Fehlende Investitionen:Lärmende Straßen, stinkende Schulen

Die Stadt, das Geld und das Konjunkturpaket der Bundesregierung: Auch im reichen München fehlen öffentliche Investitionen - Beispiele aus den Stadtteilen.

Am heutigen Montag treffen sich in Berlin die Koalitionsparteien um ein zweites Konjunkturpaket zu beschließen, das einen Umfang von bis zu 50 Milliarden Euro haben soll. Der Deutsche Städtetag fordert mehr Geld für die kommunalen Investitionen. Selbst in der reichen Stadt München gibt es überfällige Projekte, für die das Geld fehlt.

McGraw-Grabens

So viele Wünsche, doch das Geld fehlt - für die Überdachung des McGraw-Grabens zum Beispiel.

(Foto: Foto: Heddergott)

Obergiesing: Das Ende kühner Pläne. 25 Millionen Euro an Baukosten, weitere 15 Millionen an Erhaltungskosten für 70 Jahre - diese Zahlen bedeuteten das Ende kühner städtebaulicher Pläne im Münchner Südosten. Die von Anwohnern und Stadtplanern eine Zeit lang gehegten Hoffnungen auf eine Überdachung des McGraw-Grabens an der südlichen Stadteinfahrt sind zu den Akten gelegt. Auf dem Dach der jetzt in Tieflage geführten Stadtautobahn hatten sich Giesings Lokalpolitiker einen kleinen Park, an ihrem Rand ein kleines Neubauquartier zur Finanzierung des Tunneldeckels gedacht.

Doch der letztlich ermittelte Wertzuwachs von allenfalls 25 bis 30 Millionen Euro im Bereich der ehemaligen McGraw-Kaserne, der auch noch Infrastrukturprojekte für das Wohngebiet hätte finanzieren müssen, war den Planungsexperten zu wenig. Wenigstens in Angriff genommen hat die Stadt die notwendige Sanierung des McGraw-Grabens: Für die Arbeiten an den Stützpfeilern sind immerhin gut sechs Millionen Euro kalkuliert.

Lärmende Straßen, stinkende Schulen

Hasenbergl: Ein gefährdetes Herz. Manche Lokalpolitiker bezeichnen das Ladenzentrum an der Blodigstraße als das Herz des Hasenbergls. Diesem Herz geht es zur Zeit nicht besonders gut. Es ist sogar infarktgefährdert. Im Sommer schloß der einzige Laden, auf den vor allem die vielen Rentner in der unmittelbaren Nachbarschaft angewiesen waren. In der Folge kam immer weniger Laufkundschaft. Der Apotheker, der noch geblieben ist, verzeichnete nun horrende Umsatzeinbußen. Einzige Besucher des Innenhofs sind mitunter Bier trinkende Männer.

Das Ladenzentrum muss also reanimiert werden. Gespräche dazu laufen seit Jahren. Im Dezember einigten sich das Planungsreferat und der Investor, die Doblinger-Gruppe, auf ein Konzept. Demnach soll die vorhandene Stadtteilbibliothek massiv vergrößert werden. Eine Zweigstelle der VHS soll nicht in der Nordheide, sondern 600 Meter enfernt im Hasenbergl entstehen. Darüber entscheidet im Februar der Stadtrat. Wenn er noch mehr Geld in die Hand nehmen will, sind ihm keine Grenzen gesetzt. Die Lokalpolitiker wünschen sich ein Kunstmuseum. Eine solche Investition würde, so das Kalkül, auch diejenigen in das Viertel locken, die sonst nicht ins Hasenbergl fahren. Und sie würden sehen: Dort ist es gar nicht so schlimm.

Lärmende Straßen, stinkende Schulen

Hadern: Die Schule muss warten. Die Fenster sind undicht, Böden und Türen marode. Die Toiletten stinken zum Himmel. Seit Jahren mahnen Eltern, Schulleitung und der Haderner Bezirksausschuss schon die dringend notwendige Sanierung zweier Grundschulen im Viertel an. Die Senftenauer Schule wurde 1951 gebaut, die Guardinischule stammt aus den 1960ern. Generationen von Grundschülern sind hier schon ein- und ausgegangen. Hier handele es sich auch nicht nur um Schönheitsreperaturen, stellte eine der beiden Rektorinnen klar, sondern um notwendige Arbeiten zum Erhalt. Bisher gibt es von Seiten der Stadt allerdings nur eine Zusage für die Sanierung eines einzigen Toilettenstrangs in der Senftenauer Schule. Die Sanierungsarbeiten in der Guardinischule wurden vorerst komplett zurückgestellt. Andere Schulen seien im Moment vorrangig, hieß es erst kürzlich aus dem Schulreferat.

Lärmende Straßen, stinkende Schulen

Freimann: Die Lücke im Wegesnetz. Als vor kurzem ein Freimanner seine Idee schilderte, einen Radweg vom Euro-Park, dem Gewerbegebiet Freimanner Hölzl und von der Bayernkaserne nach Süden zu realisieren, rannte er bei den Stadtteilpolitikern offene Türen ein. Seit Jahren fordert der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann diesen Lückenschluss, allerdings nicht bloß für Radler: Es fehlen nur knapp 100Meter, um diesen Teil Freimanns mit dem Frankfurter Ring zu verbinden. Mittlerweile wird das Wegstück immerhin geplant, nach mühsamen Abstimmungen der städtischen Referate, mit der Bahn und dem Bundesverkehrsministerium. Die Straße würde dem umliegenden Quartier viele Vorteile bringen: So würde der Euro-Park mit seiner erheblichen Verkehrsbelastung direkter an den Frankfurter Ring angeschlossen. Und im Norden ist durch die geplante Bebauung stillgelegter Kasernenareale eine enorme Zunahme an Wohn- und Gewerberaum zu erwarten.

Lärmende Straßen, stinkende Schulen

Laim, Hadern, Blumenau: Das lärmende Monster. Die A 96 ist ein Monstrum, so formulierte es der CSU-Landtagsabgeordnete Georg Eisenreich kürzlich. Und sprach damit rund zehntausend Anwohnern aus dem Herzen. Sie hassen den Lärm und die Abgase der A 96 - der sechsspurigen Stadtautobahn, auf der täglich über 100000 Fahrzeuge unterwegs sind.

Seit über 30 Jahren schneidet die Lindauer Autobahn die Stadtteile auseinander. Seit Jahren fordern Anwohner wie örtliche Politiker, endlich etwas gegen die immer schlimmer werdende Verkehrsflut zu tun. Kürzlich haben sich zahlreiche Bürger zu einer Initiative zusammengetan. Ihre Forderung: Die Überdeckelung des rund 3,8 Kilometer langen Streckenabschnitts von der Stadtgrenze bis zum Mittleren Ring.

Die Autobahndirektion winkte bisher wegen der Kosten ab: Rund 30 Millionen Euro pro Kilometer würde die Maßnahme kosten. Das ist viel Geld - aber damit ließe sich das Monster zum Schweigen bringen.

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