Fahrradverleih der MVG:Radeln gegen den Stau

Fahrradverleih der MVG: So soll das Fahrradmietsystem der MVG aussehen.

So soll das Fahrradmietsystem der MVG aussehen.

Konkurrenz für "Call a Bike" und "Nextbike": Direkt an den U- und S-Bahn-Stationen will die Münchner Verkehrsgesellschaft von Mitte 2015 an Fahrräder bereitstellen. Wie der Mietservice funktioniert - und was er kosten soll.

Von Marco Völklein

Ein gutes Jahr hat es gedauert, nun stehen konkrete Details zum neuen Verleihsystem der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) fest. Das städtische Verkehrsunternehmen will in naher Zukunft ein Netz an Verleihstationen errichten. Am Dienstag wird sich der Stadtratsausschuss für Arbeit und Wirtschaft damit befassen und wohl den Startschuss geben. Von Mitte 2015 an werden die Münchner die Räder dann nutzen können. Hier erste Details.

Die Idee

Nicht nur, um die Probleme mit Lärm und Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen, will die Stadt umweltfreundliche und platzsparende Formen der Fortbewegung fördern. Deshalb hat sie die MVG beauftragt, ein eigenes Radverleihsystem aufzuziehen. So sollen mehr Leute zum Umstieg vom Auto aufs Fahrrad und den öffentlichen Nahverkehr bewogen werden.

Das System

Insgesamt will die MVG 1200 Fahrräder anbieten. Wer diese mieten will, muss sich zuvor registrieren. Die MVG wird sie an festen Stationen anbieten, innerhalb eines definierten Geschäftsgebiets sollen die Nutzer die Räder aber auch frei abstellen können. Die Fahrräder sind mit GPS ausgestattet und können so leicht geortet werden; Kunden können dann im Internet oder über eine Smartphone-Anwendung die Velos finden. An den Rädern ist ein elektronisches Schloss montiert. Mit einem Code, der den Kunden per Handy übermittelt wird, lässt es sich öffnen.

Die Fahrräder

Die Velos sollen "Unisex-Fahrräder" sein. Und mit einem "niedrigen Einstieg", acht Gängen, Gepäckträger und einem "leicht verstellbaren Sattel" versehen sein - nutzbar für Personen zwischen 1,50 und zwei Metern Körpergröße. Lichtanlage und Kettenschutz sind ebenfalls eingeplant. Am Donnerstag vergangener Woche hatte die MVG an der Münchner Freiheit einige Fahrräder präsentiert - dort soll eine der ersten Verleihstationen errichtet werden. Doch das waren lediglich ein paar mit MVG-Logo beklebte Dummy-Räder. CSU und Grüne hatten zuletzt gefordert, auch Lastenräder und Elektrobikes anzubieten. Das aber lehnt die MVG ab. Es sei nicht praktikabel.

Die Stationen

Im ersten Schritt will die MVG stadtweit 110 Stationen errichten, am Ende sollen es 125 werden, hauptsächlich an U- und S-Bahnhöfen, aber auch an Verwaltungseinrichtungen und Touristenzielen. Außerdem wird es einige Stationen in Wohnquartieren geben, zum Beispiel in Sendling oder in Neuhausen-Nymphenburg. Ebenso im Englischen Garten: etwa am Chinesischen Turm und am Seehaus. Dafür müssen stadtweit 60 Kfz-Stellplätze weichen.

Tarife, Betreiber, Kosten

Die Tarife

Wer ein MVG-Rad nutzen will, wird künftig zehn Cent pro Minute zahlen. Abgerechnet wird minutengenau, versprechen die Planer. Vielnutzern will das Unternehmen ein Jahresabo anbieten, für vier bis fünf Euro pro Monat. Das erlaubt dann eine kostenfreie Nutzung von bis zu 30 Minuten täglich. Zudem soll es Rabatte geben etwa für Studenten oder Kunden, die ein Jahreskarten-Abo der MVG haben. Damit würden die Kosten leicht über denen der Deutschen-Bahn-Tochter "Call a Bike" sowie des Leipziger Unternehmens Nextbike liegen; beide bieten seit Jahren auf eigene Rechnung einen Radverleih in München an. Allerdings ist der Preisvergleich knifflig, weil die Firmen unterschiedliche Tarifsysteme haben. Wer bei der MVG das Rad nach der Nutzung an einer der 125 Stationen abstellt statt es innerhalb des Geschäftsgebiets auf der Straße stehen zu lassen, soll zudem einen Nachlass erhalten.

Der Betreiber

Die Wartung der Fahrräder und den laufenden Betrieb will die MVG nicht selbst übernehmen. Dazu hat sie in den vergangenen Monaten per europaweiter Ausschreibung einen Betreiber gesucht. Wer im Rennen ist, dazu äußert sich die MVG derzeit nicht. Dem Vernehmen nach sind auch Call a Bike und Nextbike dabei. Der Betreibervertrag mit der MVG läuft über zehn Jahre.

Der Start

Geplant ist, die ersten Fahrräder von Mitte 2015 an anzubieten - und zwar von Anfang an die volle Zahl von 1200 Rädern. Allerdings kann es gut sein, dass bis dahin noch nicht alle 125 Stationen errichtet sein werden. Das Problem soll über "virtuelle Stationen" gelöst werden. Das heißt: Die Nutzer stellen die Räder dann einfach so vor dem U-Bahnhof ab und melden sie via Smartphone ab - das System registriert das dann als "abgestellt an der Station". Bereits einen Monat vor dem eigentlichen Start soll es einen Testbetrieb geben: Eine Gruppe ausgewählter Nutzer kann dann rund 100 Räder nutzen. Dann wird sich zeigen, ob alles ohne Probleme funktioniert.

Die Kosten

Insgesamt lassen sich Stadt und MVG das Ganze knapp sieben Millionen Euro kosten - darin enthalten sind unter anderem die Ausgaben für die Räder, die Errichtung der Stationen und das Computersystem. Hinzu kommen Betriebskosten von acht Millionen Euro über die gesamte Laufzeit von zehn Jahren. Die MVG-Planer kalkulieren damit, dass diese zumindest am Anfang nicht durch die Einnahmen aus der Vermietung getragen werden können. Ein "knapp betriebskostendeckendes" Ergebnis werde wohl erst ab dem fünften Betriebsjahr zu erreichen sein, heißt es.

Die Zukunft

Wenn das Ganze gut anläuft und bei den Münchnern ankommt, könnte das Verleihsystem in ein paar Jahren auf alle Stadtbezirke ausgedehnt werden. Die Planer wollen aber prüfen, ob eventuell auch Neubaugebiete sofort erschlossen oder zusätzliche Verleihstationen errichtet werden, etwa bei Firmen auf deren Privatgrund. Dazu lägen bereits zahlreiche Anfragen vor.

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