Wohnen in München:"Klein-Manhattan" im Langen Land

Wohnen in München: Entlang der Bahntrasse - im Bild ein abgestellter Güterzug - sind in Feldmoching 900 Wohnungen geplant. Bis zu 4,50 Meter hohe Schallschutzwände sollen den Bahnlärm abhalten.

Entlang der Bahntrasse - im Bild ein abgestellter Güterzug - sind in Feldmoching 900 Wohnungen geplant. Bis zu 4,50 Meter hohe Schallschutzwände sollen den Bahnlärm abhalten.

(Foto: Florian Peljak)

In Feldmoching entsteht auf einem schmalen Streifen am Rande der Bahnlinie ein neues Viertel für 2000 Menschen. Kritiker sehen den dörflichen Charakter der Nachbarschaft in Gefahr.

Von Ulrike Steinbacher

Wenn es um poetische Namen für ihre Projekte geht, zeigen Immobilienentwickler oft Fantasie, im Fall der "Hofmark am Olympiapark" etwa, die direkt an der lauten Lerchenauer Straße und deutlich näher am Werksgelände von BMW als am Olympiapark liegt, oder mit "Maison Lucile", einem sechsgeschossigen Wohnriegel an der nicht minder lauten Einsteinstraße. Die CA Immo dagegen hat mit dem Namen für ihr Projekt am U- und S-Bahnhof Feldmoching ins Schwarze getroffen: "Langes Land" heißt das geplante Wohnquartier auf einem schmalen, noch unbebauten Streifen an Ratold- und Raheinstraße östlich der Bahnlinie. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat jetzt endgültig die baurechtlichen Voraussetzungen für das Projekt geschaffen.

Damit werden im Flächennutzungsplan aus einem Grünbereich Wohnbauflächen, und der Bebauungsplan sieht zwei allgemeine Wohngebiete vor, von den Wohnungen sollen 30 Prozent im geförderten und 70 Prozent im frei finanzierten Wohnungsbau entstehen. An der breitesten Stelle misst das "Lange Land" etwa 120 Meter, die gesamte Länge beträgt fast eineinhalb Kilometer.

Zwei siebengeschossige Gebäude sind geplant

900 Wohnungen für etwa 2000 Menschen sollen auf der 11,6 Hektar großen Fläche gebaut werden, der eine Teil südlich des Bahnhofsparkplatzes und des Discounters an der Dülferstraße, der andere Teil nördlich davon. Der zentrale Bereich - das Parkplatz-Grundstück gehört der Stadt, das Supermarkt-Grundstück der CA Immo - soll einmal die Mitte des neuen Quartiers bilden. Weil die Eigentümer sich aber noch nicht einig sind, wird dieser Teil der Planung abgetrennt.

Die Wohnhäuser verteilen sich auf vier Baufelder nördlich und acht Baufelder südlich der Quartiersmitte. Im Südteil sind drei- bis sechsgeschossige Bauten mit zwei siebengeschossigen "Akzentuierungen" vorgesehen, im Norden Häuser mit ein bis vier Stockwerken. Die Gebäude gruppieren sich jeweils um private Höfe und sind Richtung Westen, zur Bahnseite, höher als Richtung Osten zur nächsten Siedlung hin. Bis zu 4,50 Meter hohe Schallschutzwände sollen Schutz vor dem Bahnlärm bieten. Auf den Dächern ist sowohl Begrünung als auch Photovoltaik vorgesehen. Geplant sind drei Kitas mit insgesamt zehn Kindergarten- und zehn Krippengruppen.

Kritiker sprechen von "Klein-Manhattan"

Viele Feldmochinger haben Einwände gegen das Stadtentwicklungsprojekt vorgebracht. Kritisiert werden die Größe des Wohngebiets, die Höhe der Gebäude, das Ausmaß des Zuzugs - von "Klein-Manhattan" ist die Rede, der Dorfcharakter gehe verloren. Der Bund Naturschutz befürchtet negative Auswirkungen auf das Stadtklima, wenn die unbebauten Flächen entlang der Bahnlinie versiegelt werden, der Bezirksausschuss hätte gern ebenso viel Gewerbe wie Wohnungen im "Langen Land" untergebracht.

Das Planungsreferat dagegen argumentiert, München brauche dringend Wohnungen, und das "Lange Land" direkt an U- und S-Bahn sei dafür ideal geeignet. Außerdem gebe es in Feldmoching längst Gebäude, die höher und Siedlungen, die ebenso dicht bebaut seien. Der Versiegelungsgrad sei noch akzeptabel.

Im Planungsausschuss lobten Paul Bickelbacher (Grüne), Simone Burger (SPD) und Alexander Reissl (CSU) einträchtig die "besterschlossene Lage" der 900 Wohnungen. Dirk Höpner (München-Liste), der als einziger gegen den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans stimmte, bedauerte, dass die Quartiersmitte erst später errichtet wird. "Ein Platz, wo man gerne hingeht, wäre wichtig gewesen."

Dass das Zentrum fehle, sei bedauerlich, es werde "nachgeliefert", entgegnete Paul Bickelbacher (Grüne). Wann, ist offen, denn vorerst kann die CA Immo noch nicht einmal sagen, wann sie mit dem Bau der Wohnungen im "Langen Land" beginnt. "Zunächst müssen die Architektur definiert und die Hochbau- sowie Erschließungsprojekte geplant werden", teilt Pressesprecher Markus Diekow dazu mit.

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