Fasangarten:Hohes Lob aus dem Rathaus

Bürgermeisterin Christine Strobl eröffnet das neue Haus der Kinder an der Lincolnstraße. Die Arbeiterwohlfahrt betreut dort im Erdgeschoss fast 190 Kinder, darüber sind 30 Betriebswohnungen entstanden

Von Hubert Grundner, Fasangarten

Ob die Einladung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) unter den Stadträten verlost worden ist? Es hätte sich gelohnt. Denn der Awo-Kreisverband München-Stadt gibt in der ehemaligen Amisiedlung gerade eine Antwort auf zwei der drängendsten Probleme in München: Zum einen wurde an der Lincolnstraße 58 k am Freitagnachmittag das neue Haus der Kinder offiziell eröffnet. Zum anderen, und das macht diesen Termin so besonders, hat die Awo beziehungsweise die Thomas-Wimmer-Stiftung dort gleich 30 neue Betriebswohnungen geschaffen.

Eröffnung Haus für Kinder in der Lincolnstraße (AWO München)

Begabter Nachwuchs: Mit einem Lied unterhielten die Buben und Mädchen die Gäste. Ansonsten waren die fünf Bläser von "Himpsl Brass" für die Musikzuständig. Bei "BruderJakob" hätten ihre Zuhörer wohl mitsingenkönnen, bei der "Internationalen" wohl eher nicht - eine Gaudi war's trotzdem.

(Foto: Florian Peljak)

Es gebe also zwei gewichtige Anlässe zu feiern, stellte Awo-Geschäftsführerin Julia Sterzer folgerichtig bei der Begrüßung der Gäste fest. Zu ihnen zählte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die sich darüber freute, dass die in die Jahre gekommene Vorläufer-Einrichtung nun durch einen Neubau ersetzt wurde. Wobei es letztlich aber, wie sie hinzufügte, auf die Menschen ankomme, die dort arbeiten. Bei ihnen bedankte sich Strobl ausdrücklich und entschuldigte sich halb dafür, dass diese während der Bauphase den Kindergarten in Containern weiterführen mussten. Doch diese Zeit ist nun überstanden, so wie die Stadt im Krippen- und Kindergartenbereich inzwischen überhaupt viel geschaffen habe.

Eröffnung Haus für Kinder in der Lincolnstraße (AWO München)

Neuer Kitaraum für die Kleinen.

(Foto: Florian Peljak)

Wofür die Bürgermeisterin auch ihre Kolleginnen und Kollegen im Rathaus lobte: "Die Stadträte haben dafür immer Geld gegeben, ohne mit der Wimper zu zucken." Investitionen, die in der Einrichtung auch einer integrativen Kindergruppe mit fünf Plätzen für Kinder mit Behinderung zugutekommen, was Strobl als "sehr, sehr schön" kommentierte.

Fast noch mehr Begeisterung entlockten der SPD-Politikerin aber die 30 Personalwohnungen, die im ersten und zweiten Stock des Hauses entstanden sind: "Ich finde es sehr gut, dass die Awo das hier macht." Denn gerade Beschäftigte mit niedrigeren Einkommen wie Polizisten oder Busfahrer, aber eben auch Erzieher und Erzieherinnen bräuchten bezahlbare Wohnungen. Deshalb verstehe sie nicht, dass der Stadt bei fast jedem Wohnungsbauprojekt sofort Gegenwind der Bürger entgegenbläst. "Wir können nicht wie im Mittelalter eine Mauer um die Stadt ziehen, um die Menschen davon abzuhalten hierherzukommen", sagte Strobl. Noch einmal zollte sie deshalb der Awo ihren Respekt, die schon öfter Wohnungen für ihre Bediensteten errichtet habe. "Das ist auch einen Applaus wert", ermunterte sie ihre Zuhörer, die dieser Aufforderung gerne folgten. Laut Pressesprecherin Anne Hübner verfügt die Awo momentan über 300 Personalwohnungen.

Eröffnung Haus für Kinder in der Lincolnstraße (AWO München)

Das neue Haus der Kinder an der Lincolnstraße.

(Foto: Florian Peljak)

Im neuen Haus für Kinder, das an die Stelle des maroden alten Domizils getreten ist, kommen ebenerdig wieder drei Gruppen unter. Insgesamt können dort 188 Mädchen und Buben im Alter bis zu zehn Jahren betreut werden. Dass die Einrichtung ursprünglich an der Perlacher Straße in Giesing untergebracht war, daran erinnerte Jürgen Salzhuber, der Vorsitzende der Münchner Awo. Nachdem sich aber 1994 bei Bohrungen herausgestellt hatte, dass der Boden auf dem Grundstück verseucht war, musste der Standort aufgegeben werden. Ein Einschnitt - drei Kinder waren an Krebs erkrankt -, der bei Salzhuber ganz offensichtlich auch heute noch bittere Erinnerungen hochkommen lässt. Kinder und Erzieher zogen jedenfalls in der Folge notgedrungen an die Lincolnstraße um.

Umso erfreulicher fällt nun die Bilanz aus, die Salzhuber nach dem rund 7,3 Millionen Euro teuren Neubau ziehen kann. Immerhin darf sich die Awo von den 30 Bedienstetenwohnungen - 15 im ersten und 15 im zweiten Stock - doch Vorteile für das Anwerben neuen Personals versprechen. Salzhuber bedankte sich auch ausdrücklich bei den Wirten der Oiden Wiesn, die der Thomas-Wimmer-Stiftung fast eine Viertelmillion Euro gespendet hätten. Insofern verstand jeder Salzhubers Wunsch: "Die Awo hätt' auch gern ein Wiesnzelt." Vielleicht richtet Christine Strobl das ja dem OB aus.

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