Beim Pokalspiel gegen Freiburg:Neun Brüche: Bayernfans prügeln Bayernfan krankenhausreif

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Wegen einer Nichtigkeit wurden zwei Bayernfans im Stadion gegen einen weiteren Mann gewalttätig. (Symbolbild) (Foto: imago stock&people; imago sportfotodienst)

Aus Frust über ein Gegentor werfen zwei Brüder Bierbecher Richtung Spielfeld. Als sie ein anderer Fan zurechtweist, rasten die beiden aus. Der FC Bayern verhängt ein Stadionverbot – und die Richterin setzt noch eins drauf.

Von Susi Wimmer

Die Visitenkarte von Rechtsanwalt Simon Waxenberger ist sicherlich einzigartig. In Form und Beschaffenheit ähnelt sie einem Bierfuizl (=Untersetzer) und auf der Rückseite steht geschrieben: „Vorm Genuss von gutem Biere, stets den Anwalt kontaktiere! Denn aus Gerstensaft strömt Freud’, manches Mal auch rechtlich’ Leid!“ Das hätte mal lieber sein Mandant gelesen, ehe er beim Pokalspiel Bayern gegen Freiburg zusammen mit seinem Bruder einen 36-jährigen Fan krankenhausreif prügelte. „Solche Leute“, sagte die Richterin in der Verhandlung, „haben in einem Fußballstadion nichts verloren“.

Vor dem Spiel ist ja bekanntlich immer nach dem Spiel. Und während in München rockige Schotten und feierlustige Dänen EM-fiebernd durch die Stadt ziehen, hat sich das Schöffengericht am Amtsgericht mit dem Viertelfinale im DFB-Pokal von April 2023 in der Fröttmaninger Arena auseinanderzusetzen. Michael, 24, und Florian H., 21, eingefleischte Rote, waren mit dem Fanbus angereist, und nicht nur der war ordentlich betankt.

Die Brüder warfen zunächst zur Halbzeit von der Fankurve aus unflätige Bemerkungen in Richtung der sich aufwärmenden Freiburger Auswechselspieler, woraufhin Thomas B. (Name geändert) sie mit Verweis auf die anwesenden Kinder zurechtwies. Als in der Nachspielzeit dann auch noch Freiburg den Ball im Tor versenkte, flogen volle Bierbecher Richtung Spielfeld. Und Thomas B. sprach die Brüder erneut an. „Unten standen Kinder, die wollten Trikots oder Autogramme von den Spielern.“

Was dann geschah, ist teilweise im Video eines Zuschauers festgehalten. Schimpfen, schubsen, dann schlägt Michael H. zweimal mit der Faust zu. Auch Florian H. räumt zwei Faustschläge ein, Thomas B. geht zu Boden. Es gibt Zeugen, die sagen, Michael H. habe auf den Liegenden eingetreten. „Der war voll im Adrenalin-Tunnel“, sagt der Sohn des Opfers.

Neun Brüche, erzählt Thomas B. der SZ, habe er bei dem Angriff erlitten: am Nasenbein, Jochbein, Rippenbrüche, Schädelprellung. Zwei Monate war er krankgeschrieben, weil er nicht schwer heben konnte, daraufhin kündigte ihm sein Arbeitgeber. „Ich bin dafür, dass man seine gerechte Strafe erhält“, meint er.

Er habe in seinem Leben „no nie g’schlägert“, versichert Michael H. Es habe sich alles aufgeschaukelt, „das Gegentor hat das Fass zum Überlaufen gebracht“. Aber, wendet die Richterin ein, Thomas B. sei ja auch ein Bayernfan gewesen. Michael H. zuckt mit den Achseln. „Er kann den Ausraster nicht erklären“, sagt sein Anwalt. Dann bringt Michael H. noch einen ominösen dritten Mann ins Spiel. Ein Verwandter, der auch dabei gewesen sei. Der habe sich aber aufgrund einer offenen Bewährungsstrafe nach Portugal abgesetzt. „Der hat provoziert und uns später g’sagt, dass er getreten hat.“

Der FC Bayern verhängte ein zweijähriges Stadionverbot für den 24-Jährigen. Und die Richterin setzte noch eins drauf: Beiden Brüdern sind ein Jahr lang die Besuche jeglicher Fußballspiele untersagt, sie dürfen sich nicht mal im Umfeld aufhalten. Michael H. erhielt wegen gefährlicher Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung, sein jüngerer Bruder eine Jugendstrafe, er muss für eine Woche in Dauerarrest.

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