FC Bayern München:"Stolz auf die jüdische Vergangenheit"

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Der FC Bayern München entdeckt seine jüdische Geschichte - zwar etwas spät, aber dafür mit einem ganz besonderen Bekenntnis.

Christian Krügel

Viele Jahre haben die hohen Herren geschwiegen zur Geschichte ihres Vereins. Doch nun hat Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, am Dienstagabend ein ganz besonderes Bekenntnis für den deutschen Rekordmeister abgelegt: "Der FC Bayern hat eine jüdische Vergangenheit, eine sehr reiche und erfolgreiche. Wir sind stolz auf diese jüdische Vergangenheit, und gemeinsam mit unseren jüdischen Freunden werden wir auch eine stolze Zukunft haben", sagte er.

Der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Karl-Heinz Rummenigge, und Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, bei der Präsentation des Buches "Der FC Bayern und seine Juden". (Foto: dapd)

Anlass für das Bekenntnis des Vorstandsvorsitzenden war die Präsentation des Buches Der FC Bayern und seine Juden von Dietrich Schulze-Marmeling. Der Sporthistoriker arbeitet darin auf, wie sehr die frühe Geschichte des heutigen Rekordmeisters von Münchner Juden geprägt wurde. Allen voran durch Kurt Landauer: Er war bis 1933 dreimal Präsident der Bayern, floh nach einer Zeit im KZ Dachau 1939 in die Schweiz und verlor seine Familie in den Konzentrationslagern.

Trotzdem kehrte er nach dem Krieg nach München zurück und baute den FC Bayern wieder auf. Landauer stand für den weltoffenen Charakter des Vereins: "Die Bedeutung des FC Bayern bestand darin, dass er Juden nicht nur willkommen hieß, sondern ihnen auch keine geringeren Aufstiegsmöglichkeiten bot als ihren christlichen Klubkameraden", urteilt Schulze-Marmeling.

Trotzdem war dieses jüdische und liberale Erbe für den Klub lange Zeit kein Thema, zu sehr blendeten die glorreichen vergangenen 30 Jahre. Erst Mitglieder des Fanklubs "Schickeria" holten Landauer und das jüdische Erbe des Vereins in den vergangenen Jahren aus der Vergessenheit, durch Aktionen im Stadion, mit Fußballturnieren und Geschichtswerkstätten. Der Bayern-Vorstand reagierte spät: 2009, zum 125..Geburtstag Kurt Landauers, besuchte Rummenigge die KZ-Gedenkstätte in Dachau, 2010 spendete der Verein dem TSV Maccabi 25.000 Euro für den Bau des "Kurt-Landauer-Sportplatzes".

Rummenigge kündigte nun an, dass der Verein künftig viel offener mit seiner Vergangenheit umgehen werde. Kurt Landauer und seiner Zeit werde ein großer Teil der FC-Bayern-Erlebnis-Welt gewidmet, die derzeit in der Arena in Fröttmaning entsteht. Gemeinsam mit Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde und Bayern-Mitglied, wolle er sich auch dafür einsetzen, dass man "in München einen würdigeren Platz findet, um an Kurt Landauer zu erinnern".

Denn derzeit ist nur ein Fußweg zwischen Kläranlage und Arena nach ihm benannt. 2008 hatten Rummenigge und Knobloch schon einmal einen Vorstoß bei der Stadt unternommen, der aber gescheitert war. Der Bayern-Boss versprach einen neuen Anlauf. Bei der Veranstaltung entstand die Idee, den Teil der Säbener Straße, an dem das Bayern-Vereinsgelände liegt, nach Landauer zu benennen - womit die jüdische Geschichte sogar im Briefkopf des Klubs sichtbar würde .

© SZ vom 26.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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