Meisterfeier des FC BayernDie Müller-Party auf dem Rathausbalkon

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Thomas Müller jubelt mit der Meisterschale neben den Teamkollegen auf dem Rathaus-Balkon.
Thomas Müller jubelt mit der Meisterschale neben den Teamkollegen auf dem Rathaus-Balkon. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Vor mehr als 15 000 Fans auf dem Marienplatz zelebrieren die Frauen und Männer des FC Bayern ihre Titel. Im Mittelpunkt steht einer, der die Schale zum letzten Mal hochhält.

Von Bernd Kastner

Die große Feier endet mit einer schlechten Nachricht. Thomas Müller bringt sie mit auf den Balkon: „Ich habe schlechte Nachrichten“, ruft er den Fans unter ihm zu. „Ich hab‘ heut keinen Witz dabei.“ Es ist der Abschiedstag des Thomas Müller nach einem Vierteljahrhundert beim FC Bayern, wer würde ihm den fehlenden Witz nicht verzeihen.

Begonnen hat der rot-weiße Nachmittag auf dem Marienplatz, wo die zwei Fußballteams (w/m) des FC Bayern ihre Titel feiern, die Frauen Meisterschaft und Pokal, die Männer die Meisterschaft, mit einer Art verstecktem Witz. Noch warten alle auf das Erscheinen der Spieler und Spielerinnen auf dem Balkon, da sucht der Moderator im Publikum ein paar Fahnenschwenker für die ganz großen Fanfahnen. Zwei Buben dürfen über die Absperrung nach vorne und an eine der Fahnen, auf der die Zahl 34 von ebenso vielen Männer-Meistertiteln kündet. Unterstützt werden sie von einem erwachsenen Mann. Das Trio schwenkt und schwenkt, der Wind macht es ihnen gar nicht so einfach, mitunter verheddert sich das große Tuch.

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Die Fans jubeln auf dem Marienplatz den Spielerinnen und Spielern des FC Bayern zu, die ihre Meisterschalen auf dem Rathausbalkon in die Höhe recken. Die Teams feierten sich selbst bereits am Abend zuvor. Die besten Bilder vom Tag und aus der Nacht.

Lucas und Leonardo, zwei Freunde, beide elf, schauen angestrengt glücklich. „Das hat man nur einmal im Leben“, sagt Leonardo, „ich genieße es einfach, egal, wie schwer es ist.“ Der Mann heißt Patrick Lipiec, stellt sich als Papa von Leonardo vor und erzählt, dass sie aus Stuttgart angereist seien. Der Vater fällt irgendwie auf. Er trägt kein Bayerntrikot und auch sonst nichts Rot-Weißes. „Ich bin Dortmund-Fan.“ Im Ernst? Er lacht. Sein Bub habe am Samstagabend seine gute Laune ausgenutzt, weil die Borussia gerade die Quali für die Champions League geschafft hatte, und den Papa zum Trip nach München überredet. Und so schwenkt ein Borussia-Fan am Bayern-Feiertag eine der Bayernfahnen vor dem Rathaus. Ein Witz, aber echt.

An der Spitze der Stadt München steht mit Dieter Reiter dagegen ein echter Bayernfan, auf seine Einladung kommen die Teams samt Trainings- und Funktionärstross ins Rathaus.

Harry Kane (rechts) kommt mit der Meisterschale zusammen mit Teamkollege Thomas Müller (Mitte) und OB Dieter Reiter (SPD) zur Meisterfeier in das Rathaus.
Harry Kane (rechts) kommt mit der Meisterschale zusammen mit Teamkollege Thomas Müller (Mitte) und OB Dieter Reiter (SPD) zur Meisterfeier in das Rathaus. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Alles wirkt perfekt inszeniert, fast wie bei der katholischen Kirche, wenn sie einen neuen Papst vorstellt. Die Kickerinnen und Kicker betreten auf der Rückseite das Rathaus, ihr Laufweg durch den Prunkhof abgesteckt, rot illuminiert die lange Treppe in den Sitzungssaal. Dort fasst sich Reiter kurz, seine Ansprache lässt sich mit vielen Ausrufezeichen und diesen Worten zusammenfassen: Klasse, sensationell, unglaublich – damit meint er die Frauen. Absolut souverän – die Männer, für die ein Titel pro Saison ja bekanntlich das Minimum ist. Ein Tor mehr, sagt Reiter, hätte doch noch sein können, er findet aber auch die geschossenen 99 gut. „Eine geile Zahl.“

Er holt Thomas Müller ans Mikro. Der macht nicht viele Worte im überfüllten Sitzungssaal: „Ich wünsch euch was.“ Dann sein Kommando: „Alle runter jetzt.“ Vom zweiten in den ersten Stock auf den Balkon.

Stopp, davor sagt Präsident Herbert Hainer noch schnell danke für die Einladung und dass der Verein um seine Verantwortung wisse und sich gerne ins gesellschaftliche Leben der Stadt einbringe. Noch mal ein Kommando an die Teams: „Geht raus, feiert mit den Fans.“ Jetzt dürfen sie wirklich.

Draußen starren viele Fans seit Stunden auf den Balkon. Der Marienplatz ist voll und dicht, niemand darf mehr drauf, gut 15 000 Fans drängen sich dort. Ein Teil des Platzes wird genutzt für eine Pressetribüne, auf der sich unzählige Medienmenschen drängen, und für ausgereifte Eventtechnik. Sehr viel Security achtet auf die Sicherheit. Ein Staatsbesuch ist ein Kindergeburtstag dagegen.

Vor dem Rathaus werden jetzt noch mehr große Fahnen geschwenkt, der Dortmund-Fan samt der Buben ist abgelöst. Zwei Männer mit nacktem Oberkörper sind geübt im Schwenken, jeder hat zwei Filzstift-Worte auf der Brust: „Danke Thomas.“

Jede Spielerin, jeder Spieler wird auf dem Balkon einzeln vorgestellt.

Kapitänin Glodis Perla Viggosdottir mit der Meisterschale
Kapitänin Glodis Perla Viggosdottir mit der Meisterschale (Foto: Daniel Löb/dpa)
Die Meisterinnen mit Herz und Applaus für die Fans auf dem Platz vor ihnen.
Die Meisterinnen mit Herz und Applaus für die Fans auf dem Platz vor ihnen. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Eine Kickerin lobt der Moderator als „Stützpfeiler“ der Verteidigung – und korrigiert sich: „Stützpfeilerin muss ich sagen.“ So klingt das Gendern à la FC Bayern. Es treten weitere Frauen auf den Balkon, sie haben sehr große, gefüllte Weißbiergläser in den Händen, man kennt sie von den Bierduschen. Heute auch? Nein, heute nicht, manche nippen nur ein wenig.

Drei Trophäen werden herumgereicht, und irgendwann hat OB Reiter den silbernen Pokal der Frauen in der Hand. Er gibt ihn dem Präsidenten und Torjäger Harry Kane, und die Mienen der Männer scheinen zu sagen: Boa, ist der schwer.

Harry Kane (rechts) steht mit der Meisterschale neben den Teamkollegen Torhüter Manuel Neuer (ganz links) und Joshua Kimmich auf dem Rathaus-Balkon.
Harry Kane (rechts) steht mit der Meisterschale neben den Teamkollegen Torhüter Manuel Neuer (ganz links) und Joshua Kimmich auf dem Rathaus-Balkon. (Foto: Daniel Löb/dpa)
Das Herrenabteil bei der Meisterfeier, in der Mitte Thomas Müller mit optimistisch abgelegtem Pokal.
Das Herrenabteil bei der Meisterfeier, in der Mitte Thomas Müller mit optimistisch abgelegtem Pokal. (Foto: LUKAS BARTH-TUTTAS/AFP)

Sagt Reiter dann auch ins Mikro: „Fünf Kilo mindestens, und das für die Frauen.“ Der rot-weiße Feiertag klingt aus mit einigen lauten Liedern und letzten Worten des Thomas Müller: „Merci, servus, bye-bye.“

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