Süddeutsche Zeitung

Falsch verbunden:"Ich soll mir auf den Namen nichts einbilden"

Keine Freikarten vom Tourmanager, Frust bei den Automechanikern, Witze der Friseurin - ein Anruf bei Monika Gruber, Rentnerin

Interview von Gerhard Fischer

Wie ist es, ein Leben mit dem gleichen Namen wie eine berühmte Persönlichkeit zu führen? In einer Interviewserie fragen wir nach. Ein Anruf also bei Monika Gruber, Rentnerin.

SZ: Frau Gruber, sind Sie denn schon oft mit der Kabarettistin Monika Gruber verwechselt worden?

Monika Gruber: Ach, ich sag's Ihnen - die Leute reagieren schon merkwürdig, zum Beispiel wenn ich bei Handwerkern, im Kaufhaus oder im Hotel meinen Namen sage. Wenn sie dann merken, dass ich es nicht bin, sagen sie oft über die Kabarettistin: ,Gäh, die is witzig'. Manche schauen komisch, wahrscheinlich auch deswegen, weil ich ihr gar nicht ähnlich sehe. Ich habe lockige Haare und bin auch kleiner. Apropos Haare: Meine Friseurin sagte mal, sie würde am Abend ihrem Freund erzählen, dass heute Monika Gruber bei ihr beim Haareschneiden war. Aber die witzigste Story habe ich in der Autowerkstatt erlebt.

Bitte.

Ich hatte ein Problem mit meinem Auto und habe in der Werkstatt angerufen: ,Hier Monika Gruber, ich bräuchte einen Termin.' Ich hab dann einen gekriegt und bin mit dem Auto vorgefahren ...

Und?

Der Mechaniker kommt auf mich zu, mustert mich - und ist dann enttäuscht. ,Sie san des', sagt er dann, ,jetzt hab ich der ganzen Werkstatt gesagt, die Monika Gruber kommt mit ihrem Corsa!'

Haben Sie nach diesen Erfahrungen Ihr Verhalten geändert?

Damit es keine blöden Bemerkungen gibt, sage ich jetzt am Telefon nur den Nachnamen und bei Behörden, die den Vor- und Nachnamen brauchen, meistens: ,Monika Gruber, wie die Kabarettistin.' Einmal bin ich übrigens auch in einem Film aufgetaucht.

Erzählen Sie.

Ich bin seit 2015 in Rente, aber zuvor habe ich in der Universitätsbibliothek gearbeitet. Medizinstudenten haben mal einen internen Film gedreht, auch bei mir in der Bibliothek. Und da bin ich dann einmal kurz mit dem Bücherwagen durchs Bild gefahren. Am Ende haben sie bei den Mitwirkenden die Professoren und so weiter aufgeführt - und Monika Gruber. Das war halt reizvoll, diesen Namen zu erwähnen.

Haben Sie die Kabarettistin jemals getroffen oder mit ihr geredet?

Nein, aber einmal wollte ich zu einer Veranstaltung von ihr gehen, aber alle Vorstellungen des Jahres waren ausverkauft. Da habe ich ihr einen Brief geschrieben - ich wäre interessiert, hätte aber Probleme, Karten zu bekommen. Da hat ihr Manager bei mir angerufen und gesagt: Ich soll mir auf den Namen nichts einbilden. Es gebe viele, die so hießen, und es seien schon mehrere Monika Grubers in den Veranstaltungen gewesen. Er hat mir dann aber doch zwei Karten geschickt. Ich musste sie zahlen und bin mit meiner Nichte zu Monika Gruber in den Circus Krone. Wir haben dort zwei Stunden sehr gelacht.

Das heißt, Sie finden Ihre Namensvetterin gut?

Die Veranstaltung im Circus Krone war gut, auch wenn es manchmal haarscharf an der Grenze war.

An welcher Grenze?

Na, an der Gürtellinie. Unter der Linie mag ich es nicht. Ich finde auch, dass sie in den Filmen nicht die besten Rollen hat. Manchmal werden ihre Figuren ausfallend.

Sie sind also in Ihrem Film in der Uni-Bibliothek nicht ausfallend geworden?

(lacht) Ich hab' in diesem Film ja gar keinen Ton gesagt, ich hab' nur mein Bücherwagerl geschoben. Aber Humor hätte ich schon ein bisschen. Und was meine Namensgleichheit mit Monika Gruber angeht: Ich bin älter - ich war also als Erste da.

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Quelle:
SZ vom 18.05.2019
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