Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Fans machen Stimmung gegen "Fan Run"

  • Am 10. Oktober findet rund um die Fußball-Arena in Fröttmaning ein Spendenlauf zugunsten von Flüchtlingen statt.
  • Dabei kooperieren der FC Bayern und die Bild-Zeitung.
  • Fans kritisieren die Verbindung.

Von Sebastian Krass

Es soll ein besonders schönes Erlebnis für Anhänger des FC Bayern sein: fünf Kilometer laufen, rund um die Fußball-Arena in Fröttmaning - und durch den Innenraum. Und das auch noch für einen guten Zweck, die Integration von Flüchtlingen nämlich. Klubchef Karl-Heinz Rummenigge sagt, mit dem "FC Bayern Fan Run" am 10. Oktober bestehe "für uns, für alle Fans die Möglichkeit, dieser Verantwortung mit einer schönen sportlichen Geste gerecht zu werden".

Welche Kritik aus Fankreisen laut wurde

Doch in der Fan-Szene hat dieser Charity-Lauf einige Unruhe gestiftet. Die Macher des Blogs "Miasanrot" schauten sich die Sache genauer an, gleich nachdem sie Mitte September angekündigt war. Und sie sahen Anlass, Fragen zu stellen. So war zunächst nicht ersichtlich, was mit den 29,99 Euro Teilnahmegebühr genau passiert.

Auf Nachfrage von Spiegel Online erklärte der Initiator Ralf Nagel, Geschäftsführer der Sporteventfirma Mandigo und der eigens gegründeten Fanrun GmbH: "Nach Abzug der Eventkosten werden die Einnahmen aus Spenden und Startgeldern vollständig an Flüchtlingsprojekte gegeben." Empfänger des Geldes soll die Hilfsorganisation "Ein Herz für Kinder" sein, hinter der die Bild-Zeitung steht.

Die Verbindung zum Axel-Springer-Verlag ist für die kritischen Fans ein Ärgernis. Bei der Online-Anmeldung hieß es zunächst, in der Teilnahmegebühr sei ein einjähriges Abo für die digitale Ausgabe der Bild-Zeitung inklusive Bundesliga-Berichterstattung enthalten. Das interpretierten die Kritiker als "Zwangsabo". Außerdem hieß es in den Teilnahmebedingungen, die persönlichen Daten dürften "zu kommerziellen Zwecken" an Springer weitergegeben werden.

Wegen der Verbindung zu dem Verlag ruft die Fanvereinigung Club Nr. 12 dazu auf, den Lauf zu boykottieren. Man wolle sich nicht "vor den Werbekarren eines Medienkonzerns spannen lassen". Das knüpft auch an eine bundesweite Diskussion darüber an, ob Bundesliga-Spieler auf ihren Trikots für die Bild-Aktion "Wir helfen - #refugeeswelcome" werben sollten.

Was ist dran an den Kritikpunkten? Zur Frage, wie viel Geld gespendet wird, schreibt Nagel inzwischen: "das Startgeld, nach Abzug der Steuern". Offenbar sind die Veranstaltungskosten inzwischen über Sponsoren abgedeckt. Aber wie viel bleibt nach Steuern? Eine Zahl nennt Nagel nicht. Er schreibt nur, man arbeite "zusammen mit dem Deutschen Fundraising Verband e.V. und unseren Wirtschaftsprüfern an der bestmöglichen steuerlichen Lösung".

Wie viel Geld letztlich zusammenkommt, hängt natürlich von der Zahl der Teilnehmer ab. Der FC Bayern schreibt auf seiner Homepage von 20 000 Fans. Wie viele haben sich bisher angemeldet? Und ab wie vielen wäre die Veranstaltung ein Erfolg? "Wir messen den Erfolg nicht über Teilnehmerzahlen und Gewinnmargen", schreibt der Initiator.

Das DZI hat keine grundsätzlichen Bedenken

Auch die Information zum Bild-Abo haben die Veranstalter korrigiert. Inzwischen heißt es, jeder Teilnehmer erhalte einen "Gutschein im Wert von 59,88 Euro" für ein Jahresabo. Nagel sieht darin "einen Gegenwert für die Bayern-Fans". Die Kundendaten sollen nicht mehr an Springer gehen. Der Konzern betont, der Fan-Run sei "keine Image-Kampagne" für die eigene Zeitung, "sondern eine Solidaritätskampagne für Menschen, die aus Flucht vor Krieg und Hunger nach Deutschland kommen".

Bei vielen Wohltätigkeits-Veranstaltungen treten Firmen als Sponsoren auf, eine Grenze zwischen idealistischen und geschäftlichen Motiven ist da schwer zu ziehen. Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das ein bundesweit bekanntes Spendensiegel vergibt, hat keine speziellen Einwände gegen den Fan Run. Auf der aktuellen Internetseite würden "die wesentlichen Fragen beantwortet". Aber er gibt zu bedenken: "Wer teilnimmt, ist nicht selbst Spender, sondern man gibt das Geld einem Unternehmen, das dann spendet." Letztlich bezahle man für das Eventerlebnis. "Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob einem das wichtig ist oder ob man einer Hilfsorganisation direkt spendet."

Beim FC Bayern selbst heißt es, es sei zur Kooperation gekommen, weil Nagels Firma und die Bild "mit der Idee eines Fan Runs" an den Verein "herangetreten" seien. Dem Klub sei zugesichert worden, das Geld fließe ausschließlich in Projekte zur Flüchtlingshilfe. "Deshalb hat der FC Bayern entschieden, diese einmalige Aktion gemeinsam mit der Bild-Zeitung und der Fanrun GmbH durchzuführen."

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SZ vom 06.10.2015/sekr
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