Feldmoching-Hasenbergl:Am Stadtrand

Im neuen Quartier entlang der Bahntrasse in Feldmoching sollen einmal 2000 Menschen leben. Die Lokalpolitiker wünschen sich für das Areal drei Bewohnertreffs und ein modernes Verkehrskonzept. Im historischen Häuschen an der Raheinstraße könnte ein Vereinsheim entstehen

Von Jerzy Sobotta, Feldmoching-Hasenbergl

Die Planungen für ein neues Wohngebiet am Bahnhof Feldmoching nehmen Gestalt an. Zurzeit kursiert in den städtischen Behörden ein Entwurf für einen Bebauungsplan, den auch die Lokalpolitiker aus dem Stadtteil eingesehen haben. Bebaut werden soll ein lang gestrecktes Gebiet östlich der Gleise, das in etwa so breit ist wie der Aldi samt P&R-Parkplatz, der sich am Bahnhof Feldmoching befindet. Der Abschnitt beginnt im Süden am Bahnübergang an der Lerchenstraße und zieht sich zwischen dem Gleisbett und der Ratold- und Raheinstraße entlang am Bahnhof vorbei bis zum nördlichen Ortsende. Auf diesem Gelände sollen künftig 900 Wohnungen für etwa 2000 Menschen entstehen.

Bebauung Hasenbergl im Gebiet Ecke Ratold-/Lerchenstraße im Süden, zwischen Ratoldstraße und Bahngleisen nach Norden verlaufend.

Lang und schmal ist das Areal zwischen der Lerchenstraße im Süden und dem nördlichen Ortsrand, das die CA Immo bebauen will.

(Foto: Florian Peljak)

Das Quartier wird von der österreichischen Aktiengesellschaft CA Immo entwickelt. Das Immobilienunternehmen ist auch an der vorgesehenen Bebauung des nahegelegenen Eggartens beteiligt. Die Struktur des künftigen Wohngebiets entlang der Bahngleise ist bereits vor drei Jahren in einem städtebaulicher Wettbewerb entwickelt worden. Man orientiere sich stark am Siegerentwurf, sagt Stefan Ondracek, Projektleiter der CA Immo. Die Städteplaner würden besonders acht auf die Nachbarschaft geben: Ein Großteil der Häuser nördlich der Bahn soll zwischen zwei und vier Stockwerken hoch sein, südlich davon zwischen drei und sechs und an der Lerchenstraße bis zu acht Stockwerken. Entlang der Bahn wird eine 2,5 Meter hohe Lärmschutzwand gebaut.

Bebauung Hasenbergl im Gebiet Ecke Ratold-/Lerchenstraße im Süden, zwischen Ratoldstraße und Bahngleisen nach Norden verlaufend.

Östlich der Feldmochinger Bahngleise, wo heute noch Blumen zum Selberpflücken wachsen, sollen 900 neue Wohnungen entstehen. Der Einzug der ersten Bewohner ist für Mitte des nächsten Jahrzehnts geplant.

(Foto: Florian Peljak)

Noch immer strittig hingegen ist, wie die künftige Quartiersmitte aussehen wird. Dort wo jetzt Aldi und Parkplatz liegen, war ursprünglich ein 14 Meter hoher Turm mit Büros und Gewerbeflächen für etwa 500 Angestellte angedacht. Allerdings gibt es noch Unstimmigkeiten mit der Allianz und der Stadt, denen diese Fläche gehört. Sie wird zu einem späteren Zeitpunkt gesondert überplant, um den Bau der Wohnungen nicht zu verzögern. Das wurde im Bezirksausschuss (BA) Feldmoching-Hasenbergl allerdings von Maximilian Bauer (CSU) kritisiert. Er befürchtete eine nachträgliche Überraschung mit vielen Stockwerken. Der BA-Vorsitzende Markus Auerbach (SPD) hingegen beschwichtigte: "Ich glaube nicht, das wir da eine Monsterlatte hingestellt bekommen." Trotzdem fordert das Gremium eine Beschränkung auf maximal acht Geschosse.

Bebauung Hasenbergl im Gebiet Ecke Ratold-/Lerchenstraße im Süden, zwischen Ratoldstraße und Bahngleisen nach Norden verlaufend.

An der Bahnstrecke wird eine zweieinhalb Meter hohe Lärmschutzwand gebaut.

(Foto: Florian Peljak)

Grundsätzlich reagierten die Lokalpolitiker wohlwollend auf die Pläne, äußerten aber eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen: Östlich der Gleise wünscht sich der BA einen durchgängigen Fahrradweg und ist dafür sogar bereit, tief ins eigene Budget zu greifen. Zusätzlich zu einer bereits geplanten Fuß- und Radfahrerbrücke über die Dülferstraße, möchten die Lokalpolitiker eine zweite Brücke auf eigene Kosten errichten lassen. Ideengeber Auerbach schätzt, dass sich die Kosten dafür auf etwa 50 000 bis 120 000 Euro belaufen. Doch das sei angesichts des prall gefüllten BA-Kontos gut investiertes Geld. So sollen Radfahrer einfacher in Richtung Süden über den Eggarten in die Innenstadt kommen.

Bebauung Hasenbergl im Gebiet Ecke Ratold-/Lerchenstraße im Süden, zwischen Ratoldstraße und Bahngleisen nach Norden verlaufend.

Mitten in dem Areal, das neu bebaut werden soll, liegt das alte Häuschen an der Raheinstraße, das Bürger vor dem Abriss bewahrt haben.

(Foto: Florian Peljak)

Außerdem wollen die Lokalpolitiker in allen drei Bereichen des Neubaugebiets Bewohnertreffs. Die Grünen fordern Klimaneutralität durch Fotovoltaikanlagen, begrünte Fassaden an der Außenseite der Siedlung sowie Leihautos und -räder. Die CSU vermisst ein Erholungskonzept, da auch die Seen in der Nachbarschaft im Sommer überlaufen seien, und fordert zusätzlich eine neue Buslinie. Außerdem wollen die BA-Mitglieder verhindern, dass in dem Areal ein Boardinghouse entsteht.

Große Diskussion entbrannte über die Zukunft eines über 100-jährigen Hauses an der Raheinstraße 3. Wegen seines maroden Zustands sollte es ursprünglich abgerissen werden, wurde aber durch engagierte Bürger vor diesem Schicksal bewahrt. In dem Haus würden die Lokalpolitiker statt geplanter Wohnungen lieber Verbände und Vereine untergebracht sehen. Uneinig waren sie sich allerdings darüber, wie man dem Investor gegenüber auftreten soll. Während Bauer auf eine Beschränkung der Miete drängte, regte Auerbach an, dass die Vereine aus dem Münchner Norden mit der Rückendeckung des BA die Verhandlungen mit dem Investor aufnehmen.

Interessierte Bürger und Anwohner konnten bereits 2015 bei einem zweitägigen Workshop ihre Wünsche zu dem Bauprojekt äußern. Voraussichtlich Ende des Jahres können sie sich nochmals zu Wort melden, nachdem der Bebauungsplan vom Stadtrat abgesegnet ist und im städtischen Planungsreferat zur Einsicht ausliegt. Bis dahin wird weiter an dem Wohngebiet gefeilt. "Wir befinden uns noch mitten in der Planung", stellt Ondracek von der CA Immo klar. Erst anschließend werden sich verschiedene Architekturbüros an die Gestaltung der Gebäude und Fassaden machen. Das Unternehmen schätzt, dass die ersten Bewohner gegen Mitte der 2020er-Jahre einziehen könnten.

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