Gastspiel von Maccabi Tel Aviv:Hunderte Polizisten schützen israelische Basketballer und Fans

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450 Fans der Basketballer von Maccabi Tel Aviv verfolgten vor zwei Wochen das Spiel ihrer Mannschaft in Berlin. (Foto: Andreas Gora/dpa)

Beim Euroleague-Spiel des FC Bayern gegen Maccabi Tel Aviv im Olympiapark werden Hasskriminalität und Antisemitismus befürchtet. Warum die Partie dennoch nicht als „Hochrisikospiel“ eingestuft ist.

Von Martin Bernstein

Wenn am Donnerstag um 20.45 Uhr die Basketballer des FC Bayern München im SAP Garden im Olympiapark Maccabi Tel Aviv zum Euroleague-Spiel empfangen, werden wohl mehrere Hundert Polizistinnen und Polizisten dabei sein. Das Spiel gegen das Spitzenteam aus Israel gilt nicht erst seit den Amsterdamer Ausschreitungen vor einem Monat rund um ein Match der Maccabi-Fußballer aus Tel Aviv als besonders sensibel. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen sind geplant.

Welche das genau sind, möchte die Münchner Polizei lieber nicht verraten. Das sei eine Frage der Einsatztaktik, sagt ein Sprecher des Präsidiums am Dienstagabend. „Gewisse Absperrungen wird es sicher geben“, so Polizeisprecher Christian Drexler. „Örtlichkeiten und Ausmaß werden wie immer vor Ort nach den Erfordernissen entschieden.“ Nach SZ-Informationen könnten diese Absperrungen großräumig ausfallen.

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Ein heißer Draht zwischen den Vereinen und der Münchner Generalstaatsanwaltschaft soll die Sicherheit verbessern. Und das ist laut Sportfunktionären auch dringend nötig.

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Veranstaltungen mit Beteiligung israelischer Mannschaften – also auch der Basketballer aus Tel Aviv – haben vor dem Hintergrund des aktuellen Nahostkonflikts für die Münchner Polizei „grundsätzlich einen besonderen Sicherheitsfokus“. Verschärft hat sich die Situation durch die Ausschreitungen in Amsterdam. Seither gibt es verstärkt Anfeindungen und Übergriffe gegen israelische und jüdische Sportlerinnen und Sportler, die für Vereine mit dem Namen „Maccabi“ antreten. Das berichten auch Vertreter des gleichnamigen Münchner Klubs und des deutschen Makkabi-Verbandes.

Dennoch gilt die Begegnung der Münchner Bayern mit Maccabi Tel Aviv offiziell nicht als „Hochrisikospiel“. Denn für die Polizei ist das ein Begriff, der sich auf Fanrivalitäten bei Sportveranstaltungen bezieht. Mögliche Fälle von Hasskriminalität, von Antisemitismus und auch staatsschutzrelevante Delikte fallen nicht darunter. Die Polizei schließt derartige Vorkommnisse aber nicht aus – deshalb werden am Donnerstag auch Experten für politisch motivierte Kriminalität im Einsatz sein.

Israelfeindliche Szene in München macht auf sich aufmerksam

Als Maccabi Tel Aviv vor zwei Wochen bei Alba Berlin antrat, waren in der Bundeshauptstadt nach Polizeiangaben mehr als 1500 Beamtinnen und Beamte aufgeboten. Es gab Straßensperrungen und ein Versammlungsverbot rund um den Spielort und um das Mannschaftshotel des israelischen Teams. Im Vorfeld führte die Berliner Polizei sogenannte Gefährderansprachen. Potenziellen Störern aus der israelfeindlichen Szene wurde der Besuch des Spiels verboten. Zu größeren Zwischenfällen kam es nicht.

Die Situation in München sei mit der in Berlin nicht direkt vergleichbar, betont Polizeisprecher Drexler. In Berlin sei die Pro-Palästina-Szene deutlich größer. Drexler weiter: „Auch das dortige Konfrontationspotenzial der Aktivisten mit der Polizei haben wir in München bislang nicht erlebt.“

Die israelfeindliche Szene hat nach dem Abbau eines Protestcamps vor der Ludwig-Maximilians-Universität in den vergangenen Wochen zweimal mit Graffiti-Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Am ersten Adventssonntag versuchten Aktivisten nach SZ-Informationen auf einer Brücke über dem Isarring zwei Transparente zu platzieren. Die Polizei entfernte die Banner umgehend. Auf einem war die Parole „From the river to the sea palestine will be free“ zu lesen. Sie kann strafbar sein, wenn sie als Hamas-Slogan das Existenzrecht Israels bestreitet.

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Graffiti-Parolen werden an ein Universitätsgebäude in München und ein Siemens-Technologiezentrum in Garching gesprüht. Israelfeindliche Gruppierungen posten das Video anschließend im Internet.

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Der FC Bayern München hat seine Fans inzwischen gebeten, sich am Donnerstag auf „intensive Kontrollen an den Eingängen“ einzustellen und rechtzeitig da zu sein. Tickets müssten personalisiert sein, der Einlass sei nur mit Personalausweis oder Reisepass möglich: „Stimmen die Vor- und Nachnamen auf dem Ticket nicht mit denen des Nutzers überein, wird der Zutritt verweigert.“

Nur gut einen Kilometer vom Spielort entfernt begann am 5. September 1972 in der Connollystraße der Angriff eines palästinensischen Terrorkommandos auf die israelische Olympiamannschaft, bei der elf Israelis und ein deutscher Polizist getötet wurden. Bei Basketballspielen bietet die Ende September eröffnete Halle im Olympiagelände mehr als 11 000 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz, 7500 werden von der Polizei erwartet. Man rechne nicht mit der Anreise größerer Gruppen israelischer Fans, so der Polizeisprecher, der am Dienstagabend aber zugleich betont: Der Einsatz werde „ständig aufgrund aktueller Entwicklungen und Lagebewertungen nachjustiert. Dies findet momentan auch statt.“

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