Festival-Vorschau:Frauen für den Frieden

Festival-Vorschau: Zusammen sind sie weniger allein: An den Kammerspielen wird die Festival-Eröffnungspremiere "Anti War Women" stattfinden.

Zusammen sind sie weniger allein: An den Kammerspielen wird die Festival-Eröffnungspremiere "Anti War Women" stattfinden.

(Foto: Julian Baumann)

Das Festival "Female Peace Palace" will Frauen und ihrem Kampf gegen Krieg und Ungerechtigkeit mehr als eine Bühne bieten. Kammerspiel-Intendantin Barbara Mundel und Monacensia-Leiterin Anke Buettner geben einen Ausblick auf ein hochpolitisches Programm.

Von Antje Weber

Kaum geht es los, und schon ist voller Alarm. Gerade erst hat Anke Buettner, die Leiterin der Monacensia, die Pressekonferenz zum Festival "Female Peace Palace" eröffnet und sich bei Kammerspiel-Intendantin Barbara Mundel für die großartige Zusammenarbeit bedankt. Da schrillt das erste Mobiltelefon. Und noch eins und noch eins, links, rechts, hinten, überall. Probealarm der Bundesregierung, es bestehe keine Gefahr, ist auf den Displays zu lesen. Und was einerseits nervt, passt andererseits ziemlich gut: Schließlich soll auch das gemeinsame Projekt "Female Peace Palace" unüberhörbar laut auf wichtige Anliegen aufmerksam machen.

Aktueller könnte das Thema nicht sein: "Theater und Widerstand in Zeiten des Krieges" heißt der Untertitel. Es geht beim "Female Peace Palace" insbesondere um die Forderungen und den internationalen Kampf von Frauen - gebündelt in vier neuen Theaterinszenierungen, einem Symposium, einem Jugendcamp, Podcast, Blogs. Wobei Buettner und Mundel wichtig ist, das Festival nicht isoliert, sondern als Teil ihrer langfristigen Strategien zu sehen. Man wolle eine "Art von feministischer Geschichtsschreibung etablieren", sagt Buettner, unter dem Schlagwort #Femaleheritage ist dazu bereits viel im Netz zu finden. Und Mundel ergänzt, wie wichtig es sei, sich auch in die Stadt hinein zu öffnen und zum Beispiel Frauen wie die einstige Schauspielerin Therese Giehse ebenso zu würdigen wie eine heutige Regisseurin wie Nora Abdel-Maksoud: "Das ist jetzt München!"

Das Festival will in mehrfacher Hinsicht Bögen schlagen. Es soll von "historischen Stimmen", so Mundel, bis ins Heute reichen, zu Fragen wie: "Was ist das eigentlich mit dieser feministischen Außenpolitik?" Die vieldiskutierte Außenpolitik von Ministerin Annalena Baerbock kommt ja nicht aus dem Nichts. Sie wurde erstmals vor mehr als einem Jahrhundert auf einem internationalen Friedenskongress formuliert: Mehr als 1000 Frauen aus 16 Nationen waren mitten im Ersten Weltkrieg 1915 nach Den Haag gereist, um dort Themen von Völkerrecht bis Vergewaltigung zu diskutieren und Forderungen aufzustellen. Angesichts der brennenden Aktualität, wie Kriege und Krisenherde von der Ukraine bis zu Iran zeigen, soll nun erneut eine solche Versammlung oder "Assembly" einberufen werden, am 21. und 22. April. Sie ist ebenfalls international angelegt, wird zum Beispiel auch von zehn Stipendien an Aktivistinnen aus aller Welt gestützt.

Festival-Vorschau: Gemeinsames Anliegen: Monacensia-Leiterin Anke Buettner (links) und Kammerspiel-Intendantin Barbara Mundel.

Gemeinsames Anliegen: Monacensia-Leiterin Anke Buettner (links) und Kammerspiel-Intendantin Barbara Mundel.

(Foto: Gabriela Neeb)

Wichtig soll am Ende jeden Debattentages allerdings die Verbindung zur Kunst sein. Und da bieten die Kammerspiele neben Wiederaufnahmen (zum Beispiel der "Bayerischen Suffragetten") einiges Neues. Regisseurin Jessica Glause wird sich in der Uraufführung "Anti War Woman" zum Auftakt am 31. März mit weiblichen Münchner Vorbildern von einst beschäftigen, von der Frauenrechtlerin Anita Augspurg bis zur Ärztin Hope Bridges Adams Lehmann. Die ukrainische Autorin Natalia Vorozbhyt wird in "Green Corridors" (14. April) mit schwarzem Humor die Versehrtheit von Frauen im Krieg thematisieren. Aus Istanbul kommt die Performance "Halide" über die umstrittene Freiheitskämpferin Halide Edip Adivar (20. April), in einer weiteren Intervention wird die afroamerikanische Frauen- und Bürgerrechtlerin Mary Church Terrell gewürdigt (14. April).

Das ist längst nicht alles: Angela Aux und Su Steinmassl haben zum Beispiel einen Film über die Schriftstellerin Annette Kolb gedreht, zu einem "Peace Palace Camp" in den Osterferien (11. bis 15. April) können sich Jugendliche anmelden, und ein Podcast von Fabienne Imlinger ist bereits online. Ein Zitat daraus gefällt der Monacensia-Leiterin besonders, und es trifft die Absicht des Festivals wohl ganz gut: "Wir alle schreiben Geschichte."

Female Peace Palace, Festival, 31. März bis 23. April, Informationen unter muenchner-kammerspiele.de/fpp

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