Fakten-Karte zu Münchens geplanter dritter Startbahn:Drehkreuz, Dreckschleuder, Wachstumsmotor

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Wie viel Flughafen verträgt die Region München? Deutschlands zweitwichtigstes Luftfahrt-Drehkreuz boomt, jetzt stimmen die Bürger der Stadt über die geplante dritte Start-und-Landebahn ab: das umstrittenste Großbauprojekt in Süddeutschland seit Stuttgart 21. SZ-Datenjournalisten zeigen auf einer exklusiven Karte, wie viel Lärm, Abgase, Gestank und Wertverlust der Ausbau für die Region mit sich bringen würde - und was Befürworter und Gegner sagen.

Nach jahrelangem Streit haben jetzt die Münchner die Wahl: Soll der Flughafen im Nordosten der Metropole eine dritte Start-und-Landebahn bekommen? Das Drehkreuz des Luftverkehrs, das zweitwichtigste in Deutschland, ist für die einen ein Wachstumsmotor für die ganze Region - für die anderen eine Dreckschleuder, sie fürchten noch mehr Lärm, Gestank und Abgase. Anwohner sorgen sich um den Wert ihrer Grundstücke. Doch wie schlimm wird es wirklich? Wie, fragen sich viele Bürger der Stadt, soll man beim Bürgerentscheid am 17. Juni abstimmen?

ExklusivLärm, Schadstoffe und mehr
:Diese Folgen hat die dritte Startbahn

Die dritte Start-und-Landebahn am Münchner Flughafen ist das umstrittenste Großbauprojekt in Süddeutschland seit Stuttgart 21. Doch wie viel Lärm, Gestank und Abgase werden die Anwohner wirklich plagen? SZ-Datenjournalisten zeigen auf einer exklusiven interaktiven Karte erstmals übersichtlich, welche Folgen der Ausbau den offiziellen Angaben zufolge haben wird - und was Befürworter und Gegner zu den Prognosen sagen.

Die SZ hat in einem exklusiven Datenjournalismus-Projekt die offiziellen Planungsunterlagen analysiert und neu aufbereitet Auf der interaktiven Grafik ( zur Karte...) werden die Folgen des geplanten Ausbaus offensichtlich: Ja, der sogenannte Dauerschallpegel wird stärker werden. Ja, Grundstücke werden an Wert verlieren. Ja, es werden am Ende mehr Abgase und mehr Kerosingestank in die Luft geblasen. Das machen auch die offiziellen Angaben klar, auf denen die Karten basieren.

Aber wiegen diese Nachteile so schwer, wie es die Kritiker des Projekts behaupten? Überwiegen nicht die Vorteile eines boomenden Welt-Airports?

Und noch mehr Fragen tun sich beim Blick auf die Karte auf: Sind die Berechnungen aus dem Planungsverfahren wirklich akkurat? Was sagen die Befürworter und Gegner zu den Lärm- und Schadstoffprognosen, zur Entschädigungspraxis für die Anwohner?

Pro und Contra - beide Seiten kommen zu Wort

Jetzt kann sich jeder vor dem Münchner Bürgerentscheid in anderthalb Wochen selbst ein Bild machen. Die SZ beantwortet in der Grafik die zentralen Fragen zu den Daten - und lässt sie von beiden Seiten kommentieren. Josef Schwendner, Leiter des Konzernbereichs Recht und Compliance der Flughafen München GmbH (FMG), erklärt die Perspektive seines Konzerns: Was der Bau der dritten Start-und-Landebahn der Region bringen könnte, wieso die Belastungsprognosen akkurat seien und die Regelungen für das Umland angemessen. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl, der führende Kritiker des Ausbaus, hält dagegen und kritisiert das Vorgehen der Betreiber.

Unabhängig, welcher Seite man sich am 17. Juni anschließt - eine skurril wirkende Besonderheit der Abstimmung ist, dass ausgerechnet jene Menschen nicht abstimmen dürfen, die vom Ausbau betroffen wären: die Menschen in den Landkreisen Freising und Erding. Die Abstimmung läuft nur in der bayerischen Landeshauptstadt München. Denn sie ist neben dem Freistaat Bayern und dem Bund zu 26 Prozent an der FMG beteiligt. Damit hat sie faktisch ein Vetorecht über das Projekt.

Eigentlich dürfte die dritte Start-und-Landebahn seit vergangenem Jahr gebaut werden, doch der Bürgerentscheid in der Stadt München und mehrere Klagen haben dazu geführt, dass es noch nicht losgeht. Die bayerische Staatsregierung hat auf Empfehlung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs beschlossen, erst mit dem Bau zu beginnen, wenn die Richter über die Klagen entschieden haben. Und Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat erklärt, sich in den FMG-Gremien so zu positionieren, wie die Münchner entscheiden.

Wieso die Bürger über Ude und die Staatsregierung mitentscheiden

Konkret müssen die Wähler bei dem Entscheid in anderthalb Wochen drei Fragen beantworten. Erstens die der Ausbau-Befürworter: "Sind Sie dafür, dass die Stadt München in den zuständigen Gremien (...) zustimmt?". Zweitens die der Gegner: "Stimmen Sie dafür, dass die Landeshauptstadt München alle ihre Möglichkeiten (...) nutzt, um den Bau (...) zu verhindern"? Und drittens eine Stichfrage, falls überraschend beide Antworten eine Mehrheit bekommen. (Fragen und Antworten zur Abstimmung...)

Teilnehmen müssen mindestens zehn Prozent der Stimmberechtigten, insgesamt knapp 104.000 Wähler - wonach es derzeit aussieht. Würde diese Zahl verfehlt, wäre die Stadt nicht an das Ergebnis gebunden, und der ausbaufreundliche Stadtrat würde Ude vermutlich ein Ja zum Ausbau empfehlen. Ude ist als bayerischer SPD-Spitzenkandidat für 2013 in einem Dilemma angesichts des Protests im Umland. Obwohl auch er eigentlich ein Befürworter ist, würde er sich einem erfolgreichen Bürgerentscheid gegen das Projekt beugen. Nicht zu reden davon, dass auch die bayerische Staatsregierung aus CSU und FDP eine Niederlage erleiden würde. (Details zu politischen Hintergründen...)

Der Ausbau des Münchner Flughafens ist das umstrittenste Großbauprojekt in Süddeutschland seit Stuttgart 21. Die Münchner werden am Sonntag in einer Woche ein gewichtiges Wort nicht nur über die Zukunft ihres Flughafens, sondern auch über Politik in Bayern haben - durch die SZ-Karte (anzeigen...) können sie sich nun selbst ein Bild machen, um was es inhaltlich geht.

Interaktive Programmierung: Thomas Hümmer, Maximilian Ruppert, Astrid Müller und Sophie Kaiser. Recherche/Konzeption: Birgit Kruse und Stefan Plöchinger

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