Süddeutsche Zeitung

Festival:Höhenrausch mit Obergrenze

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Zur Sommerbühne im Olympiastadion kommen Stars wie "Tocotronic" - und bis zu 2000 Gäste.

Von Michael Zirnstein

Schon im Januar war Pop-Kennern klar, dass "Vertigo" eines der Alben des Jahres werden würde. Sechs Jahre lang hatten die Brüder Markus und Michael Acher zwar massig Musik herausgebracht, aber nicht mit ihrer Stammtruppe The Notwist, der weltweit einflussreichsten Indie-Band aus Bayern. Tatsächlich ist "Vertigo", zu deutsch: Höhenkoller, abermals ein auch mit Hilfe vieler Szene-Freunde feinst gesponnenes Meisterwerk. Das wird erfahrungsgemäß nur von der Band selbst zu toppen sein: live. Aber schon im Januar unkte Markus Acher "Das wird eine sehr lange Zeit brauchen, bis alle wieder entspannt auf einem Konzert rumstehen, wo einen der Nachbar anschwitzt."

Jetzt ist es so weit, und vielleicht größer als gedacht: Vor 1500 Fans dürfen The Notwist ihr Album im Münchner Olympiastadion präsentieren, zum Auftakt des größten Freiluft-Festivals der Stadt in diesem zweiten Ausnahmesommer am Freitag, 23. Juli. Einen Monat lang teilen sich etliche Münchner Veranstalter die große Bühne für alle möglichen Arten von Konzerten. Sollte der Freistaat es erlauben, ist hier - diesmal unter dem wetterfesten Plexiglas-Dach der Südkurve - sogar für 2000 Gäste Platz. Und das wäre gut, denn bei einigen Konzerten wie den Italo-Schlager-Fexen Roy Bianco & die Abbrunzati Boys aus Augsburg werden die Tickets schon knapp.

Es gab auch schon 2020 hier ein tolles, aus der Not geborenes Programm. Aber nun wird es noch bunter und hat noch mehr Star-Appeal. Denn die einzelnen Veranstalter dürfen diesmal Eintritt verlangen, weshalb sie auch noch attraktivere Künstler engagieren konnten (und die Gäste bestimmt weniger spontan zu Hause bleiben als mit Gratis-Tickets). Zum Beispiel spielen am 7. August die Hamburger-Schule-Pioniere Tocotronic, die sich seit ihrem Album "Schall und Wahn" von 2010 Nummer-1-Band nennen können, und dies mit "Die Unendlichkeit" 2017 bestätigten. Vor dem Finale mit der Brass-Kapelle Moop Mama am 22. August gibt es viel nationale Prominenz, wie die Berliner Hit-Maschine Culcha Candela, das Liedermacher-Troika Markus Wiebusch, Thees Uhlmann und Bosse (9.8.), die Indie-Rocker Provinz (16.8.), die Mittelalter-Popstars Faun (30.7.) oder Deutsch-Punk-Superstar Campino (17.), allerdings ohne Tote Hosen, dafür mit einem bunten Abend rund um sein Buch "Hope Street".

Bunt wird es eh, nicht nur bei den drei Gastspieltagen des Theatron Musiksommers (13.-15.8.), die auch das große Klassik-Spektakel des Orchesters Sinfonietta von der Seebühne ins Stadion verfrachten. Auch beim Rest vom Gospel-Chor St. Lukas (26.7.) über die Bass-Monster Schlachthofbronx (4.8.), Hip-Hop-Slams mit Main Concept (25.7.) oder Liqid & Maniac (2.8.) und dem Grantler-Comedian Harry G (5.8.) bishin zur queer-feministischen Party "Extravaganza" (1.8.) ist so viel geboten, dass einem schwindlig werden kann.

Sommerbühne im Olympiastadion , Fr., 23. Juli, bis So. 22. Aug., kultursommerinderstadt.de, Telefon 21837300

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SZ vom 22.07.2021
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