Feldmoching/Hasenbergl:Schnell aufgegeben

Feldmoching/Hasenbergl: Kurzes Gastspiel: Martin Schreck hat das Stadtviertel-Gremium im Münchner Norden bereits verlassen.

Kurzes Gastspiel: Martin Schreck hat das Stadtviertel-Gremium im Münchner Norden bereits verlassen.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Nach nur drei Sitzungen verlässt der Eggarten-Kämpfer Martin Schreck den Bezirksausschuss

Von Jerzy Sobotta, Feldmoching-Hasenbergl

So plötzlich wie Martin Schreck in die Kommunalpolitik reingestolpert ist, so schnell war er wieder draußen. Drei ganze Sitzungen hat es der Stadtviertelaktivist im Bezirksausschuss (BA) ausgehalten. Bei der Sitzung am Dienstagabend wurde bereits sein Rücktritt verkündet - in seiner Abwesenheit. Das Gesagte hörte sich in etwa wie ein Praktikumszeugnis an: Von erfolgreich begonnener Arbeit und großem Bedauern ist da die Rede. Aus "zeitlichen Gründen" habe sich Schreck zurückgezogen, denn die Arbeit im BA habe ihm keinen Raum mehr für sein eigentliches Herzensthema gelassen: den Kampf gegen die Bebauung des Eggartens.

Dafür ist Schreck im Viertel bekannt und dafür bekam er im März auch rund 3600 Stimmen im Münchner Norden. Vor der Wahl hatte der Spitzenkandidat der Wahlliste Freie Wähler/ÖDP bereits klargestellt: "Ich bin auch nicht drauf aus, dass ich Mandatsträger bin, mir geht's nur um den Eggarten." Die Arbeit im Bezirksausschuss umfasste jedoch mehr als nur den Kampf gegen die Bebauung des Eggartens, und das hat Schreck wohl schnell gemerkt. Im Gespräch mit der SZ räumte er ein: "Der Anfang war holprig. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen."

Man konnte sich als Beobachter der BA-Sitzungen des Eindrucks nicht erwehren, dass die neue Rolle dem rührigen Aktivisten schlichtweg zu viel wurde. Denn ganz ohne kommunalpolitische Erfahrung wurde Schreck auch noch zum Vorsitzenden des Unterausschusses Bau gewählt. Dort treffen die Bauvorhaben ein, Tekturen und Architektenentwürfe werden beurteilt und kommentiert. Ein Amt, das Erfahrung und Fachkenntnis erfordert.

Den Vorsitz hatte zuvor über viele Jahre Gabriele Meissner (SPD) inne, eine ehemalige Architektin. Sie hätte gerne weitergemacht, doch nach der Kommunalwahl haben sich die Kräfteverhältnisse geändert: Nun gibt im BA die CSU in Allianz mit der München-Liste (ML), FW/ÖDP und FDP den Ton an. Dieses Bündnis hat die Unterausschüsse nach Proporz, nicht nach Erfahrung und letztlich auch Kompetenz verteilt. Und so wurde der Neuling Schreck zum Vorsitzenden eines wichtigen Unterausschusses. Dass er nun Knall auf Fall das Gremium verlässt, lässt vermuten, dass er offenbar keine klare Vorstellung von dem Amt hatte, das man ihm angetragen hatte. Ganz anders als sein Nachrücker, der Biologe Thomas Seeger (ÖDP). Er wurde am Dienstag vereidigt. Als ihm auch der Vorsitz des Unterausschusses vorgeschlagen wurde, lehnte er ab. Er müsse sich erst einmal einarbeiten. Den Vorsitz übernimmt nun für drei Jahre Maximilian Bauer (ML), der schon lange im Gremium sitzt.

Schrecks Rücktritt könnte ein schlechtes Licht auf den neu gewählten BA werfen: Denn ein Lokalgremium, in dem wichtige Posten an Neulinge ohne die nötige Erfahrung vergeben werden, verliert an Gewicht. Die CSU-geführte Koalition hat Schrecks Kandidatur für den Vorsitz des Unterausschusses nicht nur unterstützt, sondern überhaupt erst in die Wege geleitet.

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