Album und Konzert:In Hochform aus dem Stillstand

Album und Konzert: Digitales jammen: Manuel da Coll, Julia Fehenberger und Oliver da Coll Wrage (von links).

Digitales jammen: Manuel da Coll, Julia Fehenberger und Oliver da Coll Wrage (von links).

(Foto: Gerald von Foris)

Auf ihrem Debüt-Album "Right On Song" spüren die Sängerin Julia Fehenberger, Labrassbanda-Drummer Manuel da Coll und dessen Schwager Oliver da Coll Wrage als "Feh" den Facetten des Trip-Hop nach. Nun stellen sie es in der Roten Sonne vor.

Von Martin Pfnür

Als im Frühjahr 2021 das erste Memo über den Ammersee flog, stand die pandemisierte Welt noch immer still, zumindest beim Blick aus dem Fenster. Entsprechend war der Weg, auf dem Julia Fehenberger, Manuel da Coll und dessen Schwager Oliver da Coll Wrage damals ihre Remix-Beiträge für ein Album des befreundeten Pianisten Tom Jahn leisteten, bereits vorgezeichnet. Denn wie anders, wenn nicht rein digital, sollte das in Social-Distancing-Zeiten auch funktionieren?

"Soothing - Externe Speichereinheit Remix" und "TomFeh03 (Love For A Leaving Lifesaver)" heißen die beiden Remixes, die sich auf Jahns Doppelalbum "Soothing Song For A Fearless Father" finden. Der eine wunderbar luftig von Oliver da Coll Wrage um den feinen Schmelz in Fehenbergers Stimme herumarrangiert. Und der zweite als bezirzende Spoken-Word-Performance eines alten Gedichts aus ihrer Feder wiederum von Manuel da Coll in Szene gesetzt und in Jahns ätherische Texturen eingebettet.

Mit spielerischer Leichtigkeit sei ihnen bereits diese erste Zusammenarbeit von der Hand gegangen, sagt Julia Fehenberger, die schon lange mit dem umtriebigen Labrassbanda-Schlagzeuger Manuel da Coll und dessen Schwager, dem ehemaligen Labrassbanda-Bassisten Oliver da Coll Wrage, befreundet ist. Kein Wunder also, dass sich an diese Initialzündung ein reger digitaler Austausch zwischen den dreien anschloss, der aus der Social-Distancing-Not kurzerhand eine Tugend - und schließlich sogar eine Band namens Feh machte.

Hier Julia Fehenberger, die bald in jedem Zeitfenster, das sich zu Hause nahe des Ammersees zwischen der Kinderbetreuung öffnete, am Küchentisch und am Klavier spontan Text-Ideen und Melodien auf Band festhielt, um diese dann stetig zu verfeinern. Dort Oliver da Coll Wrage, der das Ganze dann am Bass sowie mit Samples und elektronischen Texturen weiterspann, und Manuel da Coll, der daheim an der Westseite des Sees als Drummer und Produzent für den Feinschliff der Songs sorgte.

Und so entstand nach Monaten des Datentransfers und der Finalisierung im Giesinger Katzlbaum-Studio schließlich eine ebenso griffige wie rhythmisch komplexe Musik, deren fein verzweigte Wurzeln einerseits relativ klar im beatgewaltig verschleppten Trip-Hop der Neunzigerjahre liegen - was andererseits aber gar nicht unbedingt so geplant gewesen sei.

Den Nerv der Zeit treffen

Wie eine digitale Form des Jammens habe sich der Entstehungsprozess der Songs angefühlt, sagt Fehenberger. "Das Meiste ist spontan aus dem Moment heraus passiert und hat dadurch für uns auch auf eine Weise den Nerv dieser Zeit getroffen - dieses zeitlupenartige Gefühl des Stillstands zwischen Erschöpfung und Melancholie, in dem aber immer wieder mal eine Art schwebende Euphorie aufblitzte."

Hört man sich durch die elf Songs auf "Right On Song" (Trikont), so kommt das sehr gut hin. Benannt nach der Redewendung "to be right on song", die auch jenseits der Musik dafür steht, punktgenau in Hochform zu sein, entfaltet das Trio darauf unter Mithilfe von Evi Keglmaier (Geige & Bratsche) und Tom Jahn (Keys) ein Klangfarbenspektrum, das mittels der Jazz- und Soul-geschulten Stimme Fehenbergers aufs Schönste zum Strahlen gebracht wird.

Es reicht vom elastischen Groovespektakel des Openers "For What" zur nachtschwarz verstolperten Pandemie-Reflexion "Hiding Timing"; von der honigsüßen Romantik von "Gimme" zum sphärischen Wabern von "Heads In Clouds"; oder von der sinistren Portishead-Hommage "Dear Magician" zum streichermelancholisch Richtung Schlagzeugentfesselung schreitenden "House On Fire" und weiter zur dubbig durch den Clubnebel eiernden Androiden-Psychedelik von "Reinvent Yourself".

In der Roten Sonne bringen Feh ihr tags darauf erscheinendes Debütalbum nun erstmals und in erweiterter Band-Besetzung (darunter etwa Miyaji Mitsuyoshi von Coconami an der E-Gitarre) auf die Bühne. Sie dürften right on song sein.

Feh, Donnerstag, 16. 3., 21 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

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