Festival:Mutige Improvisatoren

Festival: Im britischen Jazz in vielen Formationen und Rollen aktiv: das Trio des Pianisten Alexander Hawkins (Mitte).

Im britischen Jazz in vielen Formationen und Rollen aktiv: das Trio des Pianisten Alexander Hawkins (Mitte).

(Foto: Dawind Laskowski)

Beim "Jazz+"-Festival in der Seidlvilla stehen europäische Innovatoren im Mittelpunkt.

Von Oliver Hochkeppel

Zum 20-Jährigen der kleinen, feinen Konzertreihe "Jazz+" in der Schwabinger Seidlvilla gönnten sich die Macher rund um den Schlagzeuger Martin Kolb ein ebenfalls kleines, feines Festival. Das war vor sieben Jahren und so erfolgreich, dass man es seitdem biennal wiederholt. Vier Bands an zwei Tagen, so läuft es auch am Wochenende, 5. und 6. Mai, wieder ab. Mutiger und überraschender europäischer Jazz steht diesmal im Mittelpunkt.

Ein Duo eröffnet am Freitag den Reigen. Mit Reinier Baas und Jesse van Ruller sind die zwei wichtigsten niederländischen Jazz-Gitarristen zweier Generationen zu einem ihrer raren gemeinsamen Auftritte vereint. Van Ruller gewann bereits 1995 den berühmten Thelonious-Monk-Wettbewerb und spielte seitdem vor allem mit US-Größen wie George Duke, Joe Lovano, Pat Metheny, Mike Stern, Tom Harrell oder Roy Hargrove. Dadurch, wie auch als Dozent am Amsterdamer Konservatorium, war er ein Leitbild für den 13 Jahre jüngeren Baas, der in zahlreichen multinationalen Projekten spielt und ein Festival-Liebling geworden ist.

Weiter geht es am Freitag mit dem um den visionären Vibrafonisten Christopher Dell zum Quartett erweiterten, seit 2012 bestehenden Trio Roar des in Köln lebenden Bassisten Reza Askari mit Stefan Karl Schmid am Saxofon und Fabian Arends am Schlagzeug. Sie präsentieren das Album "Roar feat. Christopher Dell" und neue Kompositionen.

In den Samstag startet die in Stockholm lebende portugiesische Trompeterin Susana Santos Silva mit einem Solokonzert. Sie hat außer eigenen Projekten vor allem mit Freigeistern der Szene wie Kaja Draksler, Torbjörn Zetterberg, Fred Frith, Evan Parker oder Joëlle Léandre gearbeitet. So wurde sie vom amerikanischen Downbeat-Magazin zu "einer der aufregendsten Improvisatorinnen der Welt" geadelt.

Ins Finale geht es dann mit dem Trio des britischen Pianisten (und studierten Kriminologen) Alexander Hawkins. Der Autodidakt zwischen Tradition und Avantgarde ist vor allem an der Seite von Anthony Braxton und John Surman ein Fixstern der Londoner Szene, und mit dem Bassisten Neil Charles (der sich als Produzent Ben Marc nennt) und Schlagzeuger Stephen Davis eine eingespielte Rhythmusgruppe diverser Formationen. Der Bayerische Rundfunk schneidet alles mit und sendet auf BR-Klassik als "Jazz extra" am 12. Mai von 22.05 Uhr bis 0.00 Uhr Highlights, Stimmen und Eindrücke vom Festival.

"Jazz+"-Festival, Fr. und Sa., 5. und 6. Mai, 20 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, www.jazz-plus.de

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