Kolumne "Das ist nicht schön":Filmreif: Bayern in Berlin

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Die Ministerin für Digitales, Judith Gerlach (re.), begrüßt die Schauspielerin Veronica Ferres beim Empfang des FFF Bayern auf der Berlinale. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Wie Judith Gerlach sich bei der Berlinale als würdige Ministerin aus der Söder-Schule präsentiert.

Von Susanne Hermanski

Judith Gerlach steht am Rednerpult und kämpft mit ihrem "verschlüsselten" Notebook. Das müsse so sein, sagt sie, sie sei immerhin Digitalministerin, "mit Papier kann ich mich nicht mehr blicken lassen". Den ersten Lacher hat sie gelandet. Und sie legt eine filmreife Szene nach, ihr Publikum beim Bayerischen Empfang auf der Berlinale weiß das zu schätzen.

"Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Auftritt hier vor vier Jahren auf dem Roten Teppich", erzählt sie. "Der war traumatisch. Natürlich kannte mich keiner, und irgendwann hat ein Fotograf gebrüllt, ich soll aus dem Weg gehen. Hinter mir kam Jenny Elvers. Aber ich habe dieses Problem mittlerweile auch gelöst", sagt die Ministerin und erweist sich als würdige Schülerin ihres Chefs Markus Söder, der für denselben Rednerschalk bekannt ist. "Ich habe sie seither einfach nicht mehr eingeladen." Man wünschte sich, manche in Bayern produzierte Komödie besäße so viel Humor.

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Im Verlauf der Ansprache gibt es freilich auch noch Ernstgemeintes zur Lage der Filmförderung. Immerhin lädt der Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF) zu diesem beliebten Branchentreff all jene, die bald wieder bedacht sein wollen. Der Bund und Claudia Roth seien viel zu langsam mit ihrem neuen Maßnahmenkatalog zur Filmförderung. "Die Zeit der Prüfungen ist vorbei!", ruft Judith Gerlach, und es erwacht die Erinnerung, dass bald wieder gewählt wird daheim in Bayern.

In der Zuhörerschaft lassen unterdessen so einige die Schultern sinken, wenn sie selber rekapitulieren, wie sich die Film- und Fernsehwirtschaft in Bayern entwickelt hat. "NRW läuft Bayern immer mehr den Rang ab." Das ist der Eindruck vieler unter der sonst so prächtigen Glaskuppel der Bayerischen Vertretung an diesem Vormittag.

"Allein schon, dass München das Seriencamp, dieses einzigartige Festival nun einfach an Köln verloren hat, ist dafür schon ein Zeichen", sagt Diana Iljine, die Leiterin des Filmfests München. Dabei könnte der Laie denken, Iljine freut sich über den neuesten Vorstoß von Gerlach (CSU), gemeinsam mit Münchens Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) für das Münchner Festival zu kämpfen und wiederum Claudia Roth (Grüne) um Geld vom Bund dafür anzugehen.

Doch so vergesslich sind Iljine und manch andere im Saal auch wieder nicht: Der Freistaat, der das Münchner Festival zu einem Teil finanziert, hat zusätzliche von Söder versprochene Millionen kürzlich erst wieder gestrichen. Unter anderem, weil ausgerechnet die Stadt nicht mitziehen wollte. Und das war gar nicht schön.

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