Festival:Auf zu neuen Rekorden

Festival: Längst aus dem Schatten ihrer Mutter Nina getreten: Lisa Simone.

Längst aus dem Schatten ihrer Mutter Nina getreten: Lisa Simone.

(Foto: Edilson Boz)

Bei der 51. Jazzwoche Burghausen sollte unter anderen Lisa Simone auftreten. Nun wurde das Festival abgesagt.

Von Oliver Hochkeppel

Das große Jubiläum im vergangenen Jahr, den 50. Geburtstag, hat die Internationale Jazzwoche Burghausen glücklich überstanden, mit Rekord-Programm und Rekord-Besuch, aber auch mit ein paar kritischen Stimmen, die Überraschungen vermissten. Jetzt, bei der 51. Ausgabe des ältesten und wichtigsten Jazzfestivals Bayerns, konnte die veranstaltende IG Jazz wieder ungezwungener daran arbeiten, sowohl das Hirn der eingefleischten Jazz-Freaks wie das Herz des Mainstream-Publikums zu erreichen. Zumindest auf dem Papier sieht es damit auch gut aus.

Der traditionell dienstägliche Auftakt ist ohnehin eine sichere Sache. Denn der Europäische Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis hat sich in seinen zwölf Jahren zum Renner bei Publikum wie Kritik entwickelt, weil die fünf aus vielen Bewerbern ausgewählten Ensembles verlässlich den Stand der jungen europäischen Szene abbilden. Diesmal sind mit vier deutschen Bands neben dem polnischen Szyman Klekowicki Sextet so viele heimische vertreten wie selten. Der Sieger darf tags darauf vor dem ersten Star auf die Bühne der Wackerhalle - heuer vor dem Pianisten Michel Camilo, einer Gallionsfigur des Latin Jazz, die mit Quartett und 14-köpfigen New Cool Collective Horns eine ungewohnt große Besetzung auffährt. Mit Latin Jazz geht es am Donnerstag weiter: Der aus Uruguay stammende, in Frankfurt lebende Saxofonist Wilson de Oliveira pflegt im Quintett mit dem Posaunisten Joe Gallardo das musikalische Erbe seiner Heimat, bevor sein amerikanischer Kollege Bill Evans US-Hochdruckjazz zelebriert. Zur Seite stehen Evans dabei The Spy Killers, das Trio von Deutschlands Vorzeige-Drummer Wolfgang Haffner mit dem jungen Organisten Simon Oslender, der 2019bei den Sessions die Entdeckung des Festivals war.

Auf die Beine zielt der Freitagabend mit zwei groovenden Großformationen, Jungle By Night aus Amsterdam sowie die kalifornischen Superstars Snarky Puppy. Wie gewohnt kulminiert die Jazzwoche am Samstag; erst beim Blues-Nachmittag mit Kai Strauss & The Electric Blues Allstars und Michael Lees The BB King Blues Band, abends mit großen Stimmen in der Wackerhalle: Lisa Simone, die schon lange aus dem Schatten ihrer berühmten Mutter Nina Simone getreten ist, übergibt dann an den Londoner Sänger Ola Onabulé. Parallel dazu kann man im Stadtsaal wieder Avantgardistischeres mit dem neuen Quartett der Genfer Harfenistin Julie Campiche und dem Berliner Andromeda Mega Express Orchesta hören, anschließend alles von Boogie bis Souljazz bei der Jazz-Night in neun Altstadt-Lokalen. "Next in Jazz" beschließt am Sonntag das natürlich wieder von Late Night Sessions (heuer mit dem Johannes Enders Quartett als Basis) und Jazzfrühschoppen umrahmte Festival mit drei jungen Bands aus Deutschland (Alma Naidu), Frankreich (Melusine) und der Schweiz (Ikarus).

51. Internationale Jazzwoche Burghausen, Di. bis So., 17. bis 22. März, die Veranstaltung wurde kürzlich abgesagt

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