Fasangarten:Unruhe in der Amisiedlung

Fasangarten: Blöcke im Grünen: Die Siedlung war einst die Heimstatt für die in München stationierten Soldaten der US-Armee. Nun gehört sie größtenteils dem Bund.

Blöcke im Grünen: Die Siedlung war einst die Heimstatt für die in München stationierten Soldaten der US-Armee. Nun gehört sie größtenteils dem Bund.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Bundes-Immobilienanstalt will in der Wohnanlage am Perlacher Forst drei Blöcke abreißen und durch Neubauten ersetzen lassen. Schon jetzt ist klar: Für die betroffenen Bewohner werden die Mieten steigen

Von Hubert Grundner, Fasangarten

Mit Argusaugen und einer gewissen Sorge beobachten Bewohner und Lokalpolitiker die Veränderungen, die sich in der ehemaligen Amisiedlung gerade ankündigen. Auslöser ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), welcher nach wie vor der größte Teil der Wohnanlage am Perlacher Forst gehört: Sie hat eine Bauvoranfrage gestellt, die den Abriss von drei Gebäuden vorsieht, die durch Neubauten ersetzt werden sollen. Neben dem Eingriff in das Erscheinungsbild ist schon heute klar: Der Bund wird in den Häusern künftig eine deutlich erhöhte Miete verlangen.

Um diese Pläne zu erläutern, war Abteilungsleiterin Karin Missio-Däumling vom Portfoliomanagement der Bima in den Unterausschuss Bau, Planung, Wohnen des Bezirksausschusses 17 Obergiesing-Fasangarten gekommen. Ihr zufolge hat die Bima in der Amisiedlung 54 Gebäude im Bestand, 34 davon wurden bereits grundsaniert. Aus den verbleibenden 20 Gebäuden wurde das Haus 327 als Pilotprojekt ausgewählt. Das heißt: Es wurden dort ein neuer energetischer Standard, barrierefreie Wohnungen, andere Grundrisse, ausgebaute Dachgeschosse und kleinere Wohneinheiten im Hochparterre umgesetzt. Damit sollen Umzüge innerhalb des Quartiers künftig leichter ermöglicht werden.

Das ist die eine, die schönere Seite der Medaille. Die andere aber sieht so aus: Durch den Umbau gelangten die Bima-Verantwortlichen zu der Ansicht, dass wegen zu vieler Unwägbarkeiten ein Abriss der beantragten Gebäude und Neubauten deutlich kostengünstiger zu bewerkstelligen sein werden. Im Haus 327 habe beispielsweise die Statik nicht ausgereicht, um das Dach auszubauen. Aus diesen Gründen stelle die Bima die aktuelle Voranfrage.

Bei den zum Abriss vorgesehenen Häusern handelt es sich um die Gebäude 330, 331 und 332; die US-Armee hatte alle Häuser in der Siedlung durchnummeriert. Die entsprechenden Postanschriften lauten Pennstraße 1, 3 und 5 sowie Cincinnatistraße 44, 46, 48, 50, 52 und 54. Wie Missio-Däumling den BA-Mitgliedern erklärte, handle es sich dabei keineswegs um eine Luxussanierung. Vielmehr gehe es - unter anderem - um die Herstellung unterschiedlich großer Wohnungen.

Zudem werden die Gebäude von drei auf fünf Geschosse aufgestockt. Nur so lässt sich laut Bima das Projekt refinanzieren. Auf die künftigen Bewohner kommen höhere Ausgaben zu: Zurzeit betrage die Kaltmiete, wie im Unterausschuss hieß, im Durchschnitt etwa neun bis zehn Euro pro Quadratmeter. Die Kaltmiete in den neuen Blöcken ziele auf etwa zwölf bis 13 Euro ab. Allerdings stellte sich auf Nachfrage von Alois Schwarzhuber, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Wohnanlagen am Perlacher Forst und Tegernseer Landstraße (Iwap), heraus, dass die Kaltmiete in kleineren Appartements auch 16 Euro pro Quadratmeter betragen kann.

Nach Auskunft der Bima erfordert der Abriss und Neubau eines einzelnen Gebäudes etwa zwei Jahre; das Projekt kann nur sukzessive, eins nach dem anderen, erfolgen. Dabei sollen alle betroffenen Mieter bei der Bewerbung für die drei neuen Gebäude vorrangig behandelt werden. Die Bima will jedem Bestandsmieter in anderen Blöcken Ersatzwohnungen anbieten, ohne dass Mehrkosten entstehen.

Offene Fragen sah Iwap-Vertreter Schwarzhuber auch beim Thema ruhender Verkehr: So seien alle Parkplätze der Bima bereits vermietet. Mieter, die aus kleineren in größere Wohnungen umziehen wollen, teils mit bis zu vier Kindern, kämen somit nicht zum Zuge. Trotzdem ist laut Bima nicht daran gedacht, Tiefgaragen zu bauen. Diese seien teuer und stünden oft leer, hieß es zur Begründung. Überdies: Offenbar sind Erdgeschosswohnungen mit einem Gartenanteil vorgesehen. Gartenzellen würden aber nach Ansicht des Iwap-Sprechers den Siedlungscharakter und das Nachbarschaftsgefüge zerstören.

Der Bezirksausschuss stimmte in seiner Stellungnahme der Bauvoranfrage zu. Allerdings machte das Gremium sein positives Votum davon abhängig, dass sich die Bima zu den Zusagen an die Bewohner offiziell bekennt. Damit es nicht, wie Peter Mehling (Freie Wähler) anmerkte, in Adenauer-Manier einmal heiße: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Auch Carmen Muck (SPD) ging es darum, dass die Bewohner in ihre alten Wohnungen zurückkehren können. Gleichwohl stellte Fraktionssprecherin Birgit Knoblach (SPD) nüchtern fest: "Langfristig wird die Bima wohl noch mehr in der Amisiedlung verändern."

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