Feldmoching:Politur fürs Aushängeschild

Walter-Sedlmayr-Platz Feldmoching

Mehr Steinwüste als Wohlfühl-Oase: Am Walter-Sedlmayr-Platz vor dem Feldmochinger Bahnhof entzündet sich schon länger die Kritik. Die Lokalpolitiker starten deshalb bei der Stadt einen neuen Verstoß, das Entree zum Quartier attraktiver zu machen.

(Foto: Florian Peljak)

Als hässlich, grau und ungepflegt empfinden viele Anwohner das Areal vor dem S-Bahnhof. Der örtliche Bezirksausschuss fordert deshalb eine umfassende Neugestaltung des Walter-Sedlmayr-Platzes

Von Jerzy Sobotta, Feldmoching

Der Walter-Sedlmayr-Platz ist nicht irgendein Platz im Stadtviertel. Als Bahnhofsvorplatz ist er sozusagen das Aushängeschild Feldmochings. Benannt ist er nach dem 1990 verstorbenen Schauspieler, der in den Achtzigerjahren nicht nur als bayerischer Film- und Fernsehprominenter bekannt war, sondern sich als Fastenprediger beim Derbleck'n auf dem Nockherberg auch den Ruf als Münchner Obergrantler erworben hat. Seit einigen Jahren nun richtet sich das Schimpfen gegen Sedlmayr selbst, oder vielmehr gegen den Platz, der seinen Namen trägt. Als hässlich, grau und zugepflastert ist er von den Anwohnern und der örtlichen Bevölkerung verschrien. Nomen est omen.

In den vergangenen beiden Jahren wurde auf der nördlichen Seite des Bahnhofs ein neues Hotel gebaut, das Anfang Januar erstmals für Gäste öffnete - und sich wegen Corona derzeit keines großen Umsatzes erfreut. Glück bringt Sedlmayr bisher also nicht. Die Fertigstellung des Hotels nehmen Lokalpolitiker aber nun zum Anlass, um erneut eine umfassende Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes zu fordern. In der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Feldmoching-Hasenbergl haben sie sich mit der Bitte einer "Wiederherstellung des Bahnhofsplatzes" an die Stadt gewandt.

Im Zentrum steht dabei der Verkehr, der einigen Bürgern an der Ecke Josef-Frankl- und Paul-Preuß-Straße zu gefährlich ist. Wie ernst es manchen in dieser Angelegenheit ist, hat vor zwei Jahren ein Feldmochinger Bürger bewiesen, der minutiös die Verkehrssituation anhand von Grafiken, Bildern, Verkehrszahlen und Sichtverhältnissen durchanalysiert hat. Sein Dokument umfasst nicht weniger als 58 Seiten und spielt auch einige Möglichkeiten für die Straßenecke durch, etwa eine Ampel oder einen Kreisverkehr. Die Lokalpolitiker zeigen sich in der Sache bescheidener. Von Geschwindigkeitsbegrenzungen, Zebrastreifen bis hin zu neuen Parkplätzen wurde in den vergangenen zehn Jahren schon ziemlich alles diskutiert. Auch die Frage, wie man den Betonplatz etwas angenehmer gestalten könnte.

Eine neue zweistöckige Garage für Fahrräder hätte schon vor zwei Jahren auf dem Bahnhofsvorplatz entstehen sollen, berichtet Maximilian Bauer (München-Liste), Vorsitzender des BA-Unterausschusses Bau. Weil damals das Hotel gebaut worden ist, hat man die Sache einvernehmlich erst einmal aufgeschoben. Die Pläne solle die Stadt nun aber wieder aus der Schublade holen, wünscht sich der BA. Und eine Ausleihstation für Lastenräder solle gleich mit entstehen. Viel wichtiger sei aber, dass das Baureferat auch all die Anträge und Vorstellungen für den ganzen Platz prüft, die von Bürgern und Lokalpolitikern bisher eingebracht worden sind. "Es ist längst überfällig", sagt Bauer und verweist auf die Neubaugebiete, die in den kommenden Jahren in Feldmoching entstehen werden.

Nun liege es an dem städtischen Baureferat, sagt Bauer. Doch dort zeigt man sich derzeit wenig motiviert. Auf Anfrage der SZ verwies das Referat nur auf eine alte Auseinandersetzung mit den Erben des Künstlers Ludger Gerdes, nach dessen Plänen der Walter-Sedlmayr-Platz 2003 umgestaltet worden war. Sie haben das Urheberrecht an dem Platz und müssen ihr Einverständnis für eine Umgestaltung geben. Genau dafür haben sie sich vor einigen Monaten offen gezeigt. Schließlich hätte sich der Künstler ja gewünscht, dass die Passanten sich wohl fühlen, wenn sie vom Feldmochinger Bahnhof kommen. Es gäbe also allen Grund, den ganzen Bereich neu zu überdenken, findet der BA. Nun muss er noch die Stadt dazu bekommen, es ähnlich zu sehen. Eine Aufgabe, an der sicher auch Seldmayr seinen Spaß gehabt hätte - als Fastenprediger versteht sich.

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