FC Unterföhring:Verfolgungsjagd auf Wolke sieben

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Am Ende ergab sich der TSV Rain mit erhobenen Händen - wie hier Marko Cosic im Duell mit Unterföhrings Andreas Brandstetter (rechts). (Foto: Claus Schunk)

Der Spitzenreiter verteidigt seinen Vorsprung auf Verfolger Pipinsried beim 5:1 gegen Rain. Die Verantwortlichen halten einen Aufstieg für immer wahrscheinlicher.

Von Fabian Swidrak, Unterföhring

Das Handy von Franz Faber klingelt in diesen Tagen häufiger als gewöhnlich. Auf dem Display stehen dann oft Nummern, die der Präsident des FC Unterföhring nicht kennt. Wenn Faber rangeht, melden sich Spielerberater: Haben Sie Interesse an? So einen brauchen Sie doch sicher noch für Ihre Mannschaft, oder? Faber lehnt stets dankend ab. "Wir könnten gerade jede Woche einen kompletten Kader zusammenbauen", sagt er. "Das ist nicht meine Welt. In Unterföhring kennen wir die Spieler schon, die wir holen."

Faber erzählt vor allem deshalb von den Anrufen der Spielervermittler, weil er solche Anrufe in der Vergangenheit nur äußerst selten erhalten hat. Spielerberater haben sich nicht für den FC Unterföhring interessiert. Dass sie es nun tun, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sie den Aufstieg des Klubs in die Regionalliga Bayern für wahrscheinlich halten.

In der neuen Woche werden die Anrufe kaum weniger werden. Nach dem 5:1 (1:0)-Erfolg gegen den TSV Rain am Lech hat der Tabellenführer der Bayernliga Süd weiter vier Punkte Vorsprung auf Verfolger Pipinsried. "Mit jedem Spieltag steigen unsere Chancen", sagte Faber am Samstag. "Wir wären jetzt schon enttäuscht, wenn es nicht zumindest mit der Relegation klappt." Faber ging sogar noch einen Schritt weiter: "So wie es aussieht, werden wir sogar Meister. Der Fußballgott will es so." Die These leitete Faber aus der Effizienz seiner Mannschaft ab: "Das war ein enges Spiel. Aber wir nutzen derzeit jede Chance, während der Gegner Probleme hat, sich überhaupt Chancen zu erspielen." Auch Trainer Andreas Pummer wies nach dem Schlusspfiff darauf hin, dass das Ergebnis "viel zu hoch" ausgefallen war und den Spielverlauf nicht widerspiegelte.

"Wir möchten nicht die vierte Kraft in München werden oder so etwas", sagt Präsident Faber

Zumindest der Relegationsplatz ist Unterföhring nach dem jüngsten Sieg kaum noch zu nehmen. Der TSV Schwabmünchen als zweiter aufstiegsberechtigter Verfolger verlor am Samstag in Heimstetten 1:5 und hat nun vier Spieltage vor Saisonende neun Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. "Das ist eine wunderbare Geschichte. Bis vor wenigen Wochen hätte ich das nie geglaubt", sagte Faber. Damit ist er vermutlich nicht allein. Gut möglich, dass Trainer Pummer heute nicht mehr entscheiden würde, den Verein nach dieser Saison zu verlassen. Öffentlich gibt er das natürlich nicht zu. "Ich weiß, auf was ich mich eingelassen habe", sagt Pummer über seinen Wechsel zum Landesligisten Türkgücü-Ataspor München. "Ich möchte das hier zu einem möglichst guten Ende bringen." Das wäre, na klar: der Aufstieg.

Pummer sagt, seine Mannschaft spüre den Druck des Gejagten, seit sie die Tabellenführung vor zwei Wochen übernahm. "Wir haben viele junge Spieler. Für die ist das psychologisch nicht einfach." Er versuche daher eher, Druck von der Mannschaft zu nehmen. "Wir müssen uns auf unseren eigenen Platz konzentrieren und dürfen nicht nach den Spielständen anderer Teams sehen. Dagegen bin ich allergisch", sagt Pummer, der von den erfahrenen Spielern im Kader erwartet, "das Schiff zu lenken". Kapitän Andreas Faber, 28, spricht deshalb auch nicht von Druck: "Für uns ist das alles Wolke sieben."

Wie sehr Druck das Auftreten einer Fußballmannschaft beeinflussen kann, erlebte der FC Unterföhring nun an zwei aufeinanderfolgenden Spieltagen. Vor einer Woche trat Pummers Team erstmals als Spitzenreiter an und verlor prompt 0:2 in Kirchanschöring. Am Samstag dann hatte Unterföhring zeitweise Probleme mit einem Gegner, der ohne jeden Druck spielte. Sportlich geht es für den TSV Rain in dieser Saison um nichts mehr. "Am Anfang der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass das für uns eher undankbar war", sagte Pummer. "Der Gegner hat sehr offensiv gespielt. Alles oder nichts." In der 71. Minute gelang Rains Stefan Müller sogar der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1, nachdem Atilla Arkadas im ersten Durchgang für Unterföhring getroffen hatte (24.). Arkadas war es auch, der den Ball im direkten Gegenzug sehenswert mit dem Außenrist zu Bruder Tayfun weiterleitete und somit dessen Treffer zur erneuten Führung ermöglichte (73.). "Das war sehr wichtig. Sonst geht das vielleicht schlecht für uns aus", befand Pummer. "Danach war die Partie auf einen Schlag vorbei. Der Gegner ist zusammengefallen wie ein Kartenhaus." Yasin Yilmaz (79.), Arijanit Kelmendi (86.) und der eingewechselte Michael Krabler (90.+1) erzielten in der Schlussphase drei weitere Treffer für Unterföhring.

"Es nimmt Konturen an", sagte Präsident Franz Faber nach dem Spiel über den näher rückenden Sprung in die Regionalliga. Alle im Verein stünden derzeit unter positivem Stress. "Aber wir müssen auf dem Teppich bleiben, wir möchten nicht die vierte Kraft in München oder so etwas werden. Wir müssen es so machen, dass es der Verein verkraften kann, auch wenn es dann vielleicht nur ein Abenteuer wird."

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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