Fedora-Bar in der Altstadt:Auszeit auf italienisch

Espressobohnen aus Neapel machen ein Lokal noch lange nicht zur italienischen Bar. Doch in der Fedora-Bar in der Altstadt sorgen noch weitere Details für ein Dolce-Vita-Gefühl.

Philipp Crone

Oft verraten Details ein Lokal, gerade bei neu eröffneten Bars. Denn optisch ist da in letzter Zeit vieles ähnlich, so wie auch in der vor Kurzem eröffneten Fedora-Bar in der Ledererstraße 3. Helle Holzmöbel, indirekte Beleuchtung, pastellfarbene Sitzecken, eine große zentrale Bar. Das gesamte Kellergewölbe wirkt weitläufig und einladend, eingerichtet ist es im gängigen Rohbau-Stil. Und gerade für München wichtig: Wer reinkommt, steht ein paar Stufen erhöht und hat einen wunderbaren Überblick und wird auch sehr gut gesehen. So weit, so üblich bei einer Eröffnung. Nun zu den Details.

Den caffè gibt es natürlich aus einer wuchtigen Siebträgermaschine, die wie ein Metalltabernakel am Ende des länglichen Raumes thront. Die Bohnen stammen von Passalacqua aus Neapel, und der Espressokenner weiß, dass dort der caffè aus kochend heißen Tassen getrunken wird, die dafür in siedendem Wasser aufbewahrt werden. Wenn nun der Espresso hier, Nähe Marienplatz, auch in einer sündheißen Tasse serviert wird, ist das zwar nur ein Detail, aber eines, das überzeugt.

Eine übersichtliche italienische Speisekarte, gehobene, aber angemessene Preise, hohes, aber nicht höchstes Niveau. Höchstes erreicht dafür der Hugo, herrlich frisch und süffig. Dazu wird für den Gast tagsüber die unvermeidliche LoungeMusik gespielt, allerdings ist sie mit besonders vielen Groove- und Funk-Elementen erträglich individuell geraten. Beim Eingang hängen ein Dutzend Bilder mit ähnlichen Motiven: Fotos aus Little Italy in New York. Das kann man als dezente Selbstironie der Betreiber deuten, in der Frage, wie italienisch nun eine Bar außerhalb Italiens, etwa in München, sein kann.

Wer einen der raren Plätze draußen auf dem Bürgersteig erwischt, hat einen feinen Blick auf die Palette der vorbeiströmenden Touristen, drinnen gibt es derweil als Unterhaltung die oft impulsiv geführten Unterhaltungen der italienischen Kellner. So original darf es dann in München schon sein.

Auf den ersten Blick könnte man die Fedora-Bar auch als Newcomer im römischen Trastevere verorten. Wobei dort längst Standard ist, wie in den meisten anderen Metropolen in der Nähe: ein offenes Wlan-Netz. Auch das bietet das Fedora.

So weit, so entspannt. Abends ist das anders. Da ist das Lokal meist gut gefüllt, die Luft oft schon früh verbraucht und ein wenig stickig. Wen das müde macht, wird mit einem kurzen Nippen an der Espressotasse schnell wieder wach.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: