Familienpolitik:Besser als kostenlose Kinderbetreuung für alle

Das Haus für Kinder an der Preysingstraße in Haidhausen Gummistiefel Kindergarten

Die kostenlose Betreuung aller Kinder wäre ein Geschenk für Besserverdienende.

(Foto: Catherina Hess)

Es ist gut, dass die ursprüngliche Idee der SPD noch einmal überarbeitet wurde - und nun ein gerechter Kompromiss zur Abstimmung vorliegt.

Kommentar von Kassian Stroh

Es wäre das Paradies auf Erden für Münchens Familien: eine kostenlose Kinderbetreuung, von der Krippe bis zum Hort. So hatten sich das der Oberbürgermeister und die Stadtrats-SPD vorgestellt, auch die CSU sprang vor einem Jahr flott auf diesen Zug auf. Und es gäbe ja gute Gründe dafür. Das Leben in München ist teuer, für viele Familien kaum noch zu finanzieren. An den Mieten kann die Stadt nur wenig ändern, wohl aber an anderen Dingen. An den Kosten für den Nahverkehr zum Beispiel, sogar beim Preis fürs Wiesn-Bier, wie die CSU findet. Oder eben bei der Kinderbetreuung.

Sie kostenlos zu machen, ist eine auf den ersten Blick großartige Idee, die auf den zweiten Blick aber ein paar Haken hat. Wäre es nicht besser, das viele Geld zu investieren, um die Qualität der Betreuung zu verbessern? Wäre es nicht sinnvoller, die Kita-Gebühren nur für die zu senken, die es wirklich nötig haben?

Denn tatsächlich wäre eine generelle Befreiung vor allem ein Millionen-Geschenk für Besser- und Gutverdienende mit nur einem oder zwei Kindern. Das wäre nicht sozial. Die Gebühren orientieren sich in München bislang schon am Einkommen der Eltern, sie werden gestaffelt je nach dem, was sie verdienen. Und kinderreiche Familien werden bislang deutlich bevorzugt.

Es war gut, dass das Bildungsreferat die anfängliche Euphorie der Stadträte gedämpft hat. Die CSU will sich von der Idee der völligen Gebührenfreiheit noch nicht verabschieden. Aber die SPD hat sich nach einem Jahr Debatte intern auf einen sinnvollen Kompromiss geeinigt, über den im Herbst der Stadtrat entscheiden muss: Krippenplätze werden deutlich billiger, der Geschwisterrabatt bleibt.

Und vor allem: Die absurd niedrige Einkommensgrenze von 15 000 Euro im Jahr, von der an Gebühren verlangt werden, wird deutlich angehoben, auf 40 000 Euro, vielleicht sogar auf 50 000 Euro. Bleibt es dabei, werden die entlastet, für die das Leben in München tatsächlich eine Belastung ist; dann müssen die, die es sich leisten können, weiter zahlen. Das ist sozial, das ist gut, auch wenn so das Paradies auf Erden nur teilverwirklicht wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: