Süddeutsche Zeitung

Schließung der Buchhändler-Filiale:Aus für Hugendubel am Marienplatz

Einst war es das erste Buchkaufhaus Deutschlands. Im Frühjahr 2016 wird Hugendubel den Marienplatz verlassen. Der Mietvertrag läuft aus und der Eigentümer hat für das Gebäude andere Pläne.

Von Nina Bovensiepen und Kassian Stroh

Die Firma Hugendubel verlässt den Marienplatz. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wird der Buchhändler seine Filiale im Frühjahr 2016 aufgeben. Damit verabschiedet er sich von einem wichtigen Teil der Firmengeschichte: Am Marienplatz hatte Hugendubel 1978 die erste Großbuchhandlung Deutschlands eröffnet. In das Gebäude soll ein Laden der Telekom einziehen. Was sie dort genau plant, ist noch unklar.

Das Gebäude direkt gegenüber dem Rathaus gehört der Bayerischen Hausbau, einem Unternehmen der Schörghuber-Gruppe. Im Herbst war bekannt geworden, dass diese das Gebäude umbauen will. Vor allem die oft kritisierte Fassade aus den Neunzigerjahren soll neu gestaltet werden. Nun wird es mit diesem Umbau auch eine größere Nutzungsänderung im Inneren geben. Die Telekom wird die Ladenflächen vom Erdgeschoss bis zum dritten Stock mieten. In das fünfte und sechste Obergeschoss, wo bislang noch Bücher verkauft werden, sollen Büros einziehen.

Der Mietvertrag zwischen Hausbau und Hugendubel läuft Ende nächsten Jahres aus. Im Frühjahr darauf gibt Hugendubel das Geschäft dann auf. "Wir wollten den Marienplatz unbedingt behalten und haben einen Vorschlag für eine neue Nutzung der Fläche vorgelegt", sagte Nina Hugendubel, die geschäftsführende Gesellschafterin des Münchner Familienunternehmens. Der Eigentümer habe sich jedoch für ein anderes Nutzungskonzept entschieden. "Wir bedauern dies sehr, gleichzeitig respektieren wir die Entscheidung", so Nina Hugendubel.

Die Pläne der Bayerischen Hausbau sehen vor, dass nach einer gut einjährigen Umbauzeit im Sommer 2017 die Telekom die Räume beziehen soll. Der Umbau beschränkt sich nicht nur auf das Innere, sondern betrifft auch die Fassade. Stadtheimatpfleger Gert Goergens hat mit seinem Architekturbüro einen Entwurf erarbeitet, den er im Oktober der Stadtgestaltungskommission vorlegte. Künftig soll das Gebäude in dieser exponierten Lage wesentlich besser mit der Umgebung harmonieren, als es das in seiner jetzigen Gestalt tut.

Große Läden liegen nicht mehr im Trend

Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Hausbau-Geschäftsführung, sagte der SZ, der künftige Außenauftritt werde sehr dezent sein. "Wir werden alles dafür tun, dass sich das Haus gut in das Altstadt-Ensemble einfügt." Deshalb werde es auch keinen reißerischen Werbeauftritt an der neuen Fassade geben.

Für die Firma Hugendubel ist es ein großer Schritt, die Filiale am Marienplatz aufzugeben. Gegründet wurde sie vor mehr als 120 Jahren am Salvatorplatz, in den 1960er-Jahren eröffnete sie drei kleine Filialen in München. Der Durchbruch aber kam 1978 mit der Niederlassung am Marienplatz, der nach Firmenangaben ersten Großbuchhandlung Deutschlands mit mehr als 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche, verteilt auf mehrere Etagen, dazu die berühmt gewordenen Leseinseln.

In der Buchhändlerbranche liegen derart große Läden aber nicht mehr im Trend. Was einst als revolutionär galt, sei heute nicht mehr State of the Art, heißt es bei Hugendubel. Zudem kämpfen die Filialbuchhändler mit der massiven Konkurrenz aus dem Internet.

Hugendubel steckt darüber hinaus in Turbulenzen, weil der einstige Partner Weltbild kürzlich insolvent ging. Trotz allem sei man überzeugt, "dass das Kulturgut Buch in den deutschen Innenstädten erhalten bleiben muss", sagte Max Hugendubel, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter. Die Menschen sähen Buchhandlungen mit ihrem Angebot und der Beratung als "unverzichtbaren Bestandteil der Einzelhandelsvielfalt an".

Hugendubel betreibt in der Stadt derzeit acht Filialen: im Olympia-Einkaufszentrum, im PEP in Neuperlach, in den Riem-Arcaden, in den Pasinger Arcaden, in der Nymphenburger Straße sowie am Stachus, in den Fünf Höfen und dem Marienplatz. Über die anstehende Schließung sollten die Mitarbeiter am Dienstagabend informiert werden.

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SZ vom 26.03.2014/fie
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