Feldmoching:Nichts dagegen, aber. . .

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Das geplante Wohngebiet neben der Bahnstrecke darf auf keinen Fall den dörflichen Charakter zerstören, fordern die Feldmochinger. Sie geben den Architekten allerlei mit für die weitere Planung

Von Simon Schramm, Feldmoching

"Wir lehnen die Bebauung nicht ab", betont der Bewohner aus Feldmoching. Er führt aber aus, worauf wohl das gesamte Viertel Wert legt in Bezug auf die Pläne des Immobilienunternehmens CA Immo, auf dem Brachgelände neben der Bahnstrecke in Feldmoching ein neues Wohngebiet aufzureißen. "Feldmoching ist von einer dörflichen Struktur geprägt und wir wollen nicht, dass diese Struktur kaputt geht. Die Gebäude müssen sich in den Bestand einfügen." Das Preisgericht des städtebaulichen Wettbewerbs, der vor zwei Wochen begonnen hat, stellte sich in der Freizeitstätte an der Gundermannstraße den Bewohnern und deren Bedenken und Wünschen. "Sie müssen hier nicht wohnen, wir müssen es", sagt der Herr aus Feldmoching zuletzt zu den Preisrichtern. Mit lautstarken Applaus stimmt das Publikum zu.

Grundsätzlich lehnen viele Feldmochinger es nicht ab, dass auch in ihrem Viertel mehr Wohnraum geschaffen wird. Der große Zuwachs verunsichert die Bewohner aber, zumal es nicht das einzige Neubaugebiet in Feldmoching ist. Im vergangenen Herbst hatten Stadt und Bauherr die Bewohner bei einem Workshop in die Planungen miteinbezogen. Skepsis über die Auswirkungen der Bebauung ist teilweise immer noch vorhanden, das wurde bei der Veranstaltung deutlich. Die Juroren stellten klar, dass das neue Siedlungsgebiet nicht nur die Ratold-, sondern auch die Raheinstraße umfassen wird; der Plan, dort eine Berufsschule zu bauen, ist vom Tisch. Auf etwa 900 Einheiten ist die Anzahl der neuen Wohnungen gestiegen, dies sei aber eine "Orientierungsgröße", sagt Baudirektorin Sabine Steger, und keine "Soll-Größe". Wie viele neue Bewohner tatsächlich nach Feldmoching ziehen, wird auch von den Entwürfen der Architekten abhängen.

Elf Büros aus München, Darmstadt, Köln und Rotterdam untersuchen derzeit, wie die neue Siedlung aussehen könnte, wo sich Kitas und Spielplätze befinden sollen und wie das Gelände an das Viertel angeschlossen werden soll. Die größte Herausforderung für die Architekten ist es, zwei Hauptanliegen der Bewohner in Einklang zu bringen. Einerseits soll sich die neue Siedlung an die Bestandsbauten anpassen. Andererseits sollen die Geschossbauten selber als Lärmschutz dienen und werden darum wahrscheinlich in Richtung Bahnstrecke höher werden. Bloß: "Was ich viel mehr als den Bahnlärm fürchte, ist die Verschattung", sagt eine Bewohnerin. Ein weiterer Faktor, den die Architekten berücksichtigen müssen.

Immer noch beschäftigt die Bewohner, wie der zusätzliche Verkehr aufgefangen werden soll. Die Stadt hofft auf die entlastende Wirkung von vier Maßnahmen: Die Freimachung der Bahnübergänge in der Lerchen- und Feldmochinger Straße; die mögliche, neue U-Bahn-Achse von der U2 zur U6; die Überlegung, den Bahnnordring für den Personennahverkehr freizugeben und natürlich der geplante, untertunnelte Anschluss der Schleißheimerstraße an die A99. Die Experten suchen derzeit eine Lösung, wie sich die Tunneleinfahrt auf Höhe des Mira-Einkaufszentrums mit dem Sperrengeschoss der U-Bahn-Station "Dülferstraße" nicht in die Quere kommen. Demnächst werde man den Plan an das Baureferat weitergeben, sagte der anwesende Verkehrsplaner. Bis der Tunnel wirklich realisiert wird, werde es aber noch ein "paar Jahre" dauern. Mancher im Publikum reagierte auf diese Perspektive mit Häme.

Die Stadtgestalter werden dem Preisgericht auch Vorschläge präsentieren, wie die Park-and-ride-Anlage neben dem Bahnhof erweitert werden soll, etwa durch Aufstockung, oder durch eine Tiefgarage. Weiteres Anliegen in Feldmoching: Es soll grün bleiben. Im nördlichsten Teil wird eine öffentliche Grünanlage entstehen, trotzdem muss innerhalb des Wohngebiets Platz für private Grünflächen genutzt werden. Im Juli wird das Preisgericht die fertigen Entwürfe begutachten und seine Entscheidung dem Stadtrat mitteilen. Planungsreferentin Steger rechnet damit, 2017 die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzulegen.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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