Festival "Sound of Munich now":Soundtrack einer Stadt

Elektronische Poesie trifft auf eine Welt als Dönerspieß: München zeigt beim Festival "Sound of Munich now" der Süddeutschen Zeitung im Feierwerk sein facettenreiches, musikalisches Gesicht. 20 junge Münchner Bands spielen Elektro, Folk, Ska und noch viel mehr. Der Soundtrack einer Stadt.

Marie Schoess

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Festival "Sound of Munich now":Well Well Well

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Quelle: SZ

Wie sie klingt, diese Stadt München? Die Stadt mit ihren melancholischen Singer-Songwritern, mit neuen elektronischen Klängen und vertrauten Ska-Melodien? Diese Frage stellt sich das Festival "Sound of Munich now" jedes Jahr aufs Neue: um dem Klang der Stadt nachzuspüren und um ihr einen eigenen Soundtrack zu schenken. Der Klang für ein Jahr. Oder für einen Moment.

20 Bands und um die 60 Songs an einem Abend - so lässt sich das Programm von "Sound of Munich now" zusammenfassen, das die Süddeutsche Zeitung am 3. November zusammen mit dem Feierwerk präsentiert. 20 Bands, die Münchens Musikszene jünger und bunter gemacht haben. 60 Songs, die das Angebot und die Vielfalt der neuen Bands verdeutlichen. Ein Abend, an dem München auf zwei Bühnen in der H 39 unter Beweis stellt, dass es in den vergangenen Jahren wieder die Heimat einiger neuer Musikschätze geworden ist: die Heimat junger und aufregender Bands.

Indie-Folk

Dreimal well im Bandnamen - ist das eine Spur zu schmeichlerisch für Newcomer? Keineswegs. Die Indie-Folk-Band Well Well Well hat bei ihrem Auftaktkonzert in diesem Sommer bewiesen, dass sie mehr ist als eine glatte Newcomer-Band; schon alleine wegen Geige und Glockenspiel. Die Stimmen von Alexander Osmajic und Miriam Ledig ergeben ein Wechselspiel aus mal eingängig ruhigen, mal überraschend ausgefallenen Passagen, zugänglich und dennoch vielschichtig.

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Festival "Sound of Munich now":Stray Colors

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Quelle: SZ

Folk-Pop

Zwei Gitarren, der mehrstimmige, harmonische Gesang von Rüdiger Sinn und Zlatko Pasalic, dazu Cello und Percussion - das ist das Rezept der Folk-Pop-Band Stray Colors: Balkan-Rhythmen, schmeichelnde Melodien - und all das angereichert mit der Erfahrung aus anderen Bands, trifft man hier doch Musiker aus Combos wie Lucky Fish und Angaschmäng wieder. Es ist ein Rezept, das seit der Bandgründung vor einem Jahr bestens funktioniert - und das ihnen bereits den Rang als Münchens späte Antwort auf Simon & Garfunkel gesichert hat.

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Festival "Sound of Munich now":Blek Le Roc

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Quelle: SZ

Indie-Pop

Da ist die Stimme von Sänger Tobias Dirr, die der Musik von Blek Le Roc zu ihrer Eingängigkeit verhilft. Die sich anschmiegt an die Klänge der E-Gitarre von Lucas Fernandes. Gemeinsam mit Schlagzeuger Benedikt Abé gelang es der Indie-Pop-Band 2012, immerhin im Jahr acht nach Bandgründung, ihr Debütalbum zu veröffentlichen, mit dem sie sich ihre sphärischen Klänge bewahren und dennoch zu einprägsamen Pop finden.

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Festival "Sound of Munich now":Ginger Redcliff

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Quelle: SZ

Pop / Musical / Indie-Klassik

Hauchzart. So schaut die Sängerin Ginger Redcliff auf den meisten Fotos aus, mit einem flatternden Rock und romantischem Shirt. Doch so süß verträumt die 23-Jährige auch daherkommen mag, so zielstrebig ist sie in Wirklichkeit: Da wäre einmal ihr Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule. Und die Musik. Mit 14 begann die gebürtige Londonerin, die ersten Lieder zu schreiben, um nun, knapp zehn Jahre später, ihren Stil gefunden zu haben. Und der bewegt sich zwischen Pop und Klassik, zwischen einer sanften Klavierbegleitung und einer reichen Orchestrierung.

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Festival "Sound of Munich now":Gender Bombs

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Quelle: SZ

Pop

Ganz zerbrechlich gibt sich das Duo Gender Bombs in den einzigen beiden Songs, die es bisher von Sängerin Stella Lindner und René Arbeithuber zu hören gibt: Da wäre etwa "Connected": eine Ode an die Liebe, die ohne Worte auszukommen scheint und ebenso ohne die quälende Frage nach dem Warum beim Abschied. Eine Ode, deren Zärtlichkeit den Zuhörer vielleicht überrascht - schließlich kennt man René Arbeithuber als Musiker von Bands wie Slut und Pelzig.

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Festival "Sound of Munich now":Lisiena

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Quelle: SZ

Hip-Hop-Punk

Es sind nicht nur die schrillen Outfits und ihre pinken Haare, die Lisiena aus der Singer-Songwriter-Nische herausheben. Aus einer Szene, die sich in München gerade von ihrer melancholischen, nachdenklichen Seite zeigt. Zwar steht die Sängerin ebenso allein mit ihrer Gitarre auf der Bühne, einer elektrischen wohlgemerkt. Jedoch ergeben bei ihr die Verbindung von Stimme und Gitarre keine traurigen Liebeslieder. Vielmehr ist es "Hip-Hop-Punk", eine Mischung aus Oldschool- Ghettoblaster-Rap und Avantgarde, wie die 23-Jährige ihre Musik beschreibt.

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Festival "Sound of Munich now":Instrument

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Quelle: SZ

Post-Rock

Bei Instrument lohnt der Blick in die Vergangenheit. Da war die Indie-Rockband Cosmic Casino. Ein Name, der wie ein Versprechen klingt. 2008 löste sie sich auf, um wenig später, unter dem Namen Instrument, wieder aufzuleben. Was bleibt, ist der Blick in die Zukunft. Und das Versprechen auf Rock mit dickem und verzerrtem Gitarrensound. Ein Versprechen, das die Musiker immer wieder aufs Neue einlösen - in der Gegenwart.

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Festival "Sound of Munich now":Sarah Sophie

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Quelle: SZ

Singer-Songwriter

Viel Pathos, viel Schmerz, viel Gefühl: Die Singer-Songwriterin Sarah Sophie hält sich in ihren Texten nicht gerade zurück. Umso stärker wirkt es dann, wenn es der 24-jährigen Münchnerin mit ihrer unaufdringlichen, zarten Stimme und einem feinen Gitarrenspiel gelingt, die Dringlichkeit der Texte zu bewahren und ihren Songs dennoch eine leichte Note zu verleihen.

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Festival "Sound of Munich now":Phil Vetter

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Quelle: SZ

Singer-Songwriter

Was ein achtjähriger Bub in Bayern tut, der gerne Musik machen möchte? Er schnappt sich eine Trompete, wird Mitglied einer Blaskapelle und verlässt diese möglichst schnell wieder. So geschehen bei Phil Vetter, der Jahre später als melancholischer Singer-Songwriter in Münchens Clubs bekannt wurde. Jetzt, in seinem vierten Studioalbum, zeigt er sich experimentierfreudiger. Etwa bei einem Duett mit Tubbe-Sängerin Steffi Jakobs, mit deutschen Textzeilen und treibenden Rhythmen, die man bisher vom Melancholiker Vetter so nicht kannte.

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Festival "Sound of Munich now":Rosalie und Wanda

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Quelle: SZ

Indie / Pop / Jazz

Es ist die Art von Musik, die man auf einer Wiese unter Kastanien hören und ein wenig dazu träumen möchte. Es ist die Stimme von Sängerin Rosalie Eberle, der man so gerne zuhört bei den Geschichten von tanzenden Apfelbäumen, von Momenten, in denen man sich bereit fühlt für die Liebe, und solchen, in denen Gedanken - ganz ohne Sinn - Zeit haben, um einfach nur gedacht zu werden. Das klingt bei Rosalie und Wanda dann mal poppig-verspielt, mal jazzig und sehr oft ein wenig schwebend.

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Festival "Sound of Munich now":Exclusive

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Quelle: SZ

Indie / Elektro

Ein Jahr lang zog sich die Indie-Band Exclusive zurück, um im Juli ihr Debütalbum vorzustellen, von dem die fünf Jungs aus Trudering selbst sagen, dass darin alles anders sei als bei den alten The Exclusives. Es entstanden Songs, die mit deutschen, durchaus poetischen Texten, drückenden Bässen, pulsierenden Beats und einem elektronischen Anstrich überraschen - kannte man die Band bisher doch als Münchner Britpopper.

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Festival "Sound of Munich now":Ebow X

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Quelle: SZ

Rap

Auf typisch türkische Themen reduziert zu werden - das möchte Ebow X auf keinen Fall. Und rappt weiter über ihre Welt als Dönerspieß, über die Multi-Kulti-Szene in den Straßen rund um den Münchner Hauptbahnhof, über die Fragen eines türkischen Mädchens in Deutschland. So paradox das klingen mag, so einfach ist es für Ebru Düzgün, die als Münchens M.I.A. gehandelt wird: Augenzwinkernd textet die 21-Jährige über solche Klischees - und überführt damit den Zuhörer nur zu oft der eigenen Vorurteile.

13 / 20

Festival "Sound of Munich now":Boy Android

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Quelle: Matthias Fend

Indie-Rock

Städte, die nie zu Metropolen werden, allzu lange Nächte oder die Frage, warum man in manchen Momenten nicht zum Tanzen, nicht zum Lieben aufgelegt ist. Es sind oft düstere Themen, von denen die Indie-Rockband Boy Android erzählt. So haben die Musiker ihr lange erwartetes Debüt-Album "Walk Run Flee" gefüllt - mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Gesang und mit Songs, die trotz der finsteren Grundstimmung angenehm unangestrengt daherkommen.

14 / 20

Festival "Sound of Munich now":Veli

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Quelle: SZ

House

Es ist die betonte Langsamkeit, die bei der Musik von Veli zuerst auffällt. Hinter dem House-Projekt stecken die beiden Münchner Schlagzeuger Lucas Bergmüller und Jens Milkowski, die seit 2011 neben ihren Bands an Synthies und Drumpads arbeiten. Ein Jahr später sind sie angekommen: bei einem gefühlvollen, unaufdringlichen Sound, dessen Vielschichtigkeit überrascht.

15 / 20

Festival "Sound of Munich now":The Dope

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Quelle: Vincent Bauer

Indie-Rock

The Dope - was im ersten Moment an Drogen aller Art denken lässt, entpuppt sich als Rock-Projekt zweier Münchner Musiker, die diese Assoziationen schnell in Vergessenheit geraten lassen. Statt Psychedelic-Geschwurbel spielen Rudi Maier und Franz Neugebauer bodenständigen Indie-Rock in Minimalbesetzung: Gitarre, Schlagzeug, angereichert mit programmierten Sounds.

16 / 20

Festival "Sound of Munich now":Poétique Électronique

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Quelle: SZ

Elektro / Pop / Singer-Songwriter

Der Name ist ein Versprechen: Poétique Électronique. Und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Wegen des elektronischen Anteils der Songs. Und wegen der Singer-Songwriter-Leidenschaft, mit der sich die Musik aus der Menge der elektronischen Musik heraushebt. Moritz Gaudlitz bespielt als Teil der Electrophilen immer wieder das Harry Klein, Ben Auris alias Leon Engler stimmt mit der Gitarre melancholische Songs an. Gemeinsam sorgen sie für melodische, teils düstere Passagen, die vom Elektrobass getragen, aber niemals übertönt werden.

17 / 20

Festival "Sound of Munich now":Bluekilla

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Quelle: SZ

Ska

1997 macht sich Bluekilla als erste ausländische Ska-Formation auf ins damalige Jugoslawien - mitten hinein in den Balkankonflikt. Das Ergebnis: Haft wegen Spionageverdacht. Es ist diese Kompromisslosigkeit, das Umtriebige, das auch die Musik der Band prägt, die im Namen ihres 2011 erschienenen Albums behauptet, keine Ska-Band zu sein: "Never Was A Ska Band". Um dann auf der Platte genau das Gegenteil zu beweisen. Treibende Rhythmen und tanzbare Melodien sind es, die von den ersten Takten an die Songs dieser Band bestimmen.

18 / 20

Festival "Sound of Munich now":Kafkas Orient Bazaar

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Quelle: SZ

Indie / Elektro / Hardcore

Ein gemeinsamer Türkeiurlaub, ein Laden, der sich Kafkas Orient Bazaar nennt - und schon hatten Julian Riegl und Attila Breif 2005 den Namen für ihre Band gefunden. Die Leichtigkeit der Urlaubsstimmung haben sie sich auch zurück in München bewahrt: Sie mischen Indie, Elektropop und Hardcore mit derselben Unbeschwertheit, wie sie in ihren Texten zwischen Deutsch, Englisch und Türkisch wechseln. Songs, die trotz aller musikalischer Wucht ihren tanzbaren Charme nie verloren haben.

19 / 20

Festival "Sound of Munich now":Punchers Plant

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Quelle: SZ

Punkrock

Gerade hat sich die Punk-Band Punchers Plant zurückgezogen, um 2013 ein neues Album herauszubringen. Und um ihre bisherige Umtriebigkeit wieder aufzunehmen: Vier Tourneen durch Deutschland und Europa und mehr als 200 Konzerten sind es, auf die die Band seit dem Debütalbum 2008 zurückschauen kann. Bewahrt haben sie sich ihre Energie und ihre Eigenständigkeit. Und ihre sozialkritischen, politischen Songs, die trotz aller Sperrigkeit mitreißend bleiben.

20 / 20

Festival "Sound of Munich now":Fatoni

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Quelle: SZ

Hip-Hop

Die Gegenwart? Interessiert den Rapper und Schauspielschüler Fatoni nicht. So liest sich zumindest der Titel seines Albums "Solange früher alles besser war". Ein wenig stutzig darf man dann aber doch werden, wenn er, Teil der Hip-Hop-Combo Creme Fresh, augenzwinkernd über die Not der Rapper textet, sich nun auch in der gegenwärtigen Indie-Szene auskennen zu müssen.

Das Festival "Sound of Munich now" am Samstag, 3. November, im Feierwerk (Hansastraße 39 - 41) beginnt um 19 Uhr. Einlass ist um 18 Uhr - pünktliches Erscheinen ist wegen der großen Nachfrage zu empfehlen. Der Eintritt ist frei, nur für ein Einlass-Bändchen muss Pfand hinterlegt werden. Neben den 20 Bands präsentieren sich Münchner Plattenfirmen bei einer Labelmesse. Der Studenten-Radiosender M 94.5 berichtet in einer Live-Radiosendung von 20 bis 24 Uhr aus dem Feierwerk.

© SZ vom 29.10.2012/dayk
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