftritt aber nicht kompensieren: "Mir geht es seitdem total gut, ich vermisse es überhaupt nicht."
Schon seit zwei Tagen ist Eidinger in München, am Sonntag legte er beispielsweise als DJ auf der Stufenbar der Bayerischen Staatsoper auf. Nun nimmt er neben dem Dokumentarfilmer Reiner Holzemer Platz, der den vom FFF geförderten Film "Sein oder Nichtsein - Lars Eidinger" inszeniert hat. Eidinger sitzt, Fitz stellt nach kurzer Ermahnung die Tischgespräche ein, der FFF Bayern - in der Ansprache selbst gekürt zur "härtesten Tür Berlins" - eröffnet den Lunch.