Feldmoching:Öl auf die Wogen

Initiative âĞHeimatbodenâĜ - Pressekonferenz

Unübersehbar: Die Initiative "Heimatboden" macht mit einer Plakat-Kampagne ihre Positionen gegen die von der Stadt geplante Bebauung deutlich.

(Foto: Marc Müller)

Bei der ersten Info-Veranstaltung zur Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme in Feldmoching versuchen Vertreter der Stadt, die Aufregung zu dämpfen. Vielen Bürgern geht es vor allem um die Zukunft der Landwirtschaft

Von Simon Schramm, Feldmoching

Wenn in einigen Jahren die aktuellen Planspiele der Stadt, eine etwa 900 Hektar große Fläche im Münchner Norden neu zu gestalten, auch tatsächlich einmal umgesetzt werden, dann wird man sich im Rathaus an vielen Aussagen von Steffen Kercher messen lassen müssen. Denn seit der Entscheidung der Stadt, einige zum größten Teil landwirtschaftlich genutzte Grundstücke zwischen Feldmoching und Ludwigsfeld als mögliches Bauland zu reservieren, herrscht in den Vierteln Unsicherheit - zu Beispiel darüber, wie sich dieses Vorgehen in Form der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) auf heimische Gärtner und Bauern auswirken wird. "Unser Ziel ist es, dass die Landwirtschaft in Feldmoching eine Zukunft hat", beteuerte Steffen Kercher, der beim Planungsreferat Abteilungsleiter für Sonderaufgaben ist, nun bei der ersten Infoveranstaltung zur SEM in der Feldmochinger Mehrzweckhalle, zu der etwa 550 Bürger gekommen waren.

Einige Einwohner brachten ihre Ablehnung und Zweifel an den städtischen Plänen zum Ausdruck, etwa durch einzelne Pfiffe oder Einwürfe. Kercher und einer seiner Kollegen aus der Verwaltung waren bemüht, sozusagen vorauseilend kursierende Vorwürfe und Ängste zu entkräften. Kercher sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass bis zu 60 000 neue Bewohner in den Norden ziehen würden, wie es manche argwöhnt hatten: "Die Einwohnerzahl wird sich nicht verdoppeln, es wird auch kein neues Perlach werden." Das Referat geht davon aus, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel der Fläche mit Wohnungen bebaut werden könnte und der Rest für Landwirtschaft, Erholungsgebiete und Verkehrsflächen zur Verfügung steht.

Im Zuge der SEM muss die Stadt eine Einigung mit den Eigentümern der betroffenen Flächen finden. Manche Eigentümer befürchten, dass die Stadt im äußersten Fall das Mittel der Enteignung nutzen könnte. Kerchers Entgegnung: "Kein Mensch hat Interesse daran, 500 Eigentümer zu enteignen und auch kein Interesse, der Landwirtschaft ihre Flächen wegzunehmen." Falls der Stadtrat seine Zusage zur Untersuchung des Umgriffs gibt, will das Planungsreferat stattdessen in Einzelgesprächen ermitteln, welche betroffenen Eigentümer für eine Entwicklung bereit sind und welche Flächen aus den Planungen ausgenommen werden sollten.

Anders als im Nordosten Münchens, wo die Stadt ebenfalls ein SEM-Projekt vorantreibt, stößt das Vorgehen in Feldmoching auf immer mehr Widerstand. Der Bundestagskandidat der CSU für den Norden, Bernhard Loos, plädierte jüngst für ein Verfahren per Bebauungsplan statt der SEM; der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer (CSU) kritisiert unter anderem, dass das Vorhaben keine demokratische Legitimation hat, da es von der Bevölkerung abgelehnt wird.

Erst vor Kurzem haben einige Gegner der SEM eine Bürgerinitiative gegründet. Viele Bürger missbilligen, das die Stadt dieses spezielle Instrument des Baurechtes nutzt. Die Vorteile der SEM aus Sicht von Verwaltungsleiter Steffen Kercher: Bei der Entwicklungsmaßnahme gebe es keine "Rosinenpickerei" besonders geeigneter Grundstücke, sondern jede Fläche werde gleich behandelt und in einem umfassenden Konzept untersucht. Die Stadt sei verpflichtet, im Zuge der SEM rechtzeitig eine Infrastruktur bereitstellen und frühzeitig die Bevölkerung einzubeziehen, zum Beispiel bei Bürger-Stammtischen.

Den Streitpunkt zwischen Stadt und örtlicher Landwirtschaft, die um ihre Zukunft bangt, kennt Steffen Kercher aus SEM-Projekten in anderen Städten wie Freiburg. Einigung mit den Landwirten will die Stadt etwa dadurch erzielen, dass sie eigene, nahe gelegene Flächen gegen die Nutzflächen der Landwirte tauscht oder Landwirten Ersatzflächen außerhalb anbietet.

Bei den neuen Wohnungen sollen in jedem Fall Quoten für geförderten Wohnungsbau zur Anwendung kommen. Wie die neuen Quartiere erschlossen werden sollen, ist noch unklar; deshalb hat das Planungsreferat die Autobahn einbezogen, weil eine neue Ein- und Ausfahrt Teil der Zuwegungen sein könnte. Die Stadtratsfraktion der ÖDP will derweil von der Verwaltung wissen, was aus den alten Plan für einen Nordwestpark nahe den Seen im Norden geworden ist, der in manchen Stadtplänen verzeichnet ist - und wie sich diese Idee in die SEM integrieren lässt.

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