FC Bayern München:Das Chaos bleibt aus

FC Bayern München: Zum Start der Bundesliga stellte die Stadt an acht Zufahrten zu den Wohngebieten rund um die Arena erstmals Baken und Schilder auf.

Zum Start der Bundesliga stellte die Stadt an acht Zufahrten zu den Wohngebieten rund um die Arena erstmals Baken und Schilder auf.

(Foto: Catherina Hess)

Die Parkregeln rund um die Arena greifen zum Bundesliga-Start nur bedingt. Zwar stellen weniger Fans ihre Autos ab, die Anwohner sind dennoch enttäuscht

Von Philipp Crone

Es sieht aus wie ein weiß-roter Verteidigungswall. Am Freitagabend stehen an den Straßen rund um die Wohngebiete an der Allianz-Arena Menschen in orangefarbenen Westen hinter weiß-roten Plastikabsperrungen, sogenannten Sperrbaken. Zum Beispiel an der Kreuzung Burmesterstraße und Kieferngartenstraße. An drei Straßen stehen die Baken, je zwei Wächter und insgesamt ein Dutzend Anwohner, die gegen 18 Uhr sehen wollen, ob die Maßnahme etwas bringt. Ob an diesem Abend ihr Wohngebiet nicht wieder völlig zugeparkt wird.

Seit Jahren laufen Heimspiele des FC Bayern immer so ab, dass Tausende Fans, die mit dem Auto kommen, das Parkhaus am Stadion meiden, weil die Wartezeiten dort nach dem Spiel immens sind. Also parken sie in der Umgebung, zum Beispiel am Kieferngarten, in der Haidparksiedlung, an der Burmesterstraße, in Kleinlappen und in der Auensiedlung. Nach Protesten der Anwohner gab es mehrere Treffen, an denen auch die Stadt und der FC Bayern teilnahmen, erzählt Franz Obst von der Mietergemeinschaft Burmesterstraße. Das Ergebnis: Die Stadt stellte zum Bundesligastart am Freitagabend erstmals Baken auf und Verkehrsschilder, auf denen stand: "Verbot für Kraftfahrzeuge, Anlieger frei". Diese wurden drei Stunden vor Spielbeginn an insgesamt acht Zufahrten zu den Wohngebieten platziert und zum Spielbeginn wieder entfernt. So will die Stadt nun probeweise die Situation bis zur Winterpause in den Griff bekommen.

Franz Obst steht am Freitag an der Burmesterstraße und beobachtet. "Das ist schon enttäuschend", sagt er, nachdem das fünfzigste Auto an der Sperrung einfach vorbeigefahren ist. Denn das Wohngebiet ist nicht abgesperrt, sondern eben nur beschildert worden. Autos können nach wie vor hineinfahren und dort parken.

Gegen 18 Uhr kommt eine Polizeistreife vorbei. Obst hatte gehofft, dass Autofahrer aufgehalten werden, die nicht nachweisen können, Anwohner zu sein. Doch die Polizei ist nur dafür zuständig, die ordnungsgemäße Aufstellung der Verkehrsschilder zu überprüfen. Obst spricht mit anderen Anwohnern, sie halten alles mit Fotos fest. Einer erinnert sich an das allererste Spiel zur Eröffnung der Arena. "Da hat die Polizei die Autos aufgehalten, das hat funktioniert." Autos rollen und rollen, Obst sagt: "Das ist mehr als ein Treppenwitz." Eine Frau neben ihm ergänzt: "Lächerlich, wirklich ein Witz." Man diskutiert mit den Polizisten, die selbst genervt sind von der Parksituation an der Arena. Um alle Zufahrten zu sperren, sagt ein Polizist, bräuchte man hundert Beamte. Die Kapazitäten habe man aber nicht.

Auch Walter Hilger, ebenfalls aktiv in der Siedlerschaft, findet die Maßnahme "enttäuschend". Die Anwohner befürchten, dass es später zum Anpfiff wieder aussehen wird wie immer: Autos auf Grünstreifen, in schwer einsehbaren Kurven, in Feuerwehrzufahrten. Der Abschleppdienst würde an einem normalen Spieltag zwar Dutzende Autos abschleppen, aber das störe die Fans kaum. Auch Hunderte Strafzettel, die von der Polizei an so einem Tag verteilt werden, entfalten keine Wirkung. Warum, das kann ein Bayern-Fan aus Amberg erklären, der mit einigen anderen um kurz nach 18 Uhr aus dem Parkhaus am Kieferngarten kommt und zum Stadion geht.

"Wir wollen nicht im Wohngebiet parken", sagt Thomas Wetzel. Deshalb sei er so früh da und parke normalerweise auf dem öffentlichen Parkplatz am Islamischen Zentrum in der Auensiedlung östlich der Arena, einem Geheimtipp. "Der ist jetzt gesperrt, das geht doch nicht." Wetzel erklärt, dass viele Fans lieber das Bußgeld von 15 Euro für Falschparken in Kauf nehmen, als im Stadion-Parkhaus zu parken, was zehn Euro kostet, von wo aus man aber nach dem Abpfiff nicht schnell wegkomme. "Nach Champions-League-Spielen bin ich, wenn ich im Parkhaus parke, um halb vier in Amberg."

Am Ende ist allerdings, als das Spiel angepfiffen wird, diesmal kein Parkchaos entstanden, offenbar haben die Baken und die Ankündigung des Parkverbots genug Fans abgehalten, in den Wohngebieten zu parken. Die Aktion sei "erfolgreich umgesetzt worden", sagt eine Polizeisprecherin später, und auch Obst konstatiert: "Es war relativ human."

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