Süddeutsche Zeitung

Fall Valery Gergiev:München hält an umstrittenem Dirigenten fest

Eigentlich habe der Maestro "eine Abmahnung verdient", tönt es aus dem Rathaus. Doch die Stadt München will den Vertrag mit dem in die Kritik geratenen Stardirigenten Valery Gergiev einhalten. Die Personalie sorgt derweil weiter für Streit.

Die Stadt München hält an dem umstrittenen russischen Dirigenten Valery Gergiev als künftigem Chef der Münchner Philharmoniker fest. Kulturreferent Hans-Georg Küppers sagte am Rande einer Stadtratssitzung am Mittwoch, er sehe nach Gergievs Klarstellungen "absolut keinen Grund, den Vertrag nicht einzuhalten".

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) erklärte, er halte die "missverständlichen" und "unglücklichen" Äußerungen Gergievs gegen Homosexuelle im Wesentlichen für ausgeräumt. Die städtischen Antidiskriminierungsgrundsätze seien für alle Mitarbeiter verbindlich. Diese "Null-Toleranz"-Politik gelte auch für Gergiev, sagte Ude in der Debatte über einen Dringlichkeitsantrag von ÖDP, Freien Wählern und Bayernpartei.

Thomas Niederbühl, Stadtrat der schwul-lesbischen Wählerinitiative "Rosa Liste", warnte davor, die Sache zu verharmlosen. In Gergievs Äußerungen auf einer Pressekonferenz am Dienstag spiegele sich genau jene Propaganda, die unter dem Vorwand des Kinderschutzes Hass auf Homosexuelle schüre. Gergievs zum Teil ausweichende Einlassungen seien "sehr, sehr unbefriedigend". Eigentlich habe der Maestro "eine Abmahnung verdient".

Der renommierte Dirigent und Chef des St. Petersburger Mariinski-Theaters soll 2015 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker werden. Er hatte sich am Dienstag von angeblichen Äußerungen gegen Homosexuelle distanziert und den Vorwurf zurückgewiesen, er habe Homosexualität und Pädophilie gleichgesetzt. Zu dem umstrittenen Anti-Schwulen-Gesetz in seiner russischen Heimat äußerte er sich nicht konkret.

Stattdessen lobte er die Kulturpolitik Wladimir Putins, als dessen Freund Gergiev gilt. Vor einem Konzert Gergievs in der Münchner Philharmonie am Mittwochabend wollten Aktivisten der schwullesbischen Szene gegen die Politik des russischen Präsidenten Putin demonstrieren.

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