Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:"Die Bayern waren nicht so schlimm wie andere Vereine"

Der Historiker Schulze-Marmeling widerspricht damit Vorwürfen, der Verein habe seine Rolle in der Nazi-Zeit geschönt.

Der FC Bayern sei in der Zeit des Nationalsozialismus "nicht besser und nicht schlechter gewesen als andere Großvereine, die zumeist ganz im Sinne der Nazis arbeiteten". Das behauptet Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee und Publizist, in einem Artikel des Magazins Der Spiegel. Das positive Bild, das man bisher vom FC Bayern in der Nazi-Zeit hatte, fuße vor allem auf der Figur des jüdischen Präsidenten Kurt Landauer.

Dietrich Schulze-Marmeling, Autor des Buches "Der FC Bayern und seine Juden", widerspricht heftig: Der FC Bayern habe sich sehr wohl besser verhalten als andere Klubs. Und Herzogs angeblich neuen Erkenntnisse seien "asbach-uralt".

Auch den Vorwurf Herzogs, der FC Bayern habe die Stuttgarter Erklärung vom 9. April 1933 unterzeichnet, mit der sich der Verein verpflichtet habe, jüdische Mitglieder auszuschließen, relativiert Schulze-Marmeling. Es sei zwar richtig, dass die Bayern diese Erklärung unterschrieben hätten. Wichtiger sei jedoch, wie sie diese umgesetzt hätten.

"Da waren sie unter den Letzten, vielleicht waren sie sogar die Letzten", sagt Schulze-Marmeling im SZ-Interview. So hätte der Verein 1934 etwa einen Ältestenrat gegründet, "in dem jüdische Mitglieder sozusagen geparkt wurden". Erst im Sommer 1935 wurde der Paragraf 4 der Vereinssatzung verschärft, so Schulze-Marmeling, den so genannten Arierparagrafen. Aber das sei zum einen bereits bekannt, zum anderen ermöglichte der Paragraf "auch noch die Mitgliedschaft von Juden."

Außerdem so, Schulze-Marmeling, habe niemand behauptet, dass die Geschichte des FC Bayern während der Nazizeit eine Heldengeschichte war. "Aber die Bayern waren nicht so schlimm wie andere Vereine".

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