Süddeutsche Zeitung

Feldmoching/Hasenbergl:Extrawurst gefordert

Den Lokalpolitikern von Feldmoching-Hasenbergl reicht ein stadtweites Agrargutachten nicht. Sie möchten ein eigenes

Von Simon Schramm, Feldmoching/Hasenbergl

Als 2017 publik wurde, dass die Stadt bei Ludwigsfeld und Feldmoching ein neues Großquartier aufziehen möchte, waren es insbesondere viele alteingesessene Landwirte aus dem Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl, die die Pläne zum Teil heftig kritisierten. Den Bauern im Norden war und ist unklar, wie sich das große Vorhaben der Stadt auf ihre Betriebe und Grundstücke auswirkt. Unter anderem verlangen die Landwirte aus diesem Grund ein agrarstrukturelles Gutachten, das eine Aufstellung ergeben soll, wie es um die Landwirtschaft im Münchner Norden steht und welche Interessen die lokalen Bauern haben. Tenor ihrer Forderung: Erkenntnisse aus den Gutachten sollten als Basis für eine mögliche Bebauung im 24. Stadtbezirk dienen. Der Stadtrat hat eine solche Untersuchung nun beschlossen - allerdings soll sich die Studie auf den gesamten Raum München beziehen und die Agrarstruktur in der ganzen Stadt untersuchen, nicht nur im Norden. In der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Feldmoching-Hasenbergl hat diese Entscheidung nun erneut Missmut hervorgerufen.

"Es ist wichtig, dass das Agrargutachten vor einer baulichen Entwicklung ausgeführt wird, um darauf aufzubauen", sagte CSU-Lokalpolitiker Martin Obersojer. Sollte das Gutachten erst abgeschlossen sein, wenn die Entwicklungspläne schon fertig sind, sei es nur als Alibi erstellt worden, urteilte Obersojer. Er stellte in Frage, ob ein voraussichtliches Budget von 160 000 Euro für ausführliche Untersuchungen ausreichend sei; mit dem Geld soll auch eine neue Stelle finanzieren, dieser Mitarbeiter soll die Untersuchungen koordinieren und fachlich begleiten.

Der BA votierte einstimmig dafür, die Stadt aufzufordern, ein eigenes Gutachten für den Stadtbezirk anzufertigen, bei dem jeder örtliche Betrieb berücksichtigt werden soll. "Wenn nur jeder zehnte Betrieb beprobt wird, erwischen wir vielleicht nicht diejenigen, die betroffen sind", begründete der BA-Vorsitzende Markus Auerbach (SPD) diese Forderung. Robert Fellner (CSU) erinnerte an eine Bürgerversammlung im Januar dieses Jahres, bei der viele Bürger die Entwicklung des Münchner Nordens und das starke Bevölkerungswachstum beanstandet hatten. "Die Veranstaltung sollte Grund genug sein, dass man den Bürgern ein eigenes Gutachten präsentiert", sagte Fellner.

Der Stadtverwaltung zufolge wurde schon vor 20 Jahren beschlossen, zur Sicherung von Grün- und Freiflächen die Münchner Landwirtschaft zu fördern. Aktuelle grundlegende Informationen über Landnutzungen im Münchner Grüngürtel lägen derzeit aber nicht vor, schreibt das Planungsreferat, daher sei ein stadtweites Gutachten notwendig.

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Quelle:
SZ vom 30.10.2018
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