Süddeutsche Zeitung

Fernsehen:ZDF dreht Zweiteiler "Bier Royal" über Münchner Brauereifamilie

  • In München und Umgebung wird der ZDF-Zweiteiler "Bier Royal" gedreht.
  • Darum geht es: Traditionsbrauerei oder vegane Weißwurst? Nach dem Tod des Chefs einer fiktiven Münchner Brauerei streiten Witwe und Tochter über die zukünftige Ausrichtung des Familienunternehmens.
  • Wie der Titel vermuten lässt, weist der Fernsehfilm Parallen zur Kult-Serie "Kir Royal" auf.

Von Sophia Baumann

Ein bayerisches Brauhaus. Dunkles Holz, Geweihe an den Wänden, knarziger Boden. Ein Ort der Gemütlichkeit, normalerweise. Doch an diesem Tag herrscht Hektik im Gräflichen Hofbrauhaus Freising, das ZDF dreht hier den Zweiteiler "Bier Royal". Die Schauspieler sitzen um einen Tisch. "Können wir die Schuhe haben, bitte?", ruft eine Assistentin durch den Raum. Eine Darstellerin trägt kurz vor Drehbeginn noch graue Schlappen statt lila High-Heels. Die Kameras werden eingestellt, letzte Anweisungen gegeben. "Gisela, wenn Du aufstehst, bitte nach rechts!" Gisela Schneeberger unterbricht das angeregte Gespräch mit ihren Sitznachbarn, nickt. Neben ihr schäumt ein Mitarbeiter mit einem Gerät das Bier auf, danach sieht es wieder frisch aus. "Leise bitte - und Ton ab", sagt die Regieassistentin mit fester Stimme. Das Gelächter am Tisch der Schauspieler verstummt.

Leichenschmaus. Laut Drehbuch wurde gerade der Patriarch Franz Hofstetter (Andreas Giebel) beerdigt, Chef vom Münchner Arnulfbräu. Die Witwe (Gisela Schneeberger) hält eine kurze Rede: "Du wirst mir jeden Tag fehlen, Liebster. Aber ich werde unser Werk fortsetzen und in Ehren halten." Ganz so einfach ist das allerdings nicht, wie sich im Laufe der Komödie herausstellen wird. Denn auch Vicky (Lisa Maria Potthoff), Franz' Tochter aus erster Ehe, sieht sich als Erbin. Sie will ein neues Konzept für die Familienbrauerei entwickeln, samt veganer Weißwurst.

"Es geht um den Kampf zwischen den beiden Damen", sagt Produzentin Heike Voßler. Es geht aber auch um ein größeres Thema: die Münchner Gesellschaft. Gedreht wird unter anderem in Haidhausen, Schwabing, Freimann und am Chinesischen Turm. Der Film bewegt sich zwischen Tradition und Modernität - verkörpert durch die Gegenspielerinnen Gisela und Vicky. Die Ältere ist herrschsüchtig, egozentrisch und will die Tradition erhalten - nicht zuletzt mithilfe von Spezlwirtschaft. Die Jüngere ist temperamentvoll, berechnend, aber auch irgendwie warmherzig. Sie hat in den vergangenen Jahren in den USA gelebt und in einer Führungsposition gearbeitet. Der Münchner Schickeria gehören beide Frauen an.

Nicht nur der Titel "Bier Royal" spielt auf die Achtzigerjahre-Kultserie "Kir Royal" an. Auch in der Handlung lassen sich Analogien finden. Am deutlichsten wird das anhand der Figur der Klatschreporterin Renate (Ulrike Kriener), die regelmäßig über die Familiendynastie berichtet. Den Titel hat Produzentin Voßler gemeinsam mit Drehbuchautorin Carolin Otto entwickelt. Sie stellt klar: "Wir würden uns niemals mit Helmut Dietl messen - dafür haben wir viel zu große Hochachtung." Auch Hauptdarstellerin Gisela Schneeberger wirkt nicht ganz glücklich mit dem Namen "Bier Royal", sie hatte mit Dietl bei "Monaco Franze" zusammengearbeitet. "Jeder von uns weiß, dass Dietl unerreichbar ist", sagt sie.

Ein Sendetermin steht noch nicht fest, der Leichenschmaus aber ist schon mal im Kasten. Routiniert drehen die Schauspieler die Szene ab. Nur einmal unterläuft Schneeberger ein Malheur. "Schweinsbier" sagt sie, statt "Schweinsbraten und Bier". Sofort verbessert sie sich, spricht ihren Text weiter. Ihre Kollegen versteinern kurz, dann beginnt einer nach dem anderen lauthals zu lachen. Schließlich fällt auch Schneeberger selbst in das Gelächter ein. Der Dreh muss unterbrochen werden, geschäftiges Treiben bricht aus. Die Maskenbildnerin kommt ins Bild gelaufen, pudert nach, zieht Lidstriche. Dann heißt es wieder von der Regieassistenz: "Achtung, wir drehen." Und die Szene beginnt von vorne.

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SZ vom 24.08.2017/mmo
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