Es ist eine logistische Herausforderung gewesen: Etwa eine halbe Million FFP2-Masken hat das Münchner Sozialreferat im Januar im Auftrag des Freistaats an Bedürftige in der Stadt verteilt, binnen weniger Tage, pro Kopf genau fünf Stück. Doch dabei gab es eine Panne. Das hat jetzt die Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Linkspartei hin eingeräumt. Ein Teil der Empfänger hat demnach vermeintliche Atemschutzmasken erhalten, die in Wahrheit lediglich bessere Mund-Nasen-Bedeckungen sind und keinen mit einer FFP2-Maske vergleichbaren Schutz bieten. Insgesamt seien 28 000 falsche Masken verteilt worden, sagte Wolfgang Schäuble, der Leiter der Münchner Branddirektion, am Donnerstag bei einer Stadtratssitzung im Alten Rathaus. Sozialreferentin Dorothee Schiwy kündigte an, die Betroffenen sollten die falschen Masken bald gegen echte umtauschen können.
Seit dem 18. Januar sind in Bayern in Läden sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln FFP2-Masken Pflicht. Weil diese aber teurer sind als die zuvor üblichen Mund-Nasen-Bedeckungen, hatte der Freistaat versprochen, zweieinhalb Millionen Stück an Bedürftige zu verteilen; jede und jeder sollte kostenlos fünf Stück erhalten.
Doch um diese Masken gibt es seit Wochen Verwirrung. Immer wieder etwa erhielten Bedürftige Masken, die nicht richtig gekennzeichnet waren; und die Masken zurückzuverfolgen ist schwierig, denn versprochen hat sie zwar der Freistaat, für die Verteilung vor Ort aber waren die Landkreise und kreisfreien Städte zuständig, in München das Sozialreferat. Und das wiederum wartete nicht darauf, dass das Bayerische Pandemie-Zentrallager Mitte Januar neue Masken schickte. Weil es schnell gehen musste, verteilte die Stadt stattdessen ältere Bestände aus einem Lager, das die Branddirektion verwaltet. Und dabei, so Schäuble, sei eine Charge verkehrt gewesen.
Die falschen Masken seien eindeutig zu identifizieren, sagte Schäuble. Hersteller ist laut Feuerwehr die Firma "Sanmen Senbo Outdoor Products" aus Zhenjiang in China. Aufgestanzt ist der chinesiche Standard KN95, der eigentlich mit der europäischen Schutzstufe FFP2 vergleichbar ist. Der Standard werde von den Masken aber nicht erfüllt, sagte Schäuble. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit habe die Masken überprüft. Sie schützten demnach nur etwa halb so gut wie FFP2-Masken. Tatsächlich seien die Masken wohl bei der Prüfung durchgefallen und dann umverpackt worden, um sie zumindest noch als Mund-Nasen-Bedeckungen zu verwenden, sagte Schäuble. Die Verpackung sei auch entsprechend gekennzeichnet worden. Die Masken seien aber dann im Januar irrtümlich doch als FFP2-Masken ausgeliefert worden.
Die Masken können umgetauscht werden, dafür aber ist noch ein wenig Geduld gefragt
Bedürftige, die solche Masken erhalten haben und jetzt umtauschen wollen, brauchen indes noch Geduld; es bringt nichts, mit den Masken spontan zum nächsten Sozialbürgerhaus zu gehen. Der Umtausch müsse vorbereitet werden, heißt es aus dem Sozialreferat. Wann und wie genau er vonstatten gehen soll, stand am Donnerstag noch nicht fest.
Die Stadträte reagierten auf den Fehler mit Nachsicht. Er sei bedauerlich, aber wo gearbeitet werde, würden auch Fehler gemacht, sagte Alexandra Gaßmann (CSU). Er wolle nicht das Personal im Sozialreferat kritisieren, sagte auch Stefan Jagel (Linke). Dennoch sei er fassungslos. "Wir reden mit Menschen, die am Existenzminimum und von der Coronakrise massiv betroffen sind. Und dann kriegen wir es nicht hin, korrekte Masken zu verteilen", sagte er.
In einem anderen Fall gab Schäuble am Donnerstag indes eine vorsichtige Entwarnung. Einige Bedürftige in München hatten in den vergangenen Wochen Masken erhalten, auf die der Hersteller zwar "FFP2" gedruckt hatte, die aber ein falsches CE-Siegel trugen: Auf den Masken und auf der Verpackung fehlte die obligatorische vierstellige Prüfnummer. Solche Masken dürfen nicht als FFP2-Masken gehandelt werden. Prüfgesellschaften und Ämter raten von ihrer Benutzung ab.
Seit einem Bericht in der SZ in der vergangenen Woche konnten Stadt und Freistaat nicht klären, woher diese Masken genau stammen und wie sie in Umlauf kamen. Es handle sich auch um andere Masken als die 28 000 falschen, sagte Schäuble am Donnerstag. Die Masken fänden sich jedoch auf keiner Liste mit wegen mangelnder Qualität zurückgerufenen Masken. Die Empfänger könnten diese Masken also verwenden.
SPD und Volt, Grüne und Rosa Liste kündigten am Donnerstag parallel dazu an, einen Teil der Kosten für FFP2-Masken für das Personal an nicht-städtischen Kitas zu übernehmen. Und sie forderten den Freistaat auf, die der Stadt durch die FFP2-Maskenpflicht entstandenen Mehrkosten zu erstatten.