"Domjeföhl" ist ein Wort, das man in München selten hört, aber in diesen Tagen liest. Es steht in der Ankündigung des Münchner Nachtclubs Ruby zu einem Abendevent am Unsinnigen Donnerstag in einer Woche. "Das (Domjeföhl) wolle mer in Minga reinlasse", steht dort geschrieben. "Ganz nach originaler Kölscher Tradition" sollen die Gäste im Ruby feiern, "wie die Narren am Rhein". Und dann noch: "Klar, dass zu diesem Anlass Kölsch über den Tresen gereicht wird."
Klar? Spätestens hier verwundert der Veranstaltungshinweis. Was geht hier ab? Es ist also selbstverständlich geworden, dass einen der rheinische Karneval mit seinem Jebräu und seinem Jeföhl bis in die bayerische Landeshauptstadt verfolgt?
Eigentlich konnte der Münchner stets davon ausgehen, dass seine Stadt noch ein sicherer Ort ist. Ein Ort, an dem er auf den Faschingsbällen noch von ihnen verschont ist: von den rheinischen und fränkischen Büttenrednern, deren Späße meist nur dazu gut sind, die Toleranzgrenze für schlechten Geschmack zu testen. Die ist spätestens dann erreicht, wenn man den ersten Schluck aus einem rheinischen Reagenzglas gemacht hat, dunkel oder hell befüllt, und mit einem Geschmack gesegnet, der an verdorbene Ziegenmilch (Alt) oder aufgewärmtes Wurstwasser (Kölsch) erinnert.
Ganz offenbar ist das Kölner Domjeföhl trotzdem gerade dabei, sich südlich des Frankenlands anzusiedeln. "Mer lasse den Dom in Kölle", heißt es zwar in einem Lied rheinischer Faschingsmenschen. Aber da ist eben nur das Jebäude gemeint, nicht das Jebräu und auch nicht das Jeföhl.
Und so schieben sie im Ruby am Faschingsdienstag gleich noch eine Karnevalssalve hinterher, von 16 bis 17 Uhr ist dort dann "Kölsch Happy Hour". Aua, könnte man denken. Oder eben: Augen zu und durch. So hätte seinerzeit ganz bestimmt der Monaco Franze gehandelt, hätte er - als Herr der sieben Meere durch den Münchner Fasching ziehend - Kölsch serviert bekommen: Dann schmeckts halt nach Wurstwasser, hätte er gsagt, a bisserl was geht immer.
