Natürlich schätzt der Münchner prominenten Besuch! Jeden Abend immer nur die gleichen gelangweilten Smartphone-Fummler am Odeonsplatz - das nervt. Immerhin war der Papst schon mal hier, bald kommt Justin Bieber und Michael Jackson schwebt auch heute Nacht wieder über dem Promenadeplatz.
Wenn es das Stadtmarketing nur etwas geschickter anstellen würde, so filmte bald Woody Allen in der Pagodenburg, Lars von Trier im Appartement von Rainer Langhans und Quentin Tarantino im Schlachthofviertel. Aber so schaut eben nur Donald Duck vorbei.
Im aktuellen Micky-Maus-Heft - ja, das gibt es immer noch - streift der mittlerweile auch vom Feuilleton hochgeschätzte Erpel auf seiner Deutschland-Tour Glockenspiel, Fischbrunnen und Oktoberfest.
Gut, es wäre spannender gewesen, wenn ein Zeichner mal aus dem Lehel Gotham City gemacht hätte, aus dem Oskar-von-Miller-Gymnasium das Hogwarts-Internat oder wenn wenigstens ein verirrter Film-Hobbit den Stachus lahmgelegt hätte. Aber so ist München eben nur Entenhausen und das trifft es ja auch ganz gut.
Im Comic jedenfalls sucht Familie Duck nach dem Tarn-und-Tuxis-Schatz, zu mehr Wortwitz reicht es nicht. Und weil Donald-Zeichner Jan Gulbransson, 63, in Haidhausen lebend sowie Enkel des Simplicissimus-Karikaturisten Olaf Gulbransson, seine Feder unter dem Label "Disney" schwingt, finden sich im Heft weder Fliegerbomben noch Nackerte.
Bubble-Tea statt Wiesn-Bier
Alles verharrt brav im bayerischen Lederhosen-, Brez'n- und Lebkuchenherzen-Klischee. Christian Ude und Franz Beckenbauer haben einen Gastauftritt, der im direkten Vergleich mit Stan und Ollie in Asterix-Band 23 jedoch gänzlich saftlos daherkommt.
Überhaupt: Der Saft! Ein Kindercomic mit Münchner Bier zu tränken, das ist in Zeiten von Fahrradhelm und Baby-Überwachungs-App undenkbar. Das wäre ja so, als würde man Lucky Luke wieder eine Selbstgedrehte anstecken.
Deshalb darf sich der zahnlose Donald am Titel auch lediglich mit einer Art Bubble-Tea beschickern, was bei Schwabinger Muttis gut ankommen dürfte, im Schottenhamel allerdings nicht. Doch am Ende ist dem Münchner eh alles wurscht, denn dass es bei ihm am schönsten ist, das weiß er ja schon. Ente süß-sauer jedenfalls war noch nie sein Geschmack.