Süddeutsche Zeitung

Feldmoching:Am Ende der Fahnenstange angelangt

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Der Kulturhistorische Verein benötigt nach der Mieterhöhung für seine Räume im alten Gemeindehaus finanzielle Unterstützung

Feldmoching - Wer einmal Einblick in die Räume und den mächtigen Bestand des "Kulturhistorischen Vereins Feldmoching auf dem Gfild" hatte, der weiß, wie viel ihm die historische Arbeit und Dokumentation über das Leben im Stadtbezirk bedeutet. In seinem Archiv hat der Verein insgesamt 17 845 Objekte gezählt. Seine Mitglieder haben zum Beispiel Ausstellungen über die Siedlung Ludwigsfeld oder den Walter-Sedlmayr-Platz organisiert, recherchierten Straßennamen von Verfolgten, Gegnern und Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime oder die jahrhundertelange Geschichte der Pfarrei Feldmoching. Der Verein gibt die "Gfild Blätter" und ausführlichste Stadtteilbücher heraus. Er ist beim Faschingstreiben dabei, bei der Feldmochinger Gewerbeschau, und am Rosstag tritt er auch auf. Jedes Jahr organisiert er den Christkindlmarkt in der Mehrzweckhalle. Kurzum: Der Kulturhistorische Verein ist im 28. Jahr seines Bestehens aus Feldmoching nicht mehr wegzudenken. Nun schlägt der Verein aber Alarm, denn seine Existenz ist auf lange Sicht gefährdet. Der Verein sieht sich finanziellem Druck ausgesetzt - und ausgerechnet die Stadt ist schuld.

Seinen Stützpunkt mit Büro und Archiv hat der Verein im alten Gemeindehaus in der Josef-Frankl-Straße. Vermieter ist das Kommunalreferat, das in diesem Jahr die Miete erhöht hat. "Diese Erhöhung ist nicht tragbar, wir wissen nicht, wie wir das leisten können", sagte die Vorsitzende Irmengard Bähr in der Juli-Sitzung des Bezirksausschuss (BA). Über die Beiträge von 120 Mitgliedern würde der Verein etwa 4500 Euro jährlich einnehmen. Bisher habe es gereicht, wenn die Restsumme für die Miete mit Spenden oder Einnahmen aus Veranstaltungen finanziert werde. Auf das Jahr gerechnet müsse der Verein nun aber etwas über 8000 Euro Miete zahlen. Für ein weiteres Lager in Feldmoching mit Unikaten seien weitere 1200 Euro Miete nötig. "Das sind weitere 3000 Euro, die wir zu berappen hätten", sagte Vereinsvorsitzende Bähr. "Wir können das mit Rücklagen eine Zeitlang ausgleichen, aber dann ist es das Ende der Fahnenstange." Auf eine prompte Reaktion auf den Missstand konnten sich die Stadtviertelvertreter nicht einigen, mögliche Maßnahmen wollen sie noch einmal im Unterausschuss diskutieren. Denn was dem Bezirksausschuss im Laufe der Debatte auffiel: Wenn kulturhistorische Vereine aus anderen Stadtvierteln von der Stadt gefördert werden, sollte nach dem Prinzip des "Gleichbehandlungsgrundsatzes" (Klaus Mai, SPD) dann nicht auch der Feldmochinger Verein Anspruch darauf erheben dürfen?

Nach dem ursprünglichen Antrag hätte der BA mit seinen Mitteln den Differenzbetrag zwischen alter und neuer Miete begleichen sollen. "Circa 3000 Euro wären das", sagte Rainer Großmann (CSU), "dann wäre der Verein zumindest für das nächste Jahr gerettet." Dagegen argumentierte aber BA-Vorsitzender Markus Auerbach (SPD): "Wenn wir in die Bütt springen, ist sämtlicher Druck aus der Leitung." Da der Kultur-Verein derzeit noch auf Reserven zugreifen könne, solle der Zuschuss zunächst zurückgestellt werden. Auerbach will erst wissen, ob das Kulturreferat wie in anderen Fällen den Verein fördert. "Wenn sie dann bocken, haben wir immer noch das Geld auf der hohen Kante, um den Zuschuss zu geben." Es könne nicht sein, dass der Verein hintangestellt wird, während andere Vereine die Förderung erhalten.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2018
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