Süddeutsche Zeitung

Festnahme wegen Mordversuchs:Hypnose führt zu den Tätern

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Weil sich eine Zeugin unter Hyponose an Fahrzeugdetails erinnerte, konnte die Polizei zwei Männer wegen Mordversuchs festnehmen.

Elisa Antz

Am Dienstagabend hat die Münchner Polizei zwei Männer festgenommen, die des versuchten Mordes verdächtig sind. Laut Behördensprecher Andreas Ruch ist der "große Erfolg" einer unüblichen Fahndungsmethode zu verdanken.

Es ging um einen 20-jährigen Münchner und einen in Olching lebenden 22-Jährigen polnischer Abstammung, die am 9.März nahe dem einstigen Kunstpark Ost einen 21 Jahre alten Mann attackiert haben sollen. Einer soll dem Opfer ins Gesicht geschlagen und ihn als "Scheißtürke" beschimpft haben.

Der türkisch-stämmige Münchner verließ daraufhin das Gelände in Richtung Friedenstraße. Dort näherte sich ihm der Täter erneut, prügelte gezielt mit einem Schlagstock auf ihn ein und flüchtete in einem Pkw, in dem bereits ein Fahrer und eine junge Frau saßen. Das Opfer erlitt eine lebensbedrohliche Gehirnblutung.

Durch Zeugenaussagen konnten zunächst 923 verdächtige Autos ausgemacht werden. Zur Eingrenzung nutzten die Beamten eine seltene Ermittlungsmethode: Unter Hypnose konnte sich eine Zeugin an weitere Fahrzeugdetails erinnern, was die Zahl der Autos auf 200 reduzierte.

Das laut Einsatzleiter Reiner Gröger "extrem verdächtige" Verhalten eines Autohalters und ein Hinweis aus dessen Umfeld führten die Polizei schließlich zum Tatfahrzeug. Allerdings war der Halter bei der Tat nicht anwesend, sondern hatte seinen Wagen wohl dem 22-jährigen Olchinger geliehen. "Die Attacke", so Oberstaatsanwalt Tacke, "war offenbar von Fahrer und Schläger gleichermaßen geplant, sodass wir in beiden Fällen angesichts der Schwere der Verletzung wegen versuchten Mordes ermitteln.

Auch der Tatbestand der Volksverhetzung scheint erfüllt." Einen rechtsextremistischen Hintergrund hält er jedoch nach "gründlichen Recherchen im Bekanntenkreis" für ausgeschlossen. Gegen die junge Frau wird nicht ermittelt. Das Opfer ist außer Lebensgefahr, muss jedoch weiter behandelt werden.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2008
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